Warum wiederholt sich der Koran so oft? Ist das nicht schlechter Stil? - Druckversion +- Islam Forum - Muslim, Quran, Sunna, Deutsch (https://diewahrheitimherzen.net/forum) +-- Forum: Islam (https://diewahrheitimherzen.net/forum/Forum-Islam) +--- Forum: Qur´an & Tefsir (https://diewahrheitimherzen.net/forum/Forum-Qur%C2%B4an-Tefsir) +--- Thema: Warum wiederholt sich der Koran so oft? Ist das nicht schlechter Stil? (/Thema-Warum-wiederholt-sich-der-Koran-so-oft-Ist-das-nicht-schlechter-Stil) |
Warum wiederholt sich der Koran so oft? Ist das nicht schlechter Stil? - ukhtisarah - 26-12-2014 ![]() ![]() Häufig wird behauptet, der Koran verwende einen schlechten Stil, weil er viele Themen immer wieder aufgreift und an mehreren verschiedenen Stellen behandelt. Im Folgenden wollen wir aufzeigen, dass diese Art von Wiederholungen keineswegs ein Anzeichen schlechten Stils sind, sondern dass derjenige, der dies behauptet nur nicht weiß, wie man mit diesem Phänomen umzugehen hat.
1. Wiederholungen sind nicht immer schlechter Stil Wie man bereits in der Schule lernt, sind Wiederholungen in gewöhnlichen Texten zu vermeiden. Widmet man sich allerdings der Gedichtinterpretation, so wird man schnell feststellen, dass man Wiederholungen nicht einfach als „schlechten Stil“ abtun kann, sondern dass man versuchen sollte, diesen Wiederholungen durch Interpretationen einen Sinn abzugewinnen. Dazu sei ein Gedicht von Johan Wolfgang von Goethe angeführt: Zitat:MärzEs wäre nun fatal, anzunehmen, dass es sich bei diesen Wiederholungen lediglich um „schlechten Stil“ handle, und der Lehrer wird einem Schüler, der sie in einer Klassenarbeit als solche bezeichnet anstatt sie zu interpretieren, sicher Abzüge geben. 2. Wiederholungen erfüllen einen Zweck Wie wir gezeigt haben, wird einen die Grundannahme, dass jede Wiederholungen automatisch „schlechter Stil“ sei zu einem falschen Ergebnis führen. Denn wie in Gedichten, gibt es noch viele andere Kontexte, in denen Wiederholungen einen Zweck erfüllen und nicht einfach aus Unwissenheit oder mangelnder Stilkenntnis produziert wurden. Die Werbeindustrie beispielsweise lebt von Wiederholungen. Wer regelmäßig fernsieht, mag möglicherweise schon einmal bemerkt haben, dass er den Text eines Werbespots unbewusst auswendig gelernt hat. Denn die Werbeindustrie zielt darauf ab, ihre Produkte durch ständige Wiederholung bekannt zu machen. Würden Werbespots, Plakate usw. nicht immer und immer wieder wiederholt, hätten sie nicht den Effekt, den ihre Macher damit erreichen wollen. Oder betrachten wir ein Beispiel, dass jeder mit Sicherheit aus seiner Kindheit kennt: Unsere Eltern sagen uns bestimmte Dinge immer und immer wieder: „Nimm eine Jacke mit, es könnte regnen“, „Vergiss nicht, deine Zähne zu putzen“ und so weiter. Die Eltern tun dies mit Sicherheit nicht, weil sie es nicht anders ausdrücken könnten oder weil ihnen nichts anderes einfällt, sondern weil sie wollen, dass ihre Kinder sich bestimmte wichtige Dinge im Leben einprägen. Diese Beispiele und das Gedicht zeigen, dass Wiederholung, welcher Art sie auch immer seien, nicht immer automatisch schlecht sein müssen, sondern dass man sich zunächst im Klaren über ihre Funktion sein muss. Wenn dies für ein von Menschen geschriebenes Gedicht gilt, wie ist es dann erst beim Koran, mit dem Allah uns zum Nachdenken, zur Interpretation und zum Verständnis einlädt? 3. Welchen Zweck erfüllen die Wiederholungen im Koran? Unser Schöpfer hat den koranischen Text aus Seiner Weisheit heraus in einem Stil offenbart, bei dem sich viele Geschichten, Gebote und Glaubensinhalte an mehreren Stellen wiederholen. Schalten wir nun unseren Verstand ein und berücksichtigen, dass Allah, der „bei dem weisen Koran“ (36:2) schwört, in seiner Offenbarung mit Sicherheit nichts Unweises äußert, so können wir in den Wiederholungen im Koran viele Weisheiten erkennen.
Würde Allah diese Sache nur ein einzige Mal im Koran erwähnen, dann würde sie zwar einen informativen Zweck erfüllen, nicht aber einen ständig erinnernden.
4. Gottes Stil ist nicht mit menschlichen Maßstäben zu messen Letztendlich muss man sich im Klaren darüber sein, dass Allah kein Buch nach menschlichen Maßstäben offenbaren muss. Einleitung, Hauptteil, Schluss – einen Text mit diesem Aufbau kann jeder Grundschüler schreiben. Dem gegenüber beginnt der Koran mit drei einzelnen Buchstaben, „Alif Lām Mīm“, welche die Muslime selbst nach über 1400 noch nicht mit Sicherheit interpretieren konnten. Wer sind wir Menschen, unserem Schöpfer vorschreiben zu wollen, wie er seine Offenbarung zu gliedern hat? – Das soll nicht heißen, dass wir überhaupt nichts am Koran verstehen können, sondern lediglich, dass wir über die Dinge, die uns ungewöhnlich erscheinen, nachdenken müssen, anstatt sie leichtfertig als schlechten Stil abzutun. Und Allah weiß es am besten. http://www.fragenzumislam.de/?p=311 |