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Nicht mehr freizügig bekleiden
#1
Assalamu Alaikum liebe Geschwister,

ich möchte euch gerne etwas erzählen, was mich durch jeden Sommer begleitet.

Nachdem ich zum Islam konvertiert bin, hat sich eine Sache drastisch an mir verändert: Mein Kleidungsstil im Sommer. Ich habe angefangen beim Klamottenkauf gezielt nur längere Kleidungsstücke auszusuchen. Es hat nichts damit zu tun, dass ich mir dies von anderen Muslimas abgeschaut habe, vielmehr hatte ich plötzlich ein anderes Gefühl, als ich mit knappen Klamotten in die Stadt ging. Ich fühlte mich nicht mehr wohl und glücklich.
So fing ich an, längere Klamotten zu tragen und obwohl es im Sommer sehr warm ist, fühle ich mich so viel wohler.
Wenn ich über meinen Wandel nachdenke, muss ich oft darüber grübeln, welche Dinge genau mich hierbei beeinflusst haben. Das es tatsächlich an meiner Konvertierung gelegen haben muss, erstaunt mich oft aufs neue.

Auf jeden Fall stand ich seitdem in jedem Sommer vor einer Konfrontation und tu es heute immer noch.

Meine Eltern, beide NichtMuslime, können und wollen meine Gefühle und meine Entscheidung nicht nachvollziehen. Dies bekommen ich verbal, wie nonverbal mitgeteilt. Wenn ich durch die Haustür trete, werde ich beäugt und mit einem Seufzer verabschiedet. In häufigen Gesprächen über dieses Thema sind sie die Gesprächsführer*innen mit den sich wiederholenden Argumenten, dass ich mich nicht verstecken müsste, es nicht für meine Religion machen müsste und dass Deutschland ein freies Land wäre, in dem man sich ebenso frei bekleiden dürfte. Auf meine Antworten hin, schütteln sie nur den Kopf.

Ich finde es sehr schade, dass sie mich nicht verstehen und es akzeptieren können.
Aber vorallem verletzt mich die Art, wie sie mir ihre Meinung darüber mitteilen. Entweder läuft es, von ihnen, auf einen Streit hinaus, was ich auf jeden Fall immer versuche zu vermeiden, da ich mich äußerst schlecht dabei fühle, oder meine Eltern sagen mir, dass sie sehr traurig werden, wenn sie mich so sehen und sie Mitleid mit mir bekommen. Sie wissen, dass ich ein weiches Herz habe und Streitigkeiten und Trauer, wohl durch mich ausgelöst, nicht gut vertrage und best möglichst vermeiden möchte.
Deshalb schmerzt es mich umso mehr, zu sehen, welche Art der "Überzeugung" sie annehmen.
Wenigstens an ihren Geburtstagen, solle ich mich "normal" und dem Wetter entsprechend kleiden, wünschen sie sich von mir.

Ich bleibe trotzdessen standhaft und versuche meinen Eltern stetig in Gesprächen mit guten und wahren Argumenten über meinen Wandel und gleichzeitig natürlich auch über den Islam zu erzählen.
Jedoch schleicht sich bei mir oft ein schlechtes Gefühl ein, da ich weiß, dass meine Eltern mit meiner Entscheidung nicht zurecht kommen. Ich hoffe sehr, dass sich das irgendwann ändert, denn ich liebe meine Eltern und möchte friedlich mit ihnen zusammen sein.

Bestimmt kennen noch andere Konvertitinnen diese Auseinandersetzungen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreiben würdet, wie ihr damit umgeht oder, natürlich auch geborene Muslimas, ob ich richtig damit umgehe oder ihr mir noch Tipps geben könnt.

Ich danke euch, für eure Antworten im Vorraus.

Salam
#2
Selamu Aleykum,

Ein Muslim muss sich immer vergegenwärtigen, dass er immer einer Prüfung ausgesetzt wird. Wie schon oft gesagt, ob mir Krankheit, Armut oder auch umgekehrt, Allah prüft die Menschen mit Gutem und mit Schlechtem.
"Jede Seele wird den Tod kosten. Und Wir prüfen euch mit Schlechtem und Gutem als Versuchung. Und zu Uns werdet ihr zurückgebracht"21:35

Letztendlich wird man auch mit Angst, Sorge und Trauer getroffen bzw. geprüft. Auch Geschwister, welche zum Islam zurückgefunden haben, haben leider fast dieselben Sorgen und Probleme, wenn die Familie nicht praktizierend ist. 
Dies kann auch ein Elternpaar treffen, dessen Kinder oder Kinder in Unglaube fallen, wie Allah hier berichtete:
"Und derjenige, der zu seinen Eltern sagt: „Pfui über euch! Versprecht ihr mir etwa,
ich sollte hervorgebracht werden, wo vor mir bereits Geschlechter5 dahingegangen
sind?" während sie beide Allah um Hilfe anrufen: „Wehe dir! glaube doch! Gewiß,
Allahs Versprechen ist wahr." Da sagt er: „Das sind nur Fabeln der Früheren"46:17


So auch die Geschichte von Ibrahim alayhi salam, dass sein Vater ihm sogar verbrennen wollte, oder Nuh Alayhi salam, obwohl er mehr als 950 Jahre Dawa(Einladung zum Tauhid) gemacht hat, sein Sohn sich am Ende  als Abtrünniger herausstellte. 
Allem voran unser Prophet Muhammad sallallahu alayhi wa sallam, seine Eltern waren als Ungläubige gestorben, was ihn natürlich traurig machte, aber gleichzeitig musste er das hinwegnehmen. Auch das sein Onkel sich immer gegen ihn auf den Weg stellte.
Allah der Allmächtige und Allweise könnte auch die Menschen allesamt wie Adam alayhi salam erschaffen, das wir einfach aus der Erde aufwachsen ohne Vater und Mutter, so das wir keine Verwandtschaftsbande und Verbindung miteinander mehr haben. Aber dies gehört auch zu den Prüfungen im Leben. Wenn du in einer muslimischen Familie geboren wärst, heißt das noch lange nicht, dass du dann mit was anderem geprüft wirst, aufgrund deines Iman, wie Allah es sagte:

"Und Wir werden euch ganz gewiß mit ein wenig Furcht und Hunger und Mangel an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften,
Wenn man sich diese Sachen verinnerlicht und ins Bewusstsein immer hervorruft, dann wird  es einem auch nicht"2:155


"Oder meint ihr etwa, daß ihr in den (Paradies)garten eingehen werdet, noch bevor Gleiches über euch gekommen ist, wie über diejenigen, die vor euch dahingegangen sind? Not und Leid widerfuhr ihnen, und sie wurden erschüttert, bis daß der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glaubten, sagten: „Wann kommt Allahs Sieg?" Aber wahrlich, Allahs Sieg ist nahe."02:214

"Meinen die Menschen, daß sie in Ruhe gelassen werden, (nur) weil sie sagen: „Wir glauben", ohne daß sie geprüft werden?"29:02

Wenn du die Weisheit von alldem verstanden hast und dir tief im Inneren überzeugt bist, dass du dafür belohnt wirst, dann wird auch die Geduld und Standhaftigkeit einfacher, wie im Fall dieser Frau welche Epilepsie hatte:

Es berichtet Ata ibn Abi Rabah radiyallahu ´anhu, dass Ibn Abbas radiyallahu ´anhu zu ihm
sagte: "Möchtest du, dass ich dir eine Bewohnerin des Paradieses zeige?" Ich sagte: "Gewiss!" Er sagte zu mir: "Diese schwarze Frau! Sie kam zum Propheten sallallahu aleyhi wa sallam und sagte zu ihm: 'Ich bin Epileptikerin und wenn ich einen Anfall habe, wird mein Körper bloßgelegt. Bitte bete zu Allah für mich.' Er sallallahu aleyhi wa sallam sagte: 'Wenn du es vorziehst, geduldig zu sein, wann immer du von deinem Leiden gequält wirst, wirst du ins Paradies gelangen. Wenn du jedoch wünscht, dass ich für dich bete, wird Allah dich heilen.` Sie sagte: 'Ich werde es mit Geduld ertragen, doch bete bitte, dass mein Körper sich nicht enthüllt, wenn ich einen Anfall habe.` So betete er wie von ihr gewünscht." (Al-Bukhari und Muslim)


Sie hatte bestimmt davor Sorgen und Kummer, sonst wäre sie nicht zum Propheten gekommen, aber als er ihr die Weisheit davon berichtete, hatte sie die Ruhe und war bereit dies mit Geduld auszuhalten. 
Einige Prüfungen muss man aber durchhalten, wie z.b. das Verharren in Islam, Gebete, Fasten, kein Haram usw.. Andere wiederum kann man sich aussuchen, ob man Geduld haben will oder nicht, wie z.b. Krankheit, Armut usw., solange es nicht mit Haram behandelt wird und zum Haram führt. 

Bei deinem Fall, musst du hier Geduld und Standhaft sein und die Angelegenheit mit deinen Eltern mit Weisheit behandeln, bis Allah dir eine Erleichterung einbringt. 

Inscha-Allah war das etwas Hilfsreich.

Wallahu A´lam
#3
Salam aleikum,

es ist logisch, dass sich die Eltern sorgen machen und möchten, dass das eigene Kind glücklich lebt. Du solltest ihnen klar machen, was es für dich bedeutet diese Kleidung zu tragen und vielleicht solltest du ihnen auch sagen, dass es dich traurig macht wie sie reagieren. Sag ihnen, dass du mit dieser Kleidung zufrieden bist und bitte sie, dir beizustehen. Versuch deinen Eltern ihre Sorgen zu nehmen und mach ihnen deutlich, wie wichtig dir diese Sache ist.
Dazu gibt es eine schöne Geschichte. Die Mutter von Sa'd wollte ihren Sohn vom Islam abbringen und sagte ihm: "Ich werde nichts mehr essen bis du den Islam verlässt" er gab aber nicht auf und sagte: "Auch wenn du sieben Seelen hättest so würde ich nicht vom Islam lassen"

wa allahu a'lam
  


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