Fiqh der Ehe - 1 - Einführung

I – Einführung

 

Die Ehe im Quran

Es gibt eine Reihe von Versen im Quran, die sich direkt oder indirekt auf die Ehe beziehen. Diese Verse können uns ein grundlegendes Verständnis darüber geben, was Allah für uns im Bereich der Ehe bestimmt hat.

 

Frauen und Männer sind Brüder und Schwestern

Der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) sagte: „Frauen sind die Vollgeschwister der Männer.“ (erklärt witd das gleich unten)

 

Wir stammen von dem gleichen gemeinsamen Stammvater

Alle Frauen und Männer stammen von dem gleichen ursprünglichen Menschen. Diese Blutsverbindung steht im Zusammenhang mit den Rechten und Pflichten zwischen Männern und Frauen. Es sei auf den Anfang der Sure An-Nisa verwiesen:

„O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Allah wacht über euch.“ [der edle Quran 4:1]

 

Zuneigung zwischen den Ehegatten ist eines der Zeichen Allahs

Die Zuneigung, die Allah in den Herzen der zwei Ehegatten erschaffen hat, ist eines seiner großartigen Zeichen für die Leute, die verstehen. Solche Leute können diesen Aspekt von Allahs Schöpfung betrachten und werden an die Großartigkeit von Allahs Werk und Macht erinnert, sowie an die großartige Gnade, die Allah in seine Schöpfung gelegt hat. Es sei auf die Sure Ar-Rum verwiesen:

„Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch selber schuf, auf daß ihr Frieden bei ihnen finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“ [der edle Quran 30:21]

„Er ist es, Der euch aus einer einzigen Seele erschuf; und aus ihm machte Er seine Gattin, damit er bei ihr ruhe.“ [der edle Quran 7:189]

Danach sollte die Beziehung zwischen dem Ehemann und der Ehefrau eine Beziehung der Zuneigung, des Mitgefühls und des gegenseitigen Verständnisses sein. Wenn Ehemann und Ehefrau dies nicht in ihrer Ehe finden, sollten sie ihren Islam und die Vollständigkeit ihrer Dienerschaft gegenüber Allah, dem Allerhöchsten, betrachten. Wenn beide sich auf die Vollständigkeit ihres Islams konzentrieren und sorgfältig ihre Verpflichtungen dem anderen gegenüber einhalten – anstatt sich auf die Fehler des anderen zu konzentrieren und zu versuchen den Islam als einen Stock zu benutzen, um den anderen niederzuschlagen – können insha’Allah Zuneigung, Mitgefühl und große Ruhe und Frieden im häuslichen Zusammenleben vorgefunden werden.

 

Allah befielt speziell den Männern gut zu ihren Frauen zu sein

Da der häufigste Fehler in der Ehe seitens der Männer Grausamkeit, Mangel an Güte und Mangel an Mitgefühl ist, haben Allah und sein Prophet (Frieden und Segen seien auf ihm) dem Mann die Notwendigkeit der Freundlichkeit und der guten Behandlung auferlegt. Allah sagt:

„Verkehrt im Respekt mit ihnen; und wenn ihr Abscheu gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu gegen etwas, in das Allah reiches Gut gelegt hat.“ [der edle Quran 4:19]

Zu demselben Thema sagte der Prophet (Frieden und Segen seien auf ihm):

„Der Beste unter euch ist derjenige, der seine Frau am besten behandelt und ich bin ein Vorbild [oder: der Beste] in der Behandlung meiner Familie.“ At-Tirmidhi und andere (sahih)

 

Allah ermahnt Frauen, ihren Ehemännern gegenüber gehorsam zu sein

Der islamische Haushalt ist in der gleichen Weise aufgeteilt, wie die muslimische Ummah als Ganzes. Es gibt einen Amir, der die Oberhand und die oberste Autorität hat, sowie die oberste Verantwortung über den Haushalt trägt, genauso wie es der Khalifa über die Ummah als Ganze hat.

Der Kalif muss sich mit den Leuten des Wissens beraten, bevor er wichtige Entscheidungen trifft. Nach der Beratung ist er jedoch nicht an deren Meinungen gebunden. Vielmehr ist ihm befohlen, die Meinung zu nehmen, die er als beste und richtigste Entscheidung sieht, auch wenn es nicht die beliebteste Meinung derer war, mit denen er sich beraten hat. Der Kalif ist nicht verpflichtet, diejenigen ohne Wissen oder Kenntnisse im islamischen Grundgesetzt und/oder über das vorliegende Anliegen, zu konsultieren.

Genau wie der muslimische Ehemann. Seine Frau ist sein erwachsener Partner im Haushalt. Er wird aufgefordert, sich mit ihr in Entscheidungen zu beraten, in denen sie einen konstruktiven Beitrag zu bieten hat. Wie der Kalif ist er nicht an ihre Meinung gebunden und es wird von ihm verlangt, immer danach zu streben, die islamisch richtige Handlungsweise zu wählen. Kleine Kinder sind kein Teil der „Schura“ des Vaters, besonders in Fragen der Erziehung und des Benehmens. Mutter und Vater müssen in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten und die oberste Autorität und das Treffen von Entscheidungen obliegen dem Vater. Es lassen sich leicht Beispiele von Familien finden, die unter großer Zwietracht leiden, wenn das richtige Verhältnis zwischen Mann und Frau nicht eingehalten wird oder wenn einer von beiden die Kinder vor den anderen stellt. Es stellt sich dann die Frage, wer wen erzieht?

Dem muslimischen Vater wurde von Allah befohlen, alles in seiner Macht stehende zu tun, seine Frau und Kinder vor dem Feuer zu beschützen. Das ist seine Verantwortung und seine Autorität – auch wenn es gegen deren Meinungen geht. Allah sagt:

„O ihr, die ihr glaubt, rettet euch und die Euren vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind, worüber strenge, gewaltige Engel gesetzt sind, die Allah nicht ungehorsam sind in dem, was Er ihnen befiehlt, und die alles vollbringen, was ihnen befohlen wird.“ [der edle Quran 66:6]

Da die größte Versuchung der Frauen in der Ehe Ungehorsamkeit und Respektlosigkeit gegenüber ihrem Ehemann ist, hat der Islam ihr auferlegt, diesen Aspekt ihrer Persönlichkeit zu kontrollieren, genauso wie er den Männern auferlegt, Grausamkeit und einen Mangel an Mitgefühl zu vermeiden. Allah sagt:

„Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren. Und jene, deren Widerspenstigkeit ihr befürchtet: ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und trefft sie! Wenn sie euch dann gehorchen, so sucht gegen sie keine Ausrede. Wahrlich, Allah ist Erhaben und Groß.” [der edle Quran 4:34]

Natürlich bezieht sich diese Gehorsamkeit nur auf das, was Allah dem Erhabenen gegenüber nicht ungehorsam ist, was in folgender Aussage des Propheten (Frieden und Segen seien auf ihm) deutlich wird:

„Es gibt keinen Gehorsam gegenüber einem erschaffenen Geschöpf, wenn dies Ungehorsam gegenüber dem Schöpfer beinhaltet.“

 

Die Ehe ist die Sunna der Propheten

Es war der Weg der Propheten Allahs dem Erhabenen zu heiraten und Kinder zu haben. Isa war eine bemerkenswerte Ausnahme, dessen Leben ziemlich kurz war und der keine dieser Dinge tat. Er hat nie das Zölibat gelehrt und kann nicht als Beispiel in dieser Hinsicht genommen werden. Allah sagt:

„Schon vor dir entsandten Wir Gesandte und gaben ihnen Frauen und Kinder.“ [der edle Quran 13:38]

 

Die Ehe muss in der richtigen Weise beginnen und verlaufen

Die vorherigen Beweise veranschaulichen den Aufbau einer richtigen islamischen Ehe. Es ist eine Ehe, in der es Zuneigung und Mitgefühl zwischen den Ehegatten gibt. Es ist eine Ehe, in der beide Ehegatten Allah mehr als alles andere lieben. Es ist eine Ehe, in der der Ehemann freundlich und großzügig gegenüber seiner Frau ist und in der die Ehefrau ihrem Ehemann gegenüber gehorsam und respektvoll ist. Jeder von ihnen sollte Ruhe und Frieden in des anderen Gegenwart finden. Warum ist dann unsere derzeitige Realität so weit weg von diesem Ideal in so vielen Fällen?

Es ist offensichtlich, dass wir zuerst uns selbst und unsere Handlungen betrachten sollten. Zweitens hat die Erfahrung gezeigt, dass Ehen, die falsch und in Ungehorsam begonnen haben, in der Regel zum Scheitern verurteilt sind. Zum Beispiel suchen viele Muslime nach einem Ehegatten, so wie es die Ungläubigen tun: danach schauen, wen sie attraktiv finden und lange miteinander sprechen, um sich „kennen zu lernen“. Sicher muss der Muslim versuchen, die Person, die er heiraten möchte kennen zu lernen, aber sich zu treffen und zu reden oder zu telefonieren, ist nicht der richtige Weg dies umzusetzen. Dies führt für gewöhnlich dazu, dass man einen Ehepartner aufgrund seiner Attraktivität findet. Der Prophet (Frieden und Segen seien auf ihm) hat und mitgeteilt, dass jeder, der seine Partnerin nach etwas anderem, als ihre Frömmigkeit auswählt, zum Scheitern verurteilt ist:

"Eine Frau wird für vier Sachen geheiratet: für ihre Schönheit, ihr Vermögen, ihr sozialer Status und ihre familiären Bindungen. So heiratet eine fromme Frau, sonst werdet ihr zu den
Verlierern zählen."

Die Bedeutung von „sonst werdet ihr zu den Verlierern zählen“ ist, dass man heimgesucht (z.B. von Armut) wird, wenn man nicht beachtet, was ich sage.

 

Die gute Absicht

Die Ehe ist eine der wichtigsten sozialen Beziehungen in der Gesellschaft. Wenn sie schief geht, gibt es nur wenig Hoffnung für die gesamte Gesellschaft, besonders für die nächste Generation. Beachte das folgende Bittgesuch aus dem Munde derjenigen, die bereut haben und Gutes tun:

"Und diejenigen, welche sagen: ""Unser Herr, gewähre uns an unseren Frauen und Kindern Augentrost und mache uns zu einem Vorbild für die Gottesfürchtigen."" [der edle Quran 25:74]

 

Die Ehe ist ein Akt der Anbetung und “die Hälfte seiner eigenen Religion”

Die Wichtigkeit der Ehe im Islam wird in folgendem Hadith deutlich:

„Wer heiratet, hat die Hälfte seines Glaubens vervollständigt. Also lasst ihn Allah in der anderen Hälfte fürchten.“

Dies trifft zu, wenn eine Person aus den richtigen Gründen heraus heiratet und auf die richtige Art und Weise. Viele Gelehrte haben gesagt, dass die Ehe wünschenswert ist, damit man sich auf zusätzliche Handlungen in der Anbetung konzentriert.

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