18-07-2012, 01:22 PM
Frage:
Wieso wird die Dua manchmal nicht erhört? Allah sagt doch „Bittet Mich; Ich will eure Bitte erhören.“
Antwort:
Alles Lob gebührt Allah, dem Herren der Welten. Frieden und Segen seien auf dem Propheten, seiner Familie und seinen Gefährten. Ich bitte Allah um Rechtleitung für mich und meine Geschwister in Bezug auf Aqidah, Wort und Tat.
Allah azza wa jall sagt (sinngemäß): {Und euer Herr sprach: "Bittet Mich; Ich will eure Bitte erhören. Die aber, die zu überheblich sind, um Mir zu dienen, werden unterwürfig in Dschahannam eintreten."} (Ghafir, 60}
Der Fragesteller meint, er habe eine Dua gesprochen, die nicht von Allah erhört wurde. Jedoch bricht Allah Sein Versprechen niemals. Die Antwort darauf lautet: Damit eine Dua erhört wird, müssen unbedingt einige Bedingungen erfüllt werden.
Diese sind:
Erstens: Er muss während des Bittgebets Ikhlas haben. Er muss bereit sein, sich mit seinem Herzen Allah, dem Erhabenen, zu widmen. Er muss aufrichtig, mit seiner Zunge, seine Bitte äußern. Des Weiteren muss ihm bewusst sein, dass Allah zu allem in der Lage ist und die Bitte erhören kann. Auch muss der Bittende die Hoffnung haben, dass seine Dua erhört wird.
Zweitens: Jemand muss während des Dua wissen, dass er auf den Erhabenen angewiesen ist/Ihn braucht; dass derjenige, der in Schwierigkeiten steckt, nur von Allah Hilfe bekommen kann; dass nur Er derjenige ist, Der einem helfen kann.
Wenn ihm nicht bewusst ist, dass er Allah braucht und die Dua nur aus Tradition spricht, dann verdient er es nicht, dass seine Bitte erhört wird.
Drittens: Derjenige, der das Bittgebet spricht, muss sich davor hüten, Haram-Nahrung zu sich zu nehmen. Denn gemäß einer authentischen Überlieferung, steht diese Tat (sich von Haram (Verbotenem) zu ernähren) zwischen einem und der Erhörung des Bittgebets.
Der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam sagte: „Zweifellos, Allah ist rein und akzeptiert nur das Reine. Allah befiehlt den Mu’minun (Gläubigen) dasselbe, was er den Propheten befohlen hat.“ (Muslim)
Allah sagt (sinngemäß): {O ihr Gesandten, esset von den reinen Dingen und tut Gutes. Wahrlich, Ich weiß recht wohl, was ihr tut.} (Mu’minun, 51)
Des Weiteren sprach der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam von einem Mann, der aufgrund einer langen Reise ein ungepflegtes Äußeres hatte (ungekämmte Haare, Kleidung voller Staub etc.) und mit erhobenen Händen ein Bittgebet sprach: „Oh Herr, Oh Herr!“. Das Essen dieses Mannes war haram, seine Kleidung war haram und der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam sagte: „Wie soll die Dua von diesem erhört werden?“
Obwohl dieser Mann die scheinbaren/äußerlichen Bedingungen für das Bittgebet erfüllte, sah der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam keine Möglichkeit, dass die Dua des Mannes erhört wird.
Die äußerlichen Bedingungen in diesem Falle sind:
1. Das Erheben der Hände. Allah 'azza wa jall ist über Seinem Thron. Die Hände (beim Bittgebet) zu heben, ist einer der Gründe, warum eine Dua erhört wird.
Imam Ahmad überliefert: „Allah ta’ala hat Scham und ist großzügig. Wenn Sein Diener für Ihn die Hände hebt, schämt Allah Sich, nichts zu geben.“ (Ahmad, Musnad, Tirmidhi, Ibn Madscha)
2. Dieser Mann sagte: „Oh mein Herr, oh mein Herr!“
Sich Allah mit Seinen Namen und Eigenschaften zu nähern, ist ein weiterer Grund, warum eine Dua erhört werden kann. Weil Der Herr (Rabb) Allah ist, Er Der Erschaffer ist und alles regelt. Die Schlüssel der Himmel und der Erde sind in Seiner Hand.
Aus diesem Grund werden viele Bittgebete im Qur’an mit diesem Namen gemacht: {Unser Herr, wahrlich, wir hörten einen Rufer, der zum Glauben aufrief (und sprach:) »Glaubt an euren Herrn!« und so glauben wir. Unser Herr, und vergib uns darum unsere Sünden und tilge unsere Missetaten und lass uns mit den Frommen verscheiden. Unser Herr, und gib uns, was Du uns durch Deine Gesandten versprochen hast, und führe uns nicht in Schande am Tage der Auferstehung. Wahrlich, Du brichst nicht (Dein) Versprechen." Da erhörte sie ihr Herr (und sprach): "Seht, Ich lasse kein Werk der Wirkenden unter euch verlorengehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von euch sind von den anderen.} (Al-Imran, 193-195)
Sich Allah auf diese Weise Allah zu nähern (tawassul) ist ein Grund, warum ein Bittgebet erhört wird.
3. Der vorhin erwähnte Mann war ein Reisender. Im Allgemeinen ist die Reise ein Grund, warum eine Dua erhört werden kann. Ein Reisender fühlt die Sehnsucht während einer Reise gegenüber Allah und seiner Familie mehr, als ein Nichtreisender. Das Äußere ist nicht mehr so gepflegt, als würde er an sich selbst gar nicht mehr denken. Als wäre das Wichtigste für ihn, Hilfe von Allah zu erbitten.
Unabhängig in welcher Situation man sich befindet, muss man sich an Allah wenden. Die äußere Erscheinung während der Reise (das Durcheinander der Haare usw.) hat Auswirkungen auf die Erhörung des Bittgebets. Denn der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam sagte: „Allah ta’ala nähert sich in der Nacht von ´Arafah dem (Erd-)Himmel und lobt die Stehenden dort (bei) den Engeln: ‚Diese sind jene, deren Äußeres sehr gelitten hat, mit Staub bedeckt sind und aus allen vier Richtungen der Erde gekommen sind‘.“ (Muslim)
Dadurch, dass der Mann sich von Haram ernährt hat und sich mit Haram gekleidet hat, nutzte ihm keine der äußerlichen Möglichkeiten (eine Dua zu äußern), für die Erhöhung des Bittgebets. Der Prophet sallAllahu alaihi wa sallam sagte: „Wie soll die Dua von diesem erhört werden?“ Die Tatsache, dass diese Bedingungen nicht ausreichend sind, zeigt, dass die Erhörung des Bittgebets in der Ferne liegt.
Wenn allerdings alle Bedingungen erfüllt werden und das Bittgebet trotzdem nicht erhört wird, liegt das an einer Weisheit, die nur Allah kennt. Man kann sich etwas wünschen, was vielleicht Schlechtes für einen bringt. Es kann sein, dass Allah dadurch ein schlimmeres Übel vermieden hat oder dem Bittenden die vollständigen Hasanat (guten Taten) am Tage der Abrechnung gutschreibt.
Wenn jemand eine Dua, gemäß allen Bedingungen, spricht, diese aber nicht erfüllt wird, obwohl z. B. dadurch nichts Schlimmeres verhindert wird, gibt es mit Sicherheit eine andere Weisheit dahinter. In diesem Fall bekommt er zwei Hasanat: die erste Belohnung, weil er das Bittgebet gesprochen hat und die zweite, weil es für ihn eine Prüfung ist, dass er keine Antwort bekommen hat. Aus diesem Grunde wird er mit mehr Hasanat am Tage der Auferstehung belohnt.
Außerdem ist es wichtig, nicht voreilig in Bezug auf die Bittgebete zu sein. Denn gemäß einer Überlieferung des Propheten sallAllahu alaihi wa sallam ist das einer der Gründe, weshalb eine Dua nicht erhört wird: „Die Dua eines Bittenden wird erhört, solange er nicht voreilig ist.“ (Bukhari)
Daher sollte jemand nicht voreilig sein und nie aufgeben, die Dua zu sprechen. Er muss sogar beharrlich darin sein, die Dua immer wieder zu wiederholen. Denn jede Dua, die er spricht, bringt ihn näher zu Allah und er verrichtet eine 'Ibadah (gottesdienstliche Handlung), die ihm Hasanat bringt.
Und du, mein Bruder/meine Schwester im Islam, solltest in jeder Situation Dua zu Allah machen. Wenn der Hintergrund der Dua nur 'Ibadah wäre, müsste man immer noch beharrlich darin sein.
Und Erfolg gewährt Allah.
Scheikh Uthaymin, rahimahullah
Fataawa Arkaanil Islam von Scheikh Uthaymin