Die fünf Beuten

Ist der Mensch dem Mond so ähnlich! - Er erscheint am Monatsanfang wie ein Neugeborener. Dann wird er größer, bis er in der Monatsmitte am größten erscheint, bzw. Vollmond wird, der sehr klar sichtbar ist und (den Menschen) viel Nutzen anbietet. Dann dauert es nicht lange, bis er rückschrittlicher weise zu seinem schwachen Zustand zurückkehrt, bis er das niedrigste Greisenalter vor dem Monatsende erreicht und anschließend ausgegangen ist und verschwindet, damit ein neuer Halbmond erscheint und eine neue Zeit beginnt.

So ist der Mensch auch! - Er kommt zur Welt arm und nackt. Dann wächst er auf, bis er seine Vollreife erlangt und das durch seine Jugend hindurch bis zum vierzigsten Lebensjahr:

"Wenn er dann schließlich (herangewachsen und) mannbar geworden ist und das Alter von vierzig Jahren erreicht hat, sagt er: "...Mein Herr, sporne mich an, dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast, und (sporne mich an,) Rechtes zu wirken, das Dir Wohlgefallen mag. Und lass mir meine Nachkommenschaft rechtschaffen sein. Siehe, ich wende mich zu Dir, und ich bin einer der Gottergebenen." [al-Ahkaf, 46: 15]

Dann beginnt der Frei fall aufs Neue, bis der Mensch zur letzten Station ankommt, die des niedrigsten Greisenalters, wenn Allah so will, dass er sie erreicht. In dieser Station wartet er auf die Karawane des Zerstreuens der Freuden, der alle Menschen in jenes Haus führt, das jeder betreten muss, ob er will oder nicht. Von heute auf morgen verschwindet der Mond seines Lebens, damit auf ihn der Mond eines neues Lebens aufkommt, dessen Bestimmung nur Allah, der Erhabene, weiß. - Es ist das Leben nach dem Tod.


"Ihr Menschen! Wenn ihr wegen der Auferweckung (der Toten) im Zweifel seid (so bedenket): Wir haben euch (ursprünglich) aus Erde geschaffen, hierauf aus einem Tropfen (Sperma), hierauf aus einem Embryo, hierauf aus einem Fötus, wohlgestaltet oder auch ungestaltet, um euch Klarheit zu geben. Und wir lassen, was wir wollen, bis zu einer bestimmten Frist (im Mutterleib) verweilen. Hierauf lassen wir euch als Kind (aus dem Mutterleib) herauskommen. Hierauf sollt ihr (heranwachsen und) mannbar werden. Und der eine von euch wird (frühzeitig) abberufen, ein anderer erreicht das erbärmlichste Greisenalter, so dass er, nachdem er (vorher) Wissen gehabt hat, nichts (mehr) weiß. Und du siehst, dass die Erde erstarrt ist (und kein Leben mehr zeigt). Wenn wir dann Wasser (vom Himmel) auf sie herabkommen lassen, gerät sie (mit ihrer Vegetation) in Bewegung, treibt und lässt allerlei herrliche Arten (von Pflanzen und Früchten) wachsen." [al-Haj 22: 5]

Wer sich das Leben des Menschen und das des Mondes ansieht, stellt fest, dass die Tage und Nächte der gemeinsame Nenner zwischen beiden sind. Jeder Tag, der vergeht, kommt bis zum jüngsten Tag nie zurück. Deswegen spornte uns der Gesandte Allahs, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf Ihm, uns an, unsere Lebenszeit auszunutzen.

"Du sollst fünf vor fünf erbeuten: deine Jugend vor deinem Alter, deine Gesundheit vor deiner Krankheit, deinen Wohlstand vor deiner Not, deine Freizeit vor deiner Beschäftigung und dein Leben vor deinem Tod" [al-Hakim und al-Albani sagte: Ein richtiger Hadith]

Der Prophet, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf ihm, bezeichnete diese fünf Zustände als Beuten, als wäre der Mensch in einem Krieg gegen die Zeit, weil die Zusammenhang zwischen all den genannten Sachen die Zeit ist. Vom Jugend- bis zum Alterszustand ist eine Zeit; vom Gesundheits- bis zum Krankheitszustand ist eine Zeit; vom Wohl- bis zum Notzustand ist eine Zeit; vom Freizeit- bis zum Beschäftigungszustand ist eine Zeit; vom Lebens- bis zum Todeszustand ist eine Zeit. Die Summe all dieser Zustände ist das Leben des Menschen. Also entweder erbeutet er es oder verliert er es. Die Jugend ist eine Beute, die das Alter verdirbt; die Gesundheit ist eine beute, die die Krankheit verdirbt; der Wohlstand ist eine Beute, die die Armut verdirbt; die Freizeit ist eine Beute, die die Beschäftigung verdirbt; das Leben ist eine Beute, die der Tod verdirbt. Soviel sind die Beuten, aber wo sind diejenigen, die sie nehmen.

Deine Jugend vor deinem Alter

Viele junge Menschen befreien sich in ihrer Jugend von allem und fallen in die Selbstgefälligkeit, erinnern sich nicht daran, dass der Tod jeden Genuss unterbricht und jede Lust verdirbt und dass er ohne Warnung jeden trifft. Trotzdem geben sie sich jede Mühe, um immer noch ins Spielen und Verplaudern zu versinken, und haben keine Ahnung, bis ihnen die Seele in der Kehle gurgelt und sie sich umsehen, ob ihnen irgendjemand hilft oder sie heilt.

"Die Erfüllung dessen, was sie sich wünschen, wird ihnen unmöglich gemacht, wie das früher bei Ihresgleichen geschehen ist. Sie hegten (in ihrem Erdenleben) bedenkliche Zweifel (an der Wahrheit der göttlichen Botschaft)." [Sabaa 34: 54]

Zuvor wurde ihnen die Chance solange angeboten, bis sie alt sind, aber sie verbrachten die Zeit am Spielen und Verplaudern. Die Tage und Jahre vergehen. Sie stellen es fest, erst wenn sie alt werden. Da nutzt kein bedauern mehr.

Abu Huraira berichtete über den Gesandten, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf Ihm:

"Dem gegenüber ist Allah entschuldigt, wem Er den Tod verzögert, bis dieser sechzig wird"

Die Gelehrten sagten: Dies bedeutet: Allah lässt ihm keine Entschuldigung übrig, da Er diese ganze Zeit gab.

Und deine Gesundheit vor deiner Krankheit

Viele gesunde Menschen werden von der Krankheit überfallen, bevor sie sich davor schützen können. Sie sind zweier Arten: Entweder gehören sie zu denjenigen, die körperlich krank werden und daraufhin nicht in der Lage, die Anbetungsakte zu verrichten, wobei sie vorher gesund waren und es nicht getan haben und in dem Moment wünschen, sie hätten ihre Gesundheitstage nicht verpasst. Oder gehören sie zu denjenigen, die unter der Krankheit der Achtlosigkeit leiden und deren Herzen infolgedessen so krank werden, dass sich die Sünden darauf häufen und zu einer Art Rost- oder Schmutzschicht werden, die man nicht loswerden kann.

"Aber nein! Was (an schlechten Taten) begangen haben, hat sich ihnen (wie Rost oder eine Schmutzschicht) aufs Herz gelegt" [al-Mutaffifin, 14]

Wie könnte sich so ein Mensch in so einem Zustand nachholen, (Außer wenn Allah es will), nach dem er sein Leben in den schlechten Wünschen und schlimmen Eigenschaften verbracht hat? Er stellt es fest, erst wenn er im Todesbett liegt, nachdem er sich selbst dem Teufel verkauft hat.

"(...) dass ja keine Seele sage(n muss): "O welch gramvolle Reue für mich wegen dessen, was ich (an Pflichten) gegenüber Allah vernachlässigte. ich gehörte ja wirklich zu den Spöttern." Oder dass sie nicht etwa sage(n soll): "Wenn Allah mich nur rech geleitet hätte, würde ich bestimmt zu den Gottesfürchtigen gehören." Oder dass sie nicht etwa, wenn sie die Strafe sieht, sage(n soll): "Wenn ich doch nur eine (Möglichkeit zur) Wiederholung hätte, dann würde ich zu den Gutes tuenden gehören."" [az-Zumur, 56-58]

Und deinen Wohlstand vor deiner Not

Viele reiche Menschen werden von den Heeren der Armut angegriffen, bevor sie die Schatzkammer seines Jenseits gefüllt haben. Sie haben nie darauf geachtet, woher ihr kommt. Sie haben keine Möglichkeit verpasst, für ihre Genüsse und Gelüste auszugeben. Aber die Almosen und guten Zwecke haben nie Anteil in seinen Ausgaben gehabt. Der Gesandte Allahs, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf ihm, sagte:

"Die Füße eines Dieners werden sich (vom Abrechnungsplatz) nicht bewegen, bis er nach vier Sachen gefragt wird." Darunter erwähnte er: "(...) und nach seinem Geld: Woher er es hatte und wofür er es ausgegeben hat" [at-Tirmidhi, al-Albani sagte: Ein richtiger Hadith]

Der Reiche ahnt von nichts, bis er mit leeren Händen in den Klauen der Armut steckt.

"Wir haben sie geprüft, wie wir die Besitzer des Gartens prüften, als sie schwören, sie würden ihn bei Tagesanbruch abpflücken, und nicht(s) ausnahmen. Da ging darin Verheerendes von deinem Herrn umher, während sie schliefen, und er war dann am Morgen wie abgepflückt. Da riefen sie bei Tagesanbruch einander zu: "Geht in der Morgenfrühe zu eurer Pflanzung, wenn ihr pflücken wollt." Da zogen sie los und flüsterten dabei einander zu: "In ihn soll heute ja kein Armer zu euch hineingelangen." Und sie gingen hin in der Morgenfrühe, zum Verwehren bereit. Als sie ihn aber sahen, sagten sie: "Wir haben uns fürwahr geirrt. Nein! Vielmehr entbehren wir alles." Der Mittlere von ihnen sagte: "Habe ich nicht zu euch gesagt: Würdet ihr doch Allah preisen!" Sie sagten: "Preis sei unserem Herrn! Wir waren gewiss ungerecht." Da wandten sie sich einander zu, sich gegenseitig tadelnd. Sie sagten: "O wehe uns! Wir pflegten ja das Maß (an Frevel) zu überschreiten. Vielleicht wird unser uns zum Tausch dafür einen besseren (Garten) als ihn geben! gewiss, nach Allah steht unser Begehren." So ist die Strafe; aber die Strafe des jenseits ist wahrlich größer, wenn sie nur wüssten." [al-Qalam, 17-33]

Und deine Freizeit vor deiner Beschäftigung

Viele Menschen haben keine Beschäftigungen und keine Verantwortungen auf der Schulter und verfügen über eine Menge Zeit aber wissen es nicht einzuschätzen. Vielmehr haben sie ihre Zeit in den Spielen, Freuden, Abendgesellschaften und Reisen verschwendet. Sie haben sich damit beschäftigt, was eigentlich nicht beschäftigungswürdig ist. Es trafen sie die Pfeile der Wünsche und die Speere der Hinauszögerung. Würden sich diese und alle, die ähnlich machen, die Worte des Gesandten Allahs, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf ihm, merken:

"Zwei Gnaden, wer sie hat, wird beneidet: Die Gesundheit und die Freizeit" [al-Buchari]

Einer unserer Vorfahren kam einmal bei einem Café vorbei, wo sich Leute sich unterhielten und laut lachten. Er seufzte und sagte: "Wären die Zeiten verkäuflich und käuflich, dann würde ich von diesen ihre Zeiten kaufen!" Wer im selben Zustand steckt und die Initiative zur richtigen Reue nicht ergreift, der wird nicht aufwachen, bis er gerufen wird:

"Wie viele Jahre habt ihr in der Erde verweilt?" [al-Mu'minun, 112]

Und dein Leben vor deinem Tod

Viele Lebendigen wurden vom Tod überfallen, bevor sie auf ihn zugingen, haben sich nur mit dem Diesseits beschäftigt und wurden von ihren Wünschen getrieben. Aus ihrem Leben haben sie nur das genutzt, was sie gegessen haben und dann losgeworden sind, oder was sie angezogen und abgenutzt haben. Sie erwachen, erst wenn zu den Toten gehören und je nach ihren Taten in welchem Zustand sind. Da würden sie sagen:

"(...) Mein Herr, bringt mich zurück, auf dass ich rechtschaffen handele, in dem, was ich hinterlassen habe." [al-Mu'minun, 99-100]

Von solchen Menschen gibt es heutzutage jede Menge; man zählt sie zu den Lebendigen aber eigentlich gehören sie zu den Toten.

O Junger, den die Jugend getäuscht und die Selbstgefälligkeit verdorben hat. Weißt du nicht bescheid, dass der Tod dich erwartet und dass der Todesgeschick jeden trifft, sei er alt oder jung, fern oder nah. Wer weiß? Vielleicht ist die nächste Stunde deine letzte ist oder der Todesgeschick dich demnächst trifft. Was würdest du dir wünschen, wenn du in den letzten Momenten deines Lebens bist? Ist es ein Lied, das du dir gerne anhören möchtest? Oder ist es ein Glas Wein, das du gerne austrinken möchtest? Oder ist es eine Prostituierte, mit der du es gerne schamlos treiben möchtest? Oder möchtest etwa das, was Allah sagte:

"(...) Mein Herr, bringt mich zurück, auf dass ich rechtschaffen handele, in dem, was ich hinterlassen habe." [al-Mu'minun, 99-100]

O alter Mann! Die grauen Haare haben dein Antlitz geleuchtet. Allah, der Erhaben, schämt Sich vor dir, dass er dich bestraft; schämst du dich denn vor Ihm, dass du Ihm nicht gehorchst? Die Warner deines Herrn sind bei dir eingetroffen. Was für eine Entschuldigung hast du denn, wenn dir gesagt wird:

"(...) Haben wir euch nicht ein so langes Leben gewährt, dass jeder, der hätte bedenken wollen, darin hätte bedenken können? Und ist nicht der Warner zu euch gekommen?" [Fatir, 37]

Mein Rat zu dir, liebem altem Mann: Bereite dich auf das Treffen mit Allah vor, solange du noch am Leben bist, und zieh den Gürtel der [b]Sicherheit fest, bis du bei Allah sich ankommst.

O Mädchen, das vor der Schönheit und dem Antlitz, den Kleider und deren Mode, den Haaren und deren Schnitt, den Fernsehprogrammen und deren Skandalen, den Zeitschriften und deren Verworfenheit in Versuchung geraten ist. Macht dich zufrieden, dass du deinen Herrn mit so was triffst? Hast du dir den Hadith der bekleideten und zugleich nackten, nicht richtig laufenden und dadurch die Menschen verführenden Frauen, die das Paradies nicht betreten und dessen Geruch nicht riechen dürfen, bedacht? Hast du etwa vergessen, dass die meisten Höllenbewohner Frauen sind, so das dich davor mit richtiger Reue schützt? Entschließ dich, liebe Schwester im Islam, und wisse, dass das Diesseits in keinem Zustand stabil bleibt und dass der Tod dich vor deinen Hoffnungen hindert. Möge Allah dich und mich bei den guten Taten helfen.

Schließlich, lieber Bruder, möge Allah dich beschützen, bevor dieser Artikel zu Ende kommt, möchte ich dich an das große Ende erinnern. Stell dir selbst die Frage, womit du deinen Herrn treffen wirst. Wie wird deine Antwort lauten, wen du vor Ihm stehen wirst und Er die Frage stellt: "O Mein Diener, habe Ich nicht dir einen gesunden Körper gewährt? Habe Ich nicht dir zu Essen gegeben? Habe Ich nicht dich kühles Wasser zu Trinken gegeben?" Was ist dein Ausweg, wenn Er dich deine Sünden bestätigen lässt und du sie alle in deinem Register findest, ohne dass eine von denen fehlt? Bei Allah, die Demütigung und der Scham bei diesem Zustand sind eine Qual für sich. Wie ist es denn mit der Hölle, möge Allah dich und mich davor schützen? Aber lass mich dir die frohe Botschaft ankündigen, die schon vorher der, wer nichts aus eigener Neigung redet, der gesandte Allahs, Allahs Frieden und Wohlgefallen auf Ihm, damit du an der Gnade deines Herrn nicht verzweifelst, der dich mit Seiner Vergebung überfüllt, nach er dich deine Sünden bestätigen lässt. Er sagt dir:

"O Mein Diener, Ich habe dir (deine Sünden) im Diesseits (vor den Augen der anderen) verhüllt, und Ich vergebe sie dir heute."

Würdest du, lieber Bruder, dich selbst wieder prüfen, bevor dein Atem schwierig wird und du zu deinem Herrn zurückehrst, bevor Er dein Herz (gegen Reue) für immer versiegelt.

"Keineswegs! Wenn sie (die Seele) das Schlüsselbein erreicht und gesagt wird: "Wer ist ein Zauberer (, der ihn retten kann)?" und wenn er meint, dass (jetzt) die Trennung sei, und wenn (bei ihm) sich das eine Bei über das andere legt, zu deinem Herrn wird an jenem Tag das Treiben sein." [al-Qiyama, 26-30]


Quelle: Die fünf Beuten, Scheich Saied Bin Ahmad alKahtani

 

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