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Wer oder was ist, sind? - Gelehrte, ihre Merkmale
#1
Question 
Ich begrüße alle.
Auf meine ganz grundsätzliche Frage habe ich durch die Suche keine Antwort finden können. Ich habe es mehrfach und auf unterschiedliche Weise probiert. Zu meiner Überraschung hat man sich wohl noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Mir stellt sich nun die Frage, wie ist aus islamischer Sicht die Definition des Gelehrten?

Ich bin mal so frei und zücke den Duden:
gelehrt sein gründliche und umfassende wissenschaftliche Kenntnisse besitzend; wissenschaftlich umfassend gebildet; auf wissenschaftlicher Grundlage beruhend
Gelehrter jemand, der gelehrt ist; Autorität, Experte, Fachgröße, Geistesgröße, Intellektueller, Kapazität, Spezialist, Weiser, Wissenschaftler, Koryphäe

Ich glaube, dass das Themengebiet viel umfangreicher ist, als das Wort aus dem deutschen Sprachgebrauch vermuten lässt. Ich formuliere meine Frage noch etwas genauer. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um den Titel zu beanspruchen? Wer verleiht diesen Titel? Welche Mittel hat man, um einen Missbrauch des Titels aufzudecken?

Ich bedanke mich bei allen, die sich an diesem Dialog beteiligen werden. Und hoffe Erkenntnisse gewinnen zu können.
greetings
#2
Willkommen,

das Thema ist wie du schon angemerkt hast etwas umfangreicher als man denkt deswegen muss ich etwas ausholen, also :

Das Wort für Gelehrter ist im arabischen Alim, wobei andere Namen und Titel an seiner Stelle oder als Ergänzung benutzt werden. Das kann von Ausrichtung wie Sunni, Shia oder vom Volk zu Volk oder im Fachbereich sich jeweils unterscheiden.

Beispiel: Zwölfer-Shiiten haben einen Titel Namens Ayatullah. Sunniten benutzten solch einen Titel nicht.

In Bezug auf verschiedenen Völkern kann es variieren zwischen Hoja, Mulla, Alim, Shaykh.

In Bezug auf Fachbereich gibt es in der Quran-Wissenschaften den Qari und Mufassir, in der Rechtwissenschaft den Faqih oder den Mufti, in der Hadiths-Wissenschaft den Muhadith oder Hafiz, in der Kalam-Wissenschaft den Mutakallim, in der Grammatik den Nahwi, in der Askese den Zahid, Arif oder Mutasawwif (Sufi).

Der Islam kennt keine Priesterschaft, Zugang zum Gelehrten Titel kann ursprünglich jeder haben solange er einfach das Wissen in dem jeweiligen Bereichen auch hat.
Es gab keine Institution in der Anfangszeit und auch keinen offiziellen Titel usw.

Anerkennung der Gemeinschaft ist es was den Gelehrten zum Gelehrten in den Augen der Menschen macht und der Gegenpart ist genauso wahr.

Ursprünglich hat man unter einem oder mehreren Lehrer studiert, das war je nach situation privat oder in der moschee (in einer menge von schülern es gab z.b unterrichte in dennen hunderte von schülern gleichzeitig waren) und wenn man bereit war (meist nach mehreren Jahrzehnten) hat man selber gelehrt (und wurde dem entsprechend anerkannt oder nicht) am besten natürlich mit der anerkennung des lehrers.

Später wurden dann mehrere neue Maßnahmen eingeführt, wie Ijazah (Lehrerlaubnis) und Madrasah (Schule/Uni zum Intensivstudium).

Also kurz und bündig:

Voraussetzung: Besitz der Kenntnisse
Wer verleiht diesen Titel: Die Gemeinschaft (Ursprünglich), heutzutage auch oft Unis oder Madrasa
Maßnahmen gegen Missbrauch: Kritik, Diskussion, Aufzeigen der Unkenntnis des Anspruchstellers

Man kann also sagen die Anerkennung oder Aberkennung liegt an der Audienz.

Heutzutage ist es meist so das Privat-Studenten als Talib al-Ilm bezeichnet werden solange sie jung sind, wer sehr lange studiert hat mit einem entsprechenden alter wird unter den Sunniten dann meist Shaykh oder Alim genannt. Wer aus staatlichen Institutionen kommt hat meist einen offizielen Titel und einen, wenn er an einer Universität studiert hat, Bachelor bzw. Master.
#3
Als grober Umriss ist das schon recht interessant. Ist es dir möglich noch etwas ins Detail zu gehen? Und auf welcher Grundlage fußen diese Informationen? Ich werde also noch etwas genauer in der Fragestellung werden. Zumindest andeutungsweise entnehme ich der Aussage, dass eine Art Hirarchie bestehen könnte. Sei es im Lernumfang, sei es durch Lernstufen, sei es durch Erfahrungswerte und Ähnliches. Dass dies nicht im klassischen Sinne der Fall sein muss, schließe ich nicht aus. Falls es so etwas wie ein Baumdiagramm oder andere Modellübersichten zur Veranschaulichung gibt, sehr gerne. Zumindest könnte ich zu dieser Basiskette gelangen:

Schüler -> Lehrer unter Aufsicht -> Lehrer in Vollreife -> Gelehrte -> Hochgelehrte

Wie genau definiert sich die Audienz? Stammt sie aus der Fachwelt, was zu begrüßen wäre? Oder ist es die Meinungsbildung des Volkes, was als problematisch einzustufen wäre? Der Islam setzt in vielen Bereichen auf Geschlechtertrennung, wie wirkt sich das also auf diesen Bereich aus? Sind Umfänge der einzelnen Disziplinen bekannt? Und in welchem Maße spielen Faktoren eine Rolle wie z.B. Sorgfaltspflicht, Prüfstand, Kontrollen der Institutionen und Kultureinrichtungen.... ? Ich denke, dass der Prozess nicht frei vom Erfüllen jeglicher Rahmenbedingungen ist, die solch hohe Position eines Lehrstandes und damit verbundene Anerkennung und Verantwortung mit sich bringen. Interessant wäre auch noch der Wirkungskreis der einzelnen Lehr- und Gelehrtenstufen. Vor Allem jedoch interessiert es mich, wie der Einklang zwischen der Theorie und des weltlichen Lebens hergestellt wird.

Ich bin in meinen Recherchen auf diesen Artikel gestoßen. Auch andere in der Kategorie Islamstudium sind lesenswert.
greetings


Das Wissen im Islam, Mohammad Abu Fatima

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#4
Ja schau mal es ist nur teils richtig zu sagen, dass das Volk das bestimmt. Denn nur Wissende können sagen ob einer auch wissend ist. Und so war es immer schon überall und so wird es auch immer bleiben. Nur die Gelehrten erklären einen zum Gelehrten. Du musst dazu einiges lesen, lernen bei Gelehrten sitzen, Seminare mitmachen, etc. Und er wird immer wieder von den Gelehrten geprüft, bis er die Erlaubnis bekommt auch zu unterrichten, dann machen soe sozusagen noch einen großen Abschlusstest. Demnach wird er auch bewertet. Und man unterscheidet, in was einer Gelehrten ist. In der arbische Sprache, in Fiqh, Hadith, etc. Manche können zwei oder drei Bereiche haben, also in ihnen stark sein, aber meist reicht ein Fach und wenn man darin stark und gefestigt ist und die Gelehrten ihn als Gelehrten in diesem Bereich bezeichnen, dann sind es Gelehrte. Und ein weiteres Merkmal ist dass sich Gelehrte selber niemals Gelehrte nennen, da sie verstanden haben wie tief das Wissen ist und das was zu ihnen gekommen ist, nur ein Bruchteil davon ist. Man kann viel erzählen aber so ist in kurz. In den Uni heute bekommt man keinen Titel des Gelehrten sondern höhstens, Dr. und Prof. aber für uns ist ein Gelehrten was höheres und deswegen wird er nur von Gelehrten bestimmt.
Bitte ZUERST die FORENREGELN lesen und die SUCHFUNKTION benutzen, damit keine Probleme entstehen !!!
#5
Mhm mhm mhm...
Guten Morgen. Ja, es ist schon nicht einfach ein so umfangreiches Thema aufzuschließen. Die Materie ist doch recht verschachtelt. Ich würde erwarten, dass in irgendeiner Form diejenigen festgehalten sind, die in so einen hohen Stand erhoben wurden. Wie sieht es nun aus mit der Damenwelt? Mann und Frau sind nicht nur auf ihrer Denkebene sehr verschieden veranlagt. Das männliche Geschlecht kann zuweilen in der Übermittlung von Informationen recht hilflos da stehen. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Es wäre sicher ein Defizit, wenn die Frau dem ganzen ausgeschlossen wäre.

Mal die Lage aus einem anderen Blickwinkel noch betrachtet. Auf welche Art und Weise versucht eigentlich jeder von euch das Verlässliche vom Unzuverlässigen zu trennen? Ihr seid sehr auf Quellen und Beweise fixiert, wenn ich das mal so formulieren darf. Was an sich ja auch verständlich ist, wenn nicht logisch. Ohne stichhaltige Argumente würde ja eine Debatte im Chaos enden oder sich im Sande verlaufen. Nach welchen Kriterien trefft ihr also eure Auswahl an Quellen und Zitaten? Die Formulierung "sich auf Gelehrte verlassen" oder "sich an Gelehrte halten" fällt doch recht häufig. Wer nicht in der Materie steckt, dürfte so seine Schwierigkeiten haben zwischen "richtig" und "falsch" zu unterscheiden. Ich sehe auch, eure "Bibliothek" ist noch recht bescheiden. Vielleicht weil ihr euch eher auf das Internet stützt?

Persönlich misstraue ich in den meisten Fällen dem Internet. Das gedruckte Wort hat größere Hürden zu nehmen, als das digitale. Und somit einen größeren Stellenwert bei mir.
greetings
#6
Salamulaikum und Hallo,

Also das wissen im Islam kommt ursprünglich von Allah über Gabriel über dem Propheten dann über die Freunde usw.
Das Wissen wurde wortwörtlich aus dem Munde des Propheten sas. diktiert und niedergeschrieben, wobei sehr vieles von ihm auch direkt erklärt wurde.

Es wurde alles überliefert was gesprochen wurde. Später haben Gelehrte nach Themen sortiert. Somit entstanden swhr viele verschiedene Zweite und Themenbereiche. Alles stützt somit auf die Überliefererungswissenschaft des Islams. Dabei wurde die Mitteilungen hinsichtlich des Textes und der Überliefererkette aufs schärfste kontrolliert, sowie den Zustand der Überlieferer genauesten unter die Lupe genommen.

Wenn jemand z.b. alt geworden ist, so hat man seine Überlieferungen nicht mehr akzeptiert, weil er vergessen könnte oder mal log usw.

Es müssen viele Voraussetzungen stattfinden damit eine Aussage überhaupt in die Bücher aufgenommen werden konnte.

Lange Rede kurzer Sinn. .
Die Gelehrten lernen genau diese Aussagen und die Erklärung dazu von Ihrem Gelehrten. All diese Gelehrten Menschen sind Teil der Überliefererkette. Das heisst zwischen Ihnen und dem Propheten besteht geschlossene Überliefererkette.

Das heisst dass das wissen immer nachweisbar so weitergegeben wurde weil nur der jeweilige Gelehrte eine Lehrgenehmigung erteilen kann.
Von daher hat das Volk nicht das Recht jemanden als Gelehrten zu ernennen.

Ein gutes Beispiel ist z.b. Prof. Korchide oder wie der heisst.
Er hat zwar den Prof. Titel, ist jedoch nach dem klassischen
Islamwissen ein Grundschüler und nach dem Überliefererungswissenschaft ein Erneuerer.
Aus dem einfachen Grund: unsere Religion ist niedergeschrieben, geschützt (koran15:9) und behält ihren Charakter mit ihren heiligen Texten die zum nachahmen da sind. Das macht die authentischste Religion der Welt aus, dass zu folgen was kam und nie geändert wurde.

Jede Änderung oder versuch ist ein Irrweg. Jedoch ist mit Änderungen nicht gemeint heute weiterhin auf Esel und Pferde anstatt Autos zu reiten/ fahren zu müssen, sondern Änderungen der Fundamente, Gesetzgebung und Texte. Von daher ist ein Fundamentalist nicht unbedingt etwas schlechtes wie die Medien gerne Hasspredigen. Jemand der an seinem Fundament hält ist genau der, der richtig glaubt und gehört gelobt anstatt kritisiert zu werden, sei es im islam, Christentum oder Judentum.
Weil dieser aufrichtig an dem festhält was ihm aufgetragen wurde sofern es niemandem physisch schadet.

Es gibt aber eine Grudebene die der Schüler nachweisen muss um ihn "gelehrt" nennen zu dürfen, so ne Anfangsphase der Gelehrtenwelt wenn ich es so nennen darf, was ich später mal posten kann.

Es gibt eine Bücher z.b. das von Imam Dhahabi, wo die Gelehrten sich gegenseitig loben und einstufen und in bestimmter Thematik jemand besonders hervorheben.

Das sind wiederum alles nachweisbare Aussagen auch athar genannt. Man sieht also dass der Islam auf Beweise beharrt und alles was keine Grundlage und nicht bewiesen werden kann, verworfen wird. Deshalb ist es nicht verwunderlich wenn Muslime den anderen Schriftbesitzern vorwerfen die einzigen wahren gläubige zu sein.

Hoffe konnte etwas positives beitragen
#7
barakallahu fiek achi gut erklärt.

nur eine Sache der Schaitan hat schon immer versucht die Muslime von ihren Gelehrten zu trennen und das ganze scheint mir ein Spiel vom Satan zu sein also passt auf. Ich finde solche Themen kann man nicht in Foren oder mit schreiben diskutieren. Da muss man zusammenkommen und reden und deine Fragen einzeln durchgehen. oder vlt wenn du willst schick ich abeysin deine email und ihr könnt euch austauschen
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#8
Ach herje, wer hätte ahnen können, dass eine einfache Unterhaltung gleich so problematisch gesehen wird. Man sollte auch nicht gleich dieses und jenes verteufeln. Sowas hat weder gescheiten Sinn noch Zweck. Meine Meinung.

greetings
  


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