Herrschaft und Fürstentum bei den Arabern

Herrschaft und Fürstentum bei den Arabern

Wenn wir über die vorislamischen Araber sprechen, ist es notwendig, einen kurzen Abriss der Geschichte von Herrschaft, Fürstentum und die religiöse Vormachtstellung der Araber zu zeichnen, um die Entwicklungen beim Aufkommen des Islams besser verstehen zu können.

Als der Islam aufkam, gab es zwei Arten von arabischen Herrschern: gekrönte Könige, die im Grunde nicht unabhängig waren, und Stammes- und Klanführer, die die gleichen Autoritäten und Privilegien wie die gekrönten Könige besaßen und meist unabhängig waren. Einige von diesen unterstanden jedoch in gewisserweise einem gekrönten König. Die gekrönten Könige waren nur die von Jemen, al-Hīra und Ghassan. Alle anderen Herrscher in Arabien waren ungekrönt.

 

Die Herrschaft im Jemen

Die Leute von Saba waren eine der ältesten Nationen reiner Araber und lebten im Jemen. Ausgrabungen bei „Or“ brachten Belege für ihre Existenz bereits 25 Jahrhunderte vor Christus zutage. Ihre Zivilisation blühte und ihr Reich wuchs 11 Jahrhunderte vor Christus.

Ihre Zeit kann man in folgende Abschnitte einteilen:

1. Von 1300 bis 620 v. Chr.

Ihre Staaten kannte man damals als die „Mu’iniyah“ die im Tal von al-Dschauf auftauchten. Dann fingen sie an sich zu entwickeln, zu besiedeln, etc. bis sie zu Herrschern in dieser Gegend wurden. Die Könige wurden „Makrib Saba“ genannt. Die Hauptstadt war „Sirwah“, auch als „Churaibah“ bekannt. Die Ruinen befinden ca. 50 km nordwestlich von „Ma'rib“ und ca. 140 km östlich von Sana[1] entfernt. Während dieser Zeit wurde der Bau des „Damms von Ma'rib“ begonnen, der in der Geschichte des Jemen eine große Rolle spielt. Saba soll außerdem ein so großes Reich gewesen sein, das es innerhalb und außerhalb Arabiens Kolonien gehabt haben soll. Sie sollen 22 – 26 Könige in dieser Zeit gehabt haben.

2. Von 620 bis 115 v. Chr.

Während dieser Periode wurde die Bezeichnung „Makrib“ aufgegeben und die Bezeichnung „Könige von Saba“ entstand. Außerdem wurde Ma'rib anstelle von Sirwah zur Hauptstadt. Die Ruinen von Ma'rib befinden sich noch ca. 200 km östlich von Sana.

3. Von 115 v. Chr. bis 300 n. Chr.

In dieser Zeit war das Reich als das himjarische Reich bekannt. Während dieser Periode eroberte der Stamm der Himyar das Königreich von Saba und machte Redan anstelle von Ma'rib zur Hauptstadt. Später wurde Redan in Zifar umbenannt. Die Ruinen der Stadt befinden sich immer noch auf dem Berg Mudawwar nahe der Stadt „Yarim“. In dieser Periode begannen Machtverlust und Zerfall. Der Handel ging größtenteils zurück, erstens wegen des Reichs der Nabatäer nördlich des Hidschâz, zweitens wegen der römischen Überlegenheit auf der Seehandelsroute nach der römischen Eroberung von Ägypten, Syrien und dem nördlichen Hidschâz; und drittens wegen der Kriege zwischen den Stämmen. Aufgrund der drei oben genannten Faktoren wurden die Klans von Qahtan auseinandergerissen und verstreut.

4. Von 300 n. Chr. bis der Islam nach Jemen kam

In dieser Zeit war als das zweite himjarische Reich bekannt und gab es eine Menge Unruhen und Aufruhr. Die vielen Kriege und Bürgerkriege brachten das Volk des Jemen in fremde Abhängigkeit, sodass es seine Eigenständigkeit verlor. In dieser Zeit eroberten die Römer 'Adn und halfen den Abessiniern (Äthiopiern), den Jemen zum ersten Mal 340 n. Chr. zu besetzen, und profitierten von den ständigen Konflikten zwischen den Stämmen Hamdan und Himyar. Die abessinische (äthiopische) Besetzung des Jemen dauerte bis 378 n. Chr., danach wurde der Jemen wieder unabhängig. Etwas später zeigten sich erste Risse im Damm von Ma'rib, die zur Großen Flut (450 oder 451 n. Chr.) führten. Dieses Ereignis ist im Edlen Qur'an erwähnt. Es war ein großes Ereignis, das den Fall der gesamten jemenitischen Zivilisation und das Verschwinden der darin lebenden Nationen zur Folge hatte.

Im Jahr 523 startete Dhu Nuwas, ein Jude, eine große Kampagne gegen die Christen von Nidschran, um diese dazu zu zwingen, zum Judentum zu konvertieren. Da sie sich weigerten, wurden sie in einen großen Graben geworfen, in dem ein enormes Feuer brannte. Im Qur'an wird hierauf Bezug genommen:

 

„Getötet wurden den Leuten des Grabens“ [85:4]

 

Dies erzeugte großen Hass aufseiten der Christen, und besonders der römischen Herrscher, die nicht nur die Abessinier (Äthiopier) gegen die Araber aufhetzten, sondern auch eine große Flotte bereitstellten, die der abessinischen (äthiopischen) Armee mit 70.000 Kriegern half, eine zweite Eroberung des Jemen im Jahr 525 n. Chr. unter der Führung von Eriat durchzuführen. Diesem wurde die Herrschaft des Jemen übergeben, die er bis zu seiner Ermordung durch Abraha im Jahre 549, einen seiner Armeeführer, innehatte. Abraha übernahm nach der Versöhnung mit dem König von Abessinien die Herrschaft des Jemen. Dieser war er, der seine Soldaten bereit macht um später die Kaaba zu zerstören. Sie wurden bekannt als die „Männer des Elefanten“. Doch Allah hat sein Haus verteidigt, in dem er spezielle Vögel sandte, die sie mit Steinen aus gebranntem Lehm bewarfen[2].

Nach dem Vorfall mit dem „Elefanten“ revoltierten die Leute des Jemen unter der Herrschaft von „Ma'dikarib bin Saif Dhu Yazin Al-Himyari“ und lehnten sich mit persischer Hilfe gegen die abessinischen (äthiopischen) Eindringlinge auf und gewannen ihre Unabhängigkeit zurück. Sie ernannten Ma'dikarib zum König. Ma'dikarib wurde jedoch von einem Abessinier (Äthiopier), der ihm zu Diensten war und ihn schützen sollte, ermordet. Die Familie des Dhu Yazin verlor damit für immer ihre Royalität. Kisra, der persische König, ernannte einen persischen Führer über Sana und machte damit den Jemen zur persischen Kolonie. Die persischen Führer behielten die Herrschaft im Jemen bis Badhan, der letzte von ihnen, den Islam im Jahr 628 n. Chr. annahm und somit die persische Vormachtstellung im Jemen beendete.

 

Die Herrschaft in Hira

Seit Kyros der Große (557 - 529 v. Chr.) die Perser vereinte, regierten sie den Irak und die Umgebung. Keiner konnte sich gegen diese Autorität wehren, bis Alexander der Große König Dara I. besiegte und somit die Perser im Jahr 326 v. Chr. unterwarf. Die persischen Länder wurden daraufhin geteilt und von den so genannten „Taifa-Königen“ regiert. Diese Ära dauerte bis 230 n. Chr. In der Zwischenzeit besetzten die Qahtaniden Teile des Iraks. Später folgten ihnen einige 'Adnaniden, die es schafften, Teile von Mesopotamien mit Ersteren zu teilen.(…)

Die Perser unter Führung von Ardaschir, der den Sassaniden-Staat im Jahr 226 n. Chr. gegründet hatte, erreichte genügend Einheit und Macht, um die Araber in der Umgebung ihrer Königreiche zu unterwerfen und Quda'a zu zwingen, Syrien zu verlassen und somit die Leute von Hira und Anbar unter persischer Gewalt zu halten.

In der Zeit von Ardaschir übte Dschuzaimah el-Weddâh die Herrschaft über Hira, Rabi'a und Mudar und Mesopotamien aus. Ardaschir hatte bedacht, dass es unmöglich für ihn wäre, die Araber direkt zu beherrschen und sie von Attacken gegen die Grenzen abzuhalten, solange er nicht einen von ihnen zum König ernannte, der Unterstützung und Macht für seinen Stamm erhielt. Er erkannte außerdem, dass er sie gegen die byzantinischen Könige benutzten konnte, die ihn störten. Gleichzeitig konnten die Araber des Irak den Arabern von Syrien entgegentreten, die unter dem Einfluss der byzantinischen Könige standen. Er sah es aber als nützlich an, ein persisches Bataillon unter dem Kommando des Königs von Hira zu behalten, das gegen Araber genutzt werden konnte, die gegen ihn rebellierten.

Nach dem Tod von Dschuzaimah um 268 n. Chr. wurde ‘Amr bin ‘Adi bin Nasr el-Lachmi (228 – 288) durch den persischen König Sâbur Sohn von Ardaschir zum König ernannt. 'Amr war der erste der Lachmi-Könige, der in Hira herrschte, bis die Perser Qubâz Sohn von Firuz (448 – 531) ernannten, in dessen Herrscherzeit ein Mann namens Mazdak auftauchte, der zu Zügellosigkeit in der Gesellschaft aufrief. Qabaz und viele andere Untertanen nahmen Mazdaks Religion an und riefen sogar den König von Hira, Al-Munzir Sohn von Ma' As-Sama', dazu auf, ihnen zu folgen. Als dieser aufgrund seines Stolzes und seiner Selbstachtung diesen Befehl ablehnte, enthob Qabaz ihn und ernannte Harith Sohn von 'Amr Sohn von Hadschar el-Kindi, der die Mazdaki-Doktrin[3] angenommen hatte.

Als Chosrau (Kisra) Vater von Scharwân (531 – 578) Nachfolger wurde, tötete er Mazdak und viele seiner Anhänger, da er dessen Philosophie hasste, und brachte Munzir zurück auf den Thron von Hira. Er gab Befehl, Harith unter Arrest zu stellen, der beim Stamm el-Kalb Unterschlupf suchte, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

Die Söhne von el-Munzir Sohn von Ma' es-Sema' regierten lange Zeit als Könige, bis en-Nu'man Sohn von el-Munzir (583-605) die Herrschaft übernahm. Durch eine Verleumdungsaktion von Zaid Son von 'Adi el-'Abbadi wurde der persische König sauer auf en-Nu'man und berief ihn in seinen Palast. En-Nu'man ging heimlich zu Hani Sohn von Mas'ud, Stammesführer der Schaiban, und ließ sein Vermögen und seine Familie in dessen Schutz zurück, bevor er sich dem persischen König zeigte, der ihn sofort ins Gefängnis werfen lies, wo er starb. Danach ernannte Chosrau Iyas Sohn von Qubaisa et-Ta'i zum König von Hira. Iyas wurde befohlen, Hani Sohn von Mas'ud anzuweisen, den Besitz von en-Nu'man an Chosrau auszuhändigen. Doch als der persische König die entschlossene Ablehnung des arabischen Stammesführers erhalten hatte, erklärte er dem Stamm der Schaiban den Krieg. Er mobilisierte seine Truppen und Krieger und sandte sie unter der Führung von König Iyas an einen Ort namens „Dhi Qar“[4], der Zeuge einer fürchterlichen Schlacht wurde, in der die Perser von den Arabern zum ersten Mal in der Geschichte schwer geschlagen wurden. Dies geschah kurz nach der Geburt des Propheten Muhammed (Friede und Segen auf ihm), acht Monate nach Iyas Sohn von Qubaisahs Machtübernahme über Hira[5].

Nach Iyas wurde ein persischer Herrscher[6] über Hira ernannt, doch im Jahr 632 n. Chr. ging die Macht dort an die Familie von Lachm zurück, als el-Munzir el-Ma'rur[7] die Macht übernahm. Die Herrschaft des Letzteren dauerte kaum acht Monate, als Chalid Sohn von el-Walid ihn mit muslimischen Soldaten angriff.

 

Die Herrschaft in Schâm

Im Verlauf der Emigrationen der Stämme erreichten einige Sippen von Quda'a die Grenzen von Schâm, wo sie sich niederließen. Sie gehörten der Familie von Sulaih Sohn von Helwân an, dessen Nachkommen die Söhne von Dadsch'am Sohn von Sulaih, auch bekannt als ed-Dadschâ'imah, waren. Diese Sippen der Quda'a wurden von den Byzantinern benutzt, um die byzantinischen Grenzen gegen angreifende arabische Beduinen und Perser zu verteidigen. Sie genossen für eine bestimmte Zeit die Autonomie[8], die das gesamte zweite Jahrhundert n. Chr. angedauert haben soll. Einer ihrer berühmtesten Könige war Ziyad Sohn von el-Hebulah. Ihre Macht endete jedoch nach der Niederlage durch die Ghassaniden, denen daraufhin die vertretende Herrschaft über die Araber von Schâm übergeben wurde und die Stadt Basra bis zur Schlacht von Jarmuk im Jahr 13 n. H. als Hauptquartier nutzten. Der letzte König Dschabalah Sohn von el-Eyhum nahm während der Regentschaft des rechtgeleiteten Kalifen ‘Umar Sohn von el-Chattâb (r) den Islam an.

 

Das Fürstentum im Hidschâz

Ismael (Friede auf ihn) hatte sein gesamtes Leben die Autorität über Mekka sowie die Verwaltung der Heiligen Stätte in seiner Hand. Nach seinem Tod im Alter von 137 Jahren wurden seine Söhne Nabit und Qaydâr seine Nachfolger. Später übernahm deren Großvater mütterlicherseits Mudâd Sohn von 'Amr el-Dschurhumi das Amt und übertrug damit die Herrschaft über Mekka an den Stamm der Dschurhum. Er überließ Ismaels Söhnen, wegen der großen Taten des Vaters beim Bau der Heiligen Moschee, eine ehrwürdige Position, doch sehr wenig Macht. Diese Stellung behielten sie bis zum Niedergang des Stammes von Dschurhum kurz nach dem Aufstieg von „Nebukadnezar[9]. Die politische Rolle der 'Adnaniden begann, in Mekka festeren Boden zu fassen, was durch die Tatsache bestätigt werden kann, dass nach der ersten Invasion der Araber in „Dhati 'Irq“ durch Buchtunassar, der Führer der Araber nicht von den Dschurhum war. Adnan selber war der Führer.

Nach der zweiten Invasion von Nebukadnezar im Jahr 587 v. Chr. wurden die 'Adnaniden jedoch nach Jemen vertrieben, während Ma'ad nach Schâm flüchtete. Doch als Nebukadnezar Druck nachließ, kehrte Ma'ad nach Mekka zurück, und fand dort keinen vom Stamm der Dschurhum mehr vor, außer Dschewscham Sohn von Dschulhumeh, dessen Tochter Mu'anah er heiratet und die später einen Sohn von ihm hatte mit dem Namen Nizar.

Aufgrund schwieriger Lebensbedingungen und herrschender Armut in Mekka begann der Stamm Dschurhum Besucher der Heiligen Moschee schlecht zu behandeln und von ihnen Geld zu erpressen, was zur Ablehnung und Hass der 'Adnaniden (Söhne von Bakr bin 'Abdul-Manaf Sohn von Kinanah) führte, die mithilfe des Stammes von Chuzâ'ah, der sich in der näheren Umgebung Marr ez-Zahrân niedergelassen hatte, in Dschurhum einfiel und sie aus Mekka vertrieb Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr.

Bei der Vertreibung aus Mekka füllten die Dschurhum den Brunnen ZamZam auf, ebneten die Stelle ein und begruben dort viele Dinge. Der berühmte Historiker 'Ibn Ishaq berichtete von Amr Sohn von el-Harith Sohn von Mudâd el-Dschurhumi, dass dieser vor der Flucht nach Jemen die beiden goldenen Gazellen mit dem Schwarzen Stein sowie viele Juwelen und Schwerter im ZamZam-Brunnen vergrub. (…)

Es wird geschätzt, dass die Epoche von Ismael zwanzig Jahrhunderte (v. Chr.) dauerte, dass bedeutet, dass die Dschurhum 21 Jahrhunderte in Mekka blieben und ihre Herrschaft dort 20 Jahrhunderte hielten.

Nach der Niederlage der Dschurhum übernahm der Stamm der Chuzâ’ah die alleinige Herrschaft von Mekka. Doch die Stämme von Mudarr- genossen drei Privilegien:

Erstens: die Leitung der Pilger von 'Arafat nach Muzdalifah und danach von Mina bis zu den Steinigungssäulen von 'Aqabah. Dies war die Aufgabe der Familie von Al-Ghawth bin Murra, einer der Sippen von Ilyas bin Mudarr, die 'Sufeh' genannt wurden. Dieses Privileg bedeutete, dass es den Pilgern nicht erlaubt war, Steine auf el-'Aqabah zu werfen, bis einer der 'Sufeh'-Männer dies tat. Nachdem sie die Steinigung beendet hatten und nach dem Tal von Mina aufbrechen wollten, standen die 'Sufeh'-Männer auf beiden Seiten der el-'Aqabah und niemand konnte passieren, bis die Männer der 'Sufeh' durchgegangen waren und den Weg für die Pilger freigegeben hatten. Als die 'Sufeh' verschwanden, erbten die Familie von Sa'd bin Zaid Manât des Stammes Tamim diese Stellung ein.

Zweitens: Al-Ifadah (Aufbruch nach Mina von Muzdalifah) am Morgen des Opferfests. Dies lag in der Verantwortung der Familie von ‘Adwan.

Drittens: Verschieben der Heiligen Monate. Dies lag in der Verantwortung der Familie von Fuqaym bin 'Ada von den Söhnen von Kinanah.

Die Herrschaft von Chuzâ’ah über Mekka dauerte 300 Jahre, währenddessen sich die 'Adnaniden über das gesamte Nadschd und die Seiten von Bahrain und den Irak ausbreiteten und kleinere Sippen der Quraisch um herum Mekka blieben. Diese waren Hulul, Sirm und einigen kleinere Familien von den Kindern Kinanahs. Sie genossen keine Privilegien in Mekka oder im Heiligen Haus bis zum Erscheinen von Qussay Sohn von Kilab, dessen Vater gestorben sein soll, als er noch ein Baby war und dessen Mutter daraufhin mit Rabi'ah Sohn von Haram vom Stamm der Kinder 'Udhra verheiratet wurde. Rabi'ah brachte seine Frau und ihr Baby in sein Heimatland an der Grenze zu Schâm. Als Qussay ein junger Mann war, kehrte er nach Mekka zurück, das von Huleil bin Habschiyah von den Chuzâ’ah regiert wurde, der Qussai seine Tochter Hubba zur Frau gab. Nach Huleils Tod brach ein Krieg zwischen den Chuzâ’ah und den Quraisch aus und endete damit, dass Qussay die Macht über Mekka und das Heilige Haus übernahm.

 

Die Gründe für diesen Krieg wurden in drei Versionen dargestellt

Erstens: Nachdem er die Ausbreitung seiner Nachkommen gesehen hatte, den Anstieg seines Vermögens und seiner Ehre nach Huleils Tod, fühlte sich Qussay eher dazu berechtigt, die Verantwortung und Herrschaft über Mekka und die Verwaltung des Heiligen Hauses zu übernehmen, als die Stämme der Chuzâ’ah und der Kinder von Bakr. Er betrachtete außerdem die Quraisch als wichtigste Nachkommen von Ismael. Daher besprach er sich mit Männern der Quraisch und der Kinanah über seinen Wunsch, die Chuza'ah und die Kinder von Bakr aus Mekka zu vertreiben. Diese waren damit einverstanden und unterstützten ihn.

Zweitens: Die Chuza'ah behaupteten, dass Huleil von Qussay verlangt hatte, dass er die Verwaltung der Kaaba und die Herrschaft von Mekka nach seinem Tod übernehmen solle.

Drittens: Huleil übergab das Recht der Verwaltung der Kaaba seiner Tochter Hubba und ernannte Abu Ghubschân el-Chuzâ'i als ihren Vertreter. Nach Huleils Tod kaufte Qussay dieses Recht für eine Ledertasche voll Wein, was unter den Männern der Chuza'ah Unzufriedenheit hervorrief und sie versuchten, die Verwaltung des Heiligen Hauses Qussay abzunehmen. Dieser konnte jedoch mithilfe der Quraisch und der Kinanah die Macht übernehmen und sogar die Chuza'ah vollständig aus Mekka vertreiben.

Was auch immer die Wahrheit gewesen sein mag, das Ergebnis war der Entzug der o. g. Privilegien der Sufeh, die Vertreibung der Chuza'a und der Bakr aus Mekka und die Übertragung der Herrschaft von Mekka und die Verwaltung der Heiligen Stätte an Qussay. Dies geschah nach heftigen Kämpfen zwischen Qussai und Chuza'a mit großen Verlusten auf beiden Seiten. Versöhnung und Schlichtung mit Ya'mur Sohn von 'Awf vom Stamm der Bakr, dessen Urteil Qussays Ernennung als Herrscher von Mekka und Verwalter des Heiligen Hauses mit sich brachte. Qussays Verantwortungslosigkeit für das Blutvergießen der Chuza'a und Festlegung des Blutgeldes auf Chuza'a. Qussays Herrschaft über Mekka und das Heilige Haus begann im Jahr 440 n. Chr. und dies erlaubte es ihm, und den Quraisch danach, absolut über Mekka zu herrschen und unbestritten die Verwaltung des Heiligen Hauses zu übernehmen, zu dem die Araber aus ganz Arabien pilgerten. Seine Herrschaft dauerte 300 Jahre.

Qussay brachte seine Leute nach Mekka und teilte es ihnen zu und ließ einige Behausungen für die Quraisch. En-Nus'a, die Familien der Safwan, Adwan, Murra Sohn von 'Awf behielten die gleichen Rechte wie zuvor.

Eine bedeutende Errungenschaft, die Qussai zugeschrieben wird, ist die Gründung des en-Nedweh-Hauses (ein Versammlungshaus) nördlich der Kaaba, das als Treffpunkt der Quraisch diente. Von eben diesem Haus profitierten die Quraisch sehr, denn es ermöglichte es ihnen, eine einheitliche Meinung zu vertreten und war eine gute Lösung für ihr Problem.

Qussay genoss jedoch die folgenden Privilegien von Herrschaft und Ehre:

1. Den Vorsitz bei den Treffen im en-Nedweh-Haus; in dem Beratungen zu ernsten Problemen geführt und Heiratsverträge geschlossen wurden.

2. Die Flagge: Er (oder sein Söhne) hatte die alleinige Gewalt über Themen, die die Kriegsführung angingen.

3. Die Führung: Keine Gruppe durfte mit den Leuten von Mekka handeln (oder Ähnliches), außer unter seiner oder die seiner Söhne Führung.

4. Wächter der Kaaba: Er war der einzige, der das Tor öffnen durfte, und war verantwortlich für die Betreuung und den Schutz.

5. Wasserbereitstellung für die Pilger: Das bedeutet, dass er Becken füllen ließ, die mit Datteln und Rosinen gesüßt den Pilgern zum Trinken dienten.

6. Verpflegung der Pilger: Das bedeutet, die Zubereitung des Essens für die Pilger, die sich dies nicht leisten konnten. Qussay beschloss über die Quraisch sogar jährliche Landabgaben, die zur Pilgerzeit für Essen zu zahlen waren.

Es ist erwähnenswert, dass Qusai seinen Sohn 'Abdu-Manaf, der nicht sein Erstgeborener war (dies war 'Abd Ad-Dar), aus Ehr- und Prestigegründen auswählte und ihn mit der Verantwortung des Vorsitzes des en-Nedweh-Hauses, der Flagge, dem Wächteramt der Kaaba, etc. betraute. Aufgrund der Tatsache, das Qussays Taten unbestritten waren und seine Befehle als unverletzlich galten, verursachte sein Tod keine Konflikten unter seinen Söhnen. Doch später unter seinen Enkeln, als 'Abdu-Manaf gestorben war, stritten seine Söhne mit ihren Cousins - den Söhnen des 'Abd Ad-Dar, was zu Differenzen und Kämpfen unter dem gesamten Stamm der Quraisch geführt hätte, hätte es keinen Friedensvertrag gegeben. In diesem Vertrag wurden die Ämter für die Bereitstellung von Essen und Wasser für die Pilger und die Führung an die Söhne von 'Abdu-Manaf gegeben, während das en-Nedweh-Haus, die Flagge und das Wächteramt von den Söhnen des 'Abd Ad-Dar übernommen wurden. Die Söhne von 'Abdu-Manaf überließen Haschim Sohn von 'Abdu-Manaf die Aufgabe der Bereitstellung von Essen und Wasser (und die Führung Abdusch-Schams), dessen Aufgabe nach seinem Tod an einen seiner Brüder überging, der el-Muttalib Sohn von 'Abdu-Manaf hieß, und später an 'Abdul-Muttalib Sohn von Haschim, den Großvater des Propheten, dessen Söhne diese Position bis zum Aufkommen des Islams innehatten. Beim Aufkommen des Islams hatte el-'Abbas Sohn von 'Abdul-Muttalib diese Stellung.

Viele andere Posten wurden unter den Leuten der Quraisch verteilt, um die Säulen eines neuen Staates mit Regierungsbüros und Räten ähnlich der heutigen Zeit aufzubauen. Hier sind einige dieser Posten aufgeführt.

1.  Die Betreuung der Götzen wurde dem Stamm Dschumah zugewiesen.

2. Das Notieren der Angebote und Opfer, Streitschlichtung und Lösung wichtiger Probleme lag in den Händen vom Stamm Sahm.

3. Den Rat übernahm der Stamm Esed.

4. Die Organisation von Blutgeld und Gebühren wurde dem Stamm Taym übertragen.

5. Das Tragen des nationalen Banners war die Aufgabe des Stammes Umayyahs.

6. Das militärische Institut, Heer und Kavallerie unterstanden dem Stamm Machzûm.

7. Der Stamm 'Ada übernahm die Funktion des auswärtigen Vermittlers.

 

Die Herrschaft bei den restlichen Arabern

Wir haben bereits die Vertreibung der Qahtaniden und der 'Adnaniden erwähnt und die Verteilung von Arabien unter diesen beiden Stämmen. Diese Stämme, die in der Nähe von Hira lebten, unterstanden dem arabischen König von Hira. Während die Stämme, die in der syrischen Halbwüste lebten, unter der Herrschaft des arabischen Ghassanidenkönigs standen, eine Art von Abhängigkeit, die jedoch in Wirklichkeit eher formaler Natur war. Diejenigen in den hinteren Wüsten genossen jedoch vollkommene Autonomie.

Diese Stämme hatten Führer, die vom gesamten Stamm ausgewählt wurden, was eine Halbregierung basierend auf Stammessolidarität und gemeinsamen Interessen bei der Verteidigung von Land und Besitz war.

Die Stammesführer genossen diktatorische Privilegien ähnlich denen von Königen und ihnen wurde vollkommener Gehorsamkeit und Unterwerfung in Kriegs- und Friedenszeiten entgegen gebracht. Rivalitäten unter Cousins wegen der Herrschaft trieb sie jedoch oft dazu, sich gegenseitig zu überbieten, was die Unterhaltung von Gästen, Großzügigkeit, Weisheit und gutes Benehmen anging, zu dem alleinigen Zweck, den Rivalen zu besiegen und die Beliebtheit der Leute zu gewinnen, besonders der Dichter,die die offiziellen Sprecher dieser Zeit waren.

Die Stammesführer und Herren hatten besondere Ansprüche an der Kriegsbeute, wie etwa das Viertel der Beute, was auch immer er für sich auswählte, oder was er auf seinem Heimweg fand oder sogar die übrig gebliebenen unteilbaren Beutestücke. (…)

 

Die politische Situation

Die drei an fremde Gebiete angrenzenden arabischen Regionen litten unter großer Schwäche und Unterlegenheit. Die Leute dort waren entweder Herren oder Sklaven, Herrscher oder Untertanen. Herren, besonders Fremde, hatten Anspruch auf alle Vorteile; Sklaven hatten nichts als Verantwortung zu tragen. Anders ausgedrückt: Willkürliche autokratische Herrschaft führte zu Rechtsübergriffen gegenüber Untertanen, Ignoranz, Unterdrückung, Missetaten, Ungerechtigkeit und Elend und die Wandlung in Leute, die im Dunkeln und Ignoranz leben. Das bedeutete fruchtbares Land, das seine Früchte den Herrschern und Machthabern überlässt, die es für ihren Genuss und Vergnügen, Launen und Begierden, Tyrannei und Aggression nutzen. Die Stämme in der Nähe dieser Regionen schwankten zwischen Sschâm und dem Irak, während die Stämme im Inneren Arabiens getrennt waren und unter ständigen Konflikten zwischen den Stämmen und Streit zwischen Rassen und Religionen litten.

Sie hatten weder einen König, um die Unabhängigkeit zu sichern, noch einen Unterstützer, bei dem sie Rat suchen oder dem sie in Notzeiten vertrauen konnten.

Die Herrscher im Hidschâz jedoch waren hochgeschätzt und respektiert von den Arabern und wurden als Herrscher und Diener des religiösen Zentrums betrachtet. Die Herrschaft im Hidschâz war in der Tat eine Mischung aus säkularer und offizieller Vorangstellung und religiöser Führung. Sie regierten unter den Arabern im Namen der religiösen Führung und hatten allein die Verwaltung der Heiligen Stätte und seiner Umgebung in ihren Händen. Sie schauten auf die Interessen der Besucher der Kaaba und hatten die Aufgabe, Abrahams Kodex umzusetzen. Sie hatten sogar Büros und Abteilungen ähnlich den Parlamenten von heute. Sie waren jedoch zu schwach, um die große Bürde zu tragen, was bei der Invasion durch die Abessinier (Äthiopier) deutlich wurde.

 

[1] Die Hauptstadt von Jemen

[2] Siehe Kapitel 105 im edlen Quran

[3] Sie Mazdakiten

[4] Eine Provinz in Irak

[5] Es gibt unter den Historikern Meinungsverschiedenheiten; einige sagten kurz vor dem Prophetentum (was am ehesten zutrifft), andere kurz danach, wieder andere nach der Auswanderung und manche nach der Schlacht von Bedr.

[6] Es war Êzâdebih Sohn von Mâhabeyân Sohn von Mihrâbindâd (614 – 631). Er blieb 17 Jahre an der Macht bis er verstarb.

[7] Er war der Sohn von en-Nu'man Sohn von el-Munzir, der im Gefängnis starb

[8] Als Autonomie bezeichnet man den Zustand der Selbstbestimmung, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung oder Entscheidungsfreiheit. Ihr Gegenteil ist die Heteronomie.

[9] Buchtunassar auf Arabisch. Es sind babylonische Könige.

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