29-12-2011, 09:28 AM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-12-2011, 09:28 AM von Umm Abderrahman.)
Die Übernachtung des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und Abu Bakrs in der Höhle Thaur
Frage (Nr. 27224):
Ich habe versucht, den Hadīth zu finden, in dem es heißt, dass der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) nach Madīnah auswanderte und sich in der Höhle versteckte, wo Engel den Eingang mit ihren Flügeln vor den Blicken der Kuffār verdeckten.
Die gängige Version lautet, dass eine Spinne ihr Netz vor dem Höhleneingang gesponnen hatte, um den Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) zu verstecken, doch ich habe herausgefunden, dass diese Überlieferung schwach oder sogar erfunden ist, und dass der Bericht über die Engel authentisch sein soll. Können Sie mir bitte mitteilen, wer der Überlieferer war und in welchem Buch über Hadīth oder Sīra ich den Bericht finden kann?
Antwort:
Alles Lob gebührt Allah.
Die Übernachtung des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und Abu Bakrs in der Höhle Thaur wird im Buche Allahs und in der Sunna des Gesandten Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) erwähnt. Im Folgenden einige Details:
1. Im Buche Allahs:
Die Geschichte dieser Übernachtung wird im Qur`ān genannt. Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „Wenn ihr ihm (Muhammad) nicht helft, so hat Allah ihm (schon damals) geholfen, als diejenigen, die ungläubig waren, ihn als einen von Zweien vertrieben; als sie beide (Muhammad und Abu Bakr) in der Höhle waren und als er zu seinem Gefährten (Abu Bakr) sagte: „Sei nicht traurig (oder ängstlich)! Gewiss, Allah ist mit uns!“ Da sandte Allah Seine innere Ruhe (Sakīnah) auf ihn herab und stärkte ihn mit Heerscharen (Engeln), die ihr nicht saht, und erniedrigte das Wort derjenigen, die ungläubig waren, während Allahs Wort (doch) das hohe ist. Allah ist allmächtig und allweise.“ (9:40).
Diese Verse besagen eindeutig, dass die Muschrikūn sich verschworen hatten, ihn zu töten, und dass sie (d. h. der Prophet [Allahs Frieden und Segen seien auf ihm] und Abu Bakr) über Nacht in der Höhle blieben.
2. Die Sunnah:
Hinsichtlich der Überlieferungen in der sahīh Sunnah, die von der Übernachtung berichten:
a) Es wurde überliefert, dass `Ā’ischah, die Ehefrau des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „… dann zogen der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und Abu Bakr in Richtung der Höhle des Berges Thaur los und sie versteckten sich darin für drei Nächte, in denen `Abd-Allah ibn Abi Bakr – der ein gewandter, junger Bursche war – bei ihnen blieb und sie kurz vor Sonnenaufgang verließ (am Ende der Nacht), damit er bei den Quraisch in Makkah war, wenn der Morgen anbrach, so als ob er die Nacht dort verbracht hätte. Er versuchte mitzubekommen, was sie planten, und brachte dann die Neuigkeiten (zum Propheten [Allahs Frieden und Segen seien auf ihm] und Abu Bakr), wenn die Dunkelheit anbrach …“ Dies wurde von Bukhāri (#3905) in einer längeren Überlieferung berichtet, der er den Titel „Die Migration (Hijrah) des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und seiner Gefährten nach Madīnah“ gab.
b) Es wurde von Abu Bakr (möge Allah mit ihm zufrieden sein) überliefert: „Ich sagte zum Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm), als ich mit ihm in der Höhle war: `Wenn einer von ihnen zu seinen Füßen hinunter schaut, wird er uns sehen.` Er antwortete: `Was denkst du, Abu Bakr, über Zwei, bei denen der Dritte Allah ist?`“ (Bukhāri #3653).
Die Geschichte über das Spinnennetz wurde bei Imām Ahmad (#3241) von ibn `Abbās (möge Allah mit ihm zufrieden sein) mit Bezug auf den folgenden Vers (ungefähre Bedeutung) verzeichnet: „Und als diejenigen, die ungläubig sind, gegen dich (oh Muhammad) Ränke schmiedeten, um dich festzusetzen oder zu töten oder zu vertreiben. …“ (8:30). Er sagte: „Die Quraisch versammelten sich eines Nachts in Makkah. Einige von ihnen sagten: `Wenn der Morgen kommt, legt ihn in Ketten` - womit der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) gemeint war. Einige sagten: `Nein, tötet ihn.` und wieder andere sagten: `Nein, vertreibt ihn.` Allah informierte Seinen Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) darüber. Daher schlief `Ali in dieser Nacht im Bett des Gesandten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) ging hinaus und versteckte sich in der Höhle. Die Muschrikūn verbrachten die Nacht damit, auf `Ali zu warten, denn sie dachten, er sei der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm). Als der Morgen anbrach, stürzten sie sich auf ihn und erkannten `Ali, so durchkreuzte Allah ihren Plan. Sie sagten: `Wo ist dein Freund?` Er erwiderte: `Ich weiß es nicht.` Da hefteten sie sich auf seine Spur und als sie den Berg erreichten, waren sie verwirrt. Sie stiegen den Berg hinauf, gingen an der Höhle vorbei und sahen das Netz einer Spinne vor dem Eingang. Sie sagten: `Wenn jemand hineingegangen wäre, dann hätte die Spinne nicht ihr Netz vor dem Eingang spinnen können.` Er blieb dort für drei Nächte.“
Die Gelehrten sind hinsichtlich dieses Hadīth unterschiedlicher Ansicht. Sein Isnād wurde von al-Hāfiz ibn Hajar in Fath al-Bāri sowie von ibn Kathīr in al-Bidāyah wa-l-Nihāyah (#3/222) als hasan klassifiziert. Von al-Albāni wurde er in al-Silsilah al-Da`īfah als da`īf eingestuft. Ahmad Schākir sagte in Tahqīq al-Musnad (#3251): „Es gibt einen Disput wegen seines Isnād.“ Die Kommentatoren zu al-Musnad sagten: „Sein Isnād ist da`īf.“ Und Allah weiß es am besten.
Die Geschichte über die zwei Tauben wurde bei ibn Kathīr in al-Bidāyah wa-l-Nihāyah (#3/223) genannt. Er sagte, dass sie von ibn `Asākir überliefert wurde, dann sagte er: „Dieser Hadīth ist mit diesem Isnād gharīb jiddan.“ Er wurde ebenso von den Kommentatoren des al-Musnad als da`īf klassifiziert, am selben Platz wie oben genannt.
Al-Albāni sagte in al-Silsilah al-Da`īfah (#3/339): „Man sollte zur Kenntnis nehmen, dass es keinen sahīh Hadīth bezüglich der Spinne und der Tauben bei der Höhle gibt, trotz der Tatsache, dass er in einigen Büchern und Vorträgen, die anlässlich des Jahrestages zur Auswanderung des Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) nach Madīnah gehalten werden, häufig genannt wird. Dies sollte nicht vergessen werden.“
Hinsichtlich der Engel, die den Propheten (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und Abu Bakr verbargen, dies wurde von al-Tabarāni in al-Kabīr (#24/106-108) durch den Hadīth von Asma’ bint Abi Bakr berichtet. Es ist ein längerer Hadīth, in dem es heißt: „Abu Bakr sagte über einen Mann, den er gegenüber der Höhle sehen konnte: `Oh Gesandter Allahs, er schaut zu uns herüber.` Er antwortete: `Nein, die Engel verbergen uns mit ihren Flügeln.` …“
Der Isnād dieses Hadīth beinhaltet Ya`qūb ibn Humayd ibn Kāsib al-Madani, über den die Gelehrten sich nicht einig sind. Siehe Tahdhīb al-Kamāl von al-Mazzi (#32/318-323).
Er wurde von ibn Ma`īn, Abu Hātim, al-Nasā`i und Abu Zar`ah al-Rāzi als da`īf angesehen.
Abu Dawud al-Sijjstāni sagte: „Wir haben in seinem Musnad Ahādīth gesehen, die wir als munkar einstufen. Wir fragten ihn nach ihren Quellen und er weigerte sich, sie uns zu nennen. Später dann erzählte er sie. Wir fanden Ahādīth in einige Büchern, die kürzlich geändert worden waren, und diese Ahādīth waren mursal, doch er fügte ihnen Isnād hinzu und er fügte den Texten etwas hinzu.“
Ibn `Adiyy sagte: „Es ist nichts Falsches an ihm und seinen Überlieferungen. Er berichtete viele Ahādīth und viele gharīb Berichte.“
Al-Dhahabi sagte: „Er war einer der Gelehrten des Hadīth, doch verzeichnete er munkar und gharīb Berichte.“
Ibn Hibbān klassifizierte ihn als thiqah (vertrauenswürdig). Al-Hāfiz ibn Hajar sagte: „Er ist sadūq (wahrheitsliebend), doch manchmal ist er verwirrt.“
Al-Albāni (möge Allah ihm barmherzig sein) stufte seinen Hadīth als hasan ein, doch er stufte nicht diesen Hadīth als hasan ein.
Er sagte in a-Silsilah al-Da`īfah (#3/263): „Was über diesen Ya`qūb ermittelt werden konnte, ist, dass sein Hadīth hasan ist … Falls es keine andere Schwachstelle im Isnād gibt, dann ist er hasan …“ Dann sagte er: „Scheikh al-Tabarāni Ahmad ibn `Amr al-Khallāl al-Makki konnte nichts über seinen Werdegang herausfinden. Er überlieferte etwa 16 Hadīth von ihm in al-Mu`jam al-Ausat, was darauf hinweist, dass er einer der ihm gut bekannten Scheikhs war. Wenn der Hadīth bekannt ist oder es unterstützende Berichte gibt, dann ist er hasan.“
Und Allah weiß es am besten.
Islam Q&A