Vom Alevitentum zum Islam

Salamaleykum wr wb, liebe Schwestern und Brüder,


Meine Eltern, meine ganze Familie und alle Menschen um uns herum sind Aleviten. Von klein auf sagte ich immer ganz stolz, dass ich Alevitin bin, ohne zu wissen, was es überhaupt ist. In der Grundschule hatten wir Religionsunterricht, somit fing ich auch an die Kinderbibel zu lesen und war fasziniert von den Geschichten, die mich auch in dem Alter schon prägten. In der Schule bearbeiteten wir den Christentum - zu Hause fühlte ich wieder den Alevitentum. Trotzdessen gab es viele Fragezeichen in meinem Kopf... Ich dachte immer wieder über den Satz nach: Gott ist einzigartig, Gott ist mit nichts zu vergleichen, Gott ist der Herrscher über alles, aber dann fragte ich mich, warum im Religionsunterricht, mehr über Jesus geredet wird als über Gott ? In der Familie und in meinem Umkreis ging es mir nicht anders... Man redete nur über Hz. Ali... Dann fing ich an zu zweifeln, bis ich ganz nachließ darüber nachzudenken, was ich bin, warum es mich gibt und was meine Aufgabe ist. So lebte ich bis zu meinem 17. Lebensjahr, als dann die Fragen anfingen, was für einer Religion ich zugehöre. Ich sagte, wie gewohnt, dass ich Alevitin bin. Sie fragten mich, was das bedeutet und ob das eine Religion für sich ist ?!
Zu der Zeit war ich schon in der 11. Klasse, wo über die Hälfte Sunniten waren. Ich beschloss, mich mehr mit ,,meiner Religion'' zu befassen und einen Vortrag in der Klasse zu halten, was der Alevitentum ist und bedeutet. Desto mehr ich versuchte, zu erfahren, was genau das Alevitentum beinhaltet und wie diese Religion entstand, desto mehr Fragen kreisten in meinem Kopf. Als ich dann vor der Klasse stand und versuchte den Vortrag zu halten, bemerkte ich, dass das was ich erzähle eigentlich keinen richtigen Sinn ergibt. Ich erzählte, dass wir an Hz. Ali glauben und statt in der Moschee in sogenannten ,,Cem-Häusern'' beten und dort eine Gemeinschaft bilden. Da merkte ich selber, dass es doch keinen Sinn ergibt an einen Menschen zu glauben, aber nicht ,,den Weg'' zu gehen, den er gegangen ist. Sie fragten, warum wir nicht zur Moschee gehen, obwohl Hz. Ali selbst 5-mal am Tag gebetet hat und einer der ersten Muslime war. Diese Frage beantwortete ich, wie jede andere Alevitin mit der Antwort, weil er dort ermordet wurde. Als es mir dann wieder zu komplex wurde, ließ ich wieder mit meinem Glauben nach, bis ich einen Menschen kennenlernte, der mir von vielen Hadithen unseres Propheten (sal allahu aleyhi wa salam) berichtete. Das was dieser Mensch mir erzählte, interessierte mich, aber es war schwer dran zu glauben, da der Islam die ganzen Jahre schlecht dargestellt wurde. Ich fing an selbst zu recherchieren.
Das erste, was mir Gänsehaut bereitete, war ein Traum. In diesen Tagen versuchte ich vergeblich ,,sal allahu aleyhi wa salam'' korrekt auszusprechen, was mir nicht gelingte. Immer wieder versuchte ich es auszusprechen, doch es war wie ein Zungenbrecher. Da ich auf vielen Internetseiten las, dass die Rechtleitung wahrlich nur von Allah swt. kommt sagte ich immer wieder vorm Schlafengehen: Allah bitte leite mich recht, ich versuche an deine Offenbarung zu glauben, doch es gelingt mir nicht. Mit diesen Gedanken schlief ich ein. In meinem Traum sah ich, dass ich an einem dunklen Ort bin. Ich bekam Angst, da ich dachte, dass ich beim Schlafen gekidnappt wurde. Es schien alles so reell, dass ich anfing zu weinen. Als meine Augen sich dann an die Dunkelheit gewöhnten, sah ich einen Mann mit dem Rücken zu mir, stehen. Ich fragte verzweifelt:,, Wer bist du ? Was willst du von mir ?'' Er antwortete nicht... Ich weinte weiter und fragte mich, wo ich bin. Ich fragte immer wieder, was er von mir will, bis er sagte:,, Sprich das nach, was ich dir jetzt sagen werde... Hz. Mohammad sal allahu aleyhi wa salam!'' ,, Das kann ich nicht aussprechen.'', weinte ich. Er wiederholte es immer wieder. ,,Doch, du kannst es, sag es. Hz. Mohammad sal allahu aleyhi wa salam.'' Ich weinte noch doller und sagte, ich kann es nicht. Ich hab es schon öfters versucht.'' Er wiederholte es um die hunderte male bis ich sagte:,, Hz. Mohammad sal allahu aleyhi wa salam.'' In dem Moment stand ich auf und bemerkte, dass es nur ein Traum war. Mein erster Gedanke war: Hz Mohammad sal allahu aleyhi wa salam. Ich war so fasziniert davon, es aussprechen zu können, dass ich vor Freude lachte. An dem Tag beschloss ich, das Gebet zu lernen. Als ich den Quran in die Hand nahm, überlief mich der Gedanke, wie kann ich lernen zu beten oder überhaupt die Gebetswaschung vornehmen? Ich schlug den Quran auf und das erste, was ich (auf türkisch) las, war, wie man die Gebetswaschung macht. Ich bekam wieder Gänsehaut.
So ging es die Tage weiter... Ich surfte im Internet, schrieb mir auf, wie man betet, welche duaas man sagt, wie man sich wäscht und was alles dazu gehört. Als ich anfing zu beten, überkamen mich die Schuldgefühle, warum ich das alles nicht vorher gemacht habe, warum ich mein Leben auf diese Art und Weise gestaltet hatte. Desto mehr ich betete und mich damit beschäftigte, bekam ich ein Gefühl der Reinheit. Ich sah die Welt mit anderen Augen. Die Fragen, die ich mir mein lebenlang gestellt hatte beantworteten sich, einer nach dem anderen... Ich wusste, dass ob gut oder schlecht alles von Allah swt. kommt und alles ein Sinn hat. Die muslimischen Brüder und Schwestern werden genau wissen, wovon ich gerade rede. Was ich den neuen Brüdern und Schwestern empfehlen kann ist, dass sie immer um Allahs Rechtleitung bitten sollen....
Ich lese jede freie Munte den Quran und bin jedesmal so fasziniert von dem, was ich lese und bin so dankbar, dass ich diesen Weg gefunden habe, bzw. dass Allah swt. mich rechtgeleitet hat. Meine Wünsche haben sich alle geändert. Ich träume nicht mehr von irgendwelchen Autos, Urlaubsorten, Klamotten etc., sondern nur noch, dass sich mein Iman von Tag zu Tag stärken soll inshAllah, arabisch zu lernen, Umra und Hajj zu vollbringen inshAllah und von dem Jenseits. Liebe Brüder und Schwestern, die das gerade lesen und sich selbst mit Islam neu beschäftigen oder wieder dazu gekommen sind, ich kann euch 100 % vergewissen, dass es nichts schöneres gibt, als die Ibadats zu vollbringen und eine Muslima zu sein alhamdullilah. InshAllah leitet euch Allah swt. auch recht und ihr fühlt das gleiche wie ich und wie alle anderen Brüder und Schwestern. Möge Allah swt. euch gnädig sein und euch verzeihen. Wie auch bestimmt jeder andere Muslim, kommen Momente, wo sich mein Iman schwächt und ich mich frage, warum ich das alles tue. Ich hab die aqida aber inshAllah verinnerlicht und weiß, dass diese Gedanken mir zugeflüstert werden vom Sheytan. In diesen Momenten, nehmen ich wudu, bete und lache den Sheytan aus. Liebe Brüder und Schwestern, kommt nicht von eurem Glauben(deen) ab, seid euch bewusst, dass Allah swt. alles sieht und hört, denn Er weiß alles und wir wissen nichts. Vertraut den Worten, die im Quran und in der Sunna stehen. Möge Allah swt. uns verzeihen und uns den Weg des Paradieses öffnen.
Verinnerlicht inshAllah : lā ʾilāha ʾilla Allāh Muḥammadan rasūlu Allāh
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Salam aleykum wr wb
 

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