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Begehen Propheten Sünden? Bedürfen sie der Vergebung?
#1
Frage (Nr. 1684):

Mir wurde von jemandem, der behauptet, ein Muslim zu sein, gesagt, dass alle Propheten Gottes, einschließlich Muhammad, ohne Sünden waren und niemals Vergebung benötigten. Ist dies ausnahmslos die offizielle islamische Ansicht?

Antwort:

Alles Lob gebührt Allah.

Wir danken dir für die Übersendung dieser Frage, durch die du dich bemühst, die richtige Antwort zu finden, anstatt einfach zu akzeptieren, was du von jemandem gehört hast, der behauptet, ein Muslim zu sein.

„Die Ummah (Gemeinschaft der Muslime) stimmt darin überein, dass die Gesandten unfehlbar sind bei der Ausführung ihrer Mission – sie vergessen nichts, was Allah ihnen offenbarte, außer in Bezug auf Angelegenheiten, die aufgehoben wurden. Sie sind auch unfehlbar bei der Übermittlung der Botschaft – sie verbergen nichts von dem, was Allah ihnen offenbarte, denn das wäre ein Verrat und es ist unvorstellbar, dass sie so etwas tun könnten. Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „O du Gesandter, übermittele, was zu dir (als Offenbarung) von deinem Herrn herabgesandt worden ist! Wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht übermittelt. …“ (5:67). Wenn etwas verborgen oder geändert wird, dann wird die Strafe Allahs denjenigen treffen, der dieser Dinge schuldig ist, wie Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „Und wenn er (Muhammad, Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) sich gegen Uns (Allah) einige Aussprüche selbst ausgedacht hätte, hätten Wir ihn sicherlich an der Rechten (oder mit Kraft) gefasst und ihm hierauf sicherlich die Herzader (Aorta) durchschnitten“ (69:44-46). Ein Aspekt der Unfehlbarkeit ist, dass sie (die Propheten) nichts von dem vergessen, was Allah ihnen offenbarte, und daher kein Teil der Offenbarung verloren geht.“ (Al-Rusul wa-l-Risālāt/Die Gesandten und ihre Missionen, `Umar al-Aschqar, S. 97)

`Umar al-Aschqar sagte ebenfalls (op. cit. S. 102): „Die Propheten und Gesandten bemühen sich auch, das richtige Urteil bezüglich der Situationen, mit denen sie konfrontiert werden, zu finden und sie urteilen gemäß dem, was sie selbst sehen und hören – sie haben kein Wissen über das Verborgene. Sie können ein falsches Urteil fällen, wie es dem Propheten Dawūd (Dawid) geschah und Allah half seinem Sohn Sulaymān (Salomon), die richtige Antwort in diesem besonderen Fall zu geben. Abu Hurayrah (möge Allah mit ihm zufrieden sein) berichtete, dass er den Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) sagen hörte: „Es gab zwei Frauen, jede von ihnen hatte einen Sohn. Ein Wolf kam und verschleppte den Sohn von einer der Frauen, die zu der anderen sagte: „Der Wolf hat deinen Sohn genommen.“ Die andere sagte: „Nein, er nahm deinen Sohn.“ Sie gingen zu Dawūd und baten ihn, zwischen ihnen zu richten, und er entschied zugunsten der älteren Frau. Da gingen sie zu Sulaymān, den Sohn Dawūds, und berichteten ihm, was geschehen war. Er sagte: „Bringt eine Messer und teilt das Kind zwischen ihnen.“ Die jüngere Frau sagte: „Tu das nicht, möge Allah dir barmherzig sein! Er ist ihr Sohn.“ Da entschied Sulaymān zugunsten der jüngeren Frau.“ (al-Bukhāri).

Der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) erklärte diese Geschichte: Umm Salamah, die Ehefrau des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) erzählte, dass er einen Streit vor der Tür seines Hauses hörte. Daher ging er hinaus und sagte zu ihnen: „Ich bin nicht mehr als ein Mensch. Streitparteien können zu mir kommen und einer von euch kann wortgewandter und überzeugender sein als der andere, sodass ich glaube, dass er die Wahrheit sagt und zu seinen Gunsten urteile. Wer auch immer ein Urteil zu seinen Gunsten und zum Nachteil der Rechte seines muslimischen Gefährten bekommt, so ist dies ein Stück Glut aus dem Feuer – lasst es ihn nehmen oder zurücklassen.“

Als die Vorstellung aufkam, dass die Propheten große Sünden (Kabā’ir) begehen, sagte Scheikh al-Islam ibn Taymiyah in al Fatāwa 4/319: „… Der Glaube, dass die Propheten frei von großen Sünden, doch nicht von kleinen Sünden sind, entspricht der Meinung der Mehrheit der islamischen Gelehrten und aller (muslimischen) Gruppen… Es ist die Ansicht der meisten Mufassirūn (Kommentatoren des Qur’ān), der Gelehrten des Hadīth und der Fuqaha’ (Juristen).“

Hinsichtlich der Frage, ob es den Propheten möglich ist, kleine Sünden zu begehen, zitiert al-Safārīni in Lawāmi` al-Anwār al-Bahiyyah (2/214) von ibn Hamdān, der in Nihāyat al-Mubtadi`īn sagte: „Sie sind unfehlbar bei der Übermittlung der Befehle und der Botschaft Allahs, doch sie sind nicht unfehlbar in irgendeiner anderen Hinsicht. Sie können Fehler machen, Dinge vergessen oder kleine Sünden begehen – gemäß der bekannten Meinung (der Gelehrten) – doch werden diese Fehler nicht angenommen.“

Die Mehrheit der Gelehrten nimmt das Folgende als Beweis, um die Behauptung zu unterstützen, dass die Propheten nicht frei von kleinen Sünden sind:

Ādams Sünde, nämlich das Essen von dem Baum, von dem Allah ihm zu essen verboten hatte. Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „Und als Wir zu den Engeln sagten: „Werft euch vor Adam nieder.“ Da warfen sie sich nieder, außer Iblis (Schaytān). Er weigerte sich. Da sagten Wir: „O Adam, dieser (da) ist dir und deiner Gattin gewiss ein Feind. Dass er euch beide ja nicht aus dem (Paradies-) Garten vertreibt! Sonst wirst du unglücklich sein. Gewiss, es ist dir gewährt (ein Versprechen von Uns), dass du darin weder hungerst noch nackt bist, und dass du darin weder dürstest noch Sonnenhitze erleidest.“ Aber da flüsterte ihm der Satan ein und sagte: „O Adam, soll ich dich auf den Baum der Ewigkeit hinweisen und auf eine Herrschaft, die nicht vergeht?“ So aßen sie beide davon, und da zeigte sich ihnen ihre Blöße offenkundig, und sie begannen, Blätter des (Paradies-) Gartens auf sich zusammenzuheften. So widersetzte Adam sich seinem Herrn, und da fiel er in Verirrung.“ (20:116-121, ungefähre Bedeutung).

Als Nūh für seinen kāfir Sohn betete, tadelte Allah ihn dafür und lehrte ihn, dass diese Person kein Mitglied seiner Familie und dass dieses Gebet keine rechtschaffene Tat von ihm war. Nūh erflehte die Vergebung seines Herrn, bereute und wandte sich an Allah: „`Mein Herr, ich suche Schutz bei Dir (davor), dass ich Dich um etwas bitte, wovon ich kein Wissen habe! Wenn Du mir nicht vergibst und Dich meiner nicht erbarmst, werde ich zu den Verlierern gehören.`“ (11:47, ungefähre Bedeutung).

Als Dawūd erkannte, dass er mit seinem Urteil voreilig gewesen war, ohne sich die zweite Streitpartei anzuhören, beeilte er sich zu bereuen: „… Da bat er seinen Herrn um Vergebung und fiel in Verbeugung nieder und wandte sich (Ihm) reuig zu.“ (38:24, ungefähre Bedeutung).

Jeder, selbst die Propheten, benötigt die Vergebung Allahs. Allah hat Seine Propheten gesegnet, indem Er ihre Sünden vergab, und Er hat unseren Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) gesegnet, wie Er sagt (ungefähre Bedeutung): „damit dir Allah das von deinen Sünden vergebe, was vorher war und was später sein wird, und damit Er Seine Gunst an dir vollende und dich einen geraden Weg leite“ (48:2).

Scheikh al-Islam ibn Taymiyah sagte in al-Fatāwa 10/296: „Bezüglich der Vergebung der Sünden der Propheten: Allah, erhaben ist Er, spricht von keinem Propheten im Qur’ān, ohne nicht auch Reue und das Streben nach Vergebung zu erwähnen. Beispielsweise sagten Ādam und seine Gattin: `„Unser Herr, wir haben uns selbst Unrecht zugefügt. Wenn Du uns nicht vergibst und Dich unser erbarmst, werden wir ganz gewiss zu den Verlorenen gehören.“` (7:23, ungefähre Bedeutung). Nūh sagte: `Mein Herr, ich suche Schutz bei Dir (davor), dass ich Dich um etwas bitte, wovon ich kein Wissen habe! Wenn Du mir nicht vergibst und Dich meiner nicht erbarmst, werde ich zu den Verlierern gehören ` (11:47, ungefähre Bedeutung). Ibrāhīm sagte: `Unser Herr, vergib mir und meinen Eltern und den Gläubigen an dem Tag, da die Abrechnung stattfinden wird.“` (14:41, ungefähre Bedeutung) und `… Du bist unser Schutzherr (Wali), so vergib uns und erbarme Dich unser! Du bist der Beste derer, die vergeben. Und bestimme für uns in diesem Diesseits Gutes und auch im Jenseits! Gewiss, wir haben zu Dir zurückgefunden.“ …` (7:155-156, ungefähre Bedeutung). Mūsa sagte: `Du bist unser Schutzherr (Wali), so vergib uns und erbarme Dich unser! Du bist der Beste derer, die vergeben.` (7:155, ungefähre Bedeutung).“ Dann führte er (ibn Taymiyah, möge Allah ihm barmherzig sein) uns weitere Beispiele an, doch was wir hier genannt haben, ist ausreichend.

Und Allah weiß es am besten.

Islam Q&A
Scheikh Muhammad Salih al-Munajjid


Quelle: http://diewahrereligion.tv/fatwah/?paged=57
  


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