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Warum rezitiert man den Quran Nachts laut? - Druckversion

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Warum rezitiert man den Quran Nachts laut? - Songül - 10-11-2011

Salam

Der Grund, warum der Qur’ān in Nachtgebeten laut und in Gebeten am Tage leise rezitiert wird

Frage (Nr. 65877):
Warum wird der Qur’ān während des Maghrib und während des `Ischā’ Gebets laut rezitiert?Warum wird er nur in den ersten zwei Rak`at des `Ischā’ laut rezitiert
und nicht in allen vier Rak`at?

Antwort:
Alles Lob gebührt Allāh.

1. Es ist dem Muslim vorgeschrieben, dem Propheten (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) zu folgen und ihn als Vorbild zu nehmen, unabhängig davon,
ob er den Grund einer Regelung kennt oder nicht. Allāh sagt (ungefähre Bedeutung): „Ihr habt ja im Gesandten Allāhs ein schönes Vorbild, (und zwar) für
einen jeden, der auf Allāh und den Jüngsten Tag hofft und Allāhs viel gedenkt.“ (33:21)

Er sollte sich auch sicher sein, dass der Islam auf einer großartigen Weisheit basiert. Diese Weisheit kann uns entweder bekannt sein oder auch nicht oder
wir kennen etwas davon, jedoch nicht alles.

Es ist nichts Falsches daran, wenn jemand nach den Gründen fragt und versucht, sie herauszufinden, denn es wird sein Wissen bereichern und zu seinem Seelenfrieden
beitragen.

2. Einige der Gelehrten haben darüber nachgedacht, warum der Qur’ān während der Gebete in der Nacht laut und am Tag leise rezitiert wird, und die Zusammenfassung
dessen, was sie zusammengetragen haben, lautet folgendermaßen:

Die Nacht ist eine Zeit, wenn die Menschen still sind, allein und konzentriert, daher ist es zu dieser Zeit empfohlen, den Qur’ān laut auszusprechen, um
so die Freude der Person, die mit ihrem Herrn spricht, offenkundig zu machen und um das Herz, die Zunge und die Ohren in die Rezitation mit einzubeziehen.

Diese Deutung wird durch folgenden Vers unterstützt (ungefähre Bedeutung): „Das Aufstehen in der Nacht hat stärkeren Einfluss (auf die Seele) und bringt
eher aufklärende Worte. Du hast ja am Tage lange Zeit für Beschäftigung.“ (73:6-7)

Ibn Kathīr (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte: „Die Sache ist die, dass das Aufstehen zu irgendeiner Zeit in der Nacht erfolgen kann. Was hier gemeint
ist, ist, dass während des Gebets in der Nacht, sowohl das Herz als auch die Zunge auf die Rezitation konzentriert sind. Daher sagt Allāh (ungefähre Bedeutung):
„hat stärkeren Einfluss und bringt eher aufklärende Worte“, d. h., die Gedanken werden konzentrierter bei der Rezitation sein und der Verstand wird die
Worte besser begreifen als am Tag. Denn am Tag ist die Zeit, zu der die Menschen beschäftigt sind und arbeiten und es gibt viel Lärm.

“Al-Qurtubi (19/40) sagte: „Gemeint ist, dass das Herz, der Blick, das Hören und die Zunge in Harmonie miteinander arbeiten, wenn der Qur’ān rezitiert
wird, denn Stimmen und Bewegungen halten inne.“

Al-Sa`di (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte (S. 1058): „Das Aufstehen in der Nacht (zum Tahajjud-Gebet) hat stärkeren Einfluss (auf die Seele) und
bringt eher aufklärende Worte“, was bedeutet, dass es am wahrscheinlichsten ist, den Zweck des Qur’ān zu erfüllen, wenn sowohl Herz als auch Zunge konzentriert
sind, denn es gibt weniger Ablenkungen, man kann verstehen, was man rezitiert, und betet angemessen.

Anders ist es am Tage, wenn diese Ziele nicht erreicht werden können. Daher sagt Allāh: „Du hast ja am Tage lange Zeit für Beschäftigung“, was heißt, dass
der Mensch sich mit seinen Bedürfnissen und seinem Leben beschäftigt, wodurch sein Herz abgelenkt ist und sich nicht vollständig konzentrieren kann.“

In Tuhfat al-Muhtāj heißt es: „Es gibt eine Weisheit hinter der lauten Rezitation – wie lautet sie? Es könnte sein, dass es so ist, weil die Nacht die
Zeit ist, zu der man allein ist und die Menschen treffen sich für unbeschwerte Plauderei. Daher ist es zu dieser Zeit vorgeschrieben, den Qur’ān laut zu
rezitieren, um den Genuss desjenigen, der mit seinem Herrn spricht, auszudrücken. Dies gilt nur für die ersten zwei Rak`at, denn der Betende hat dann mehr
Energie. Da der Tag die Zeit der Ablenkung und der Besuche ist, ist es erforderlich, leise zu rezitieren. Es ist nicht die beste Zeit, um sich richtig
auf die Konversation mit Allāh zu konzentrieren. Das Morgengebet (Fajr) ist mit den Nachtgebeten verbunden, denn zu seiner Zeit gibt es gewöhnlich keine
Ablenkungen.“

Ibn al-Qayyim (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte in I`lām al-Muwaqqi`īn (2/91): „Bezüglich der Unterscheidung zwischen den Nachtgebeten und den Gebeten
am Tage, hinsichtlich des lauten oder leisen Rezitierens, so gibt es eine großartige Weisheit dahinter. Denn die Nacht ist eine Zeit, in der Stimmen und
Bewegungen inne halten und die Herzen sind konzentriert und voller Energie. Der Tag ist die Zeit, in der die Menschen mit ihren täglichen Geschäften zu
tun haben, und die Nacht ist die Zeit, in der der Betende sein Herz auf das, was er mit der Zunge sagt, konzentrieren kann. Daher ist es Sunnah, die Rezitation
im Fajr-Gebet länger zu halten als in anderen Gebeten. Der Gesandte Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) rezitierte im Fajr-Gebet zwischen 60
und 100 Versen und Abu Bakr (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) rezitierte al-Baqarah und `Umar (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) rezitierte al-Nahl,
Hud, Bani Isra`īl, Yunus und ähnliche Suren, denn das Herz ist frei von Ablenkung, nachdem es gerade erst aus dem Schlaf erwacht ist. Wenn das erste, was
eine Person hört, das Wort Allāhs ist, in dem alles Gute liegt, dann kommen diese Worte von seinem Herzen, welches frei von Ablenkung ist, und daher wird
es eine große Auswirkung auf ihn haben. Am Tage ist das Gegenteil der Fall, daher wird der Qur’ān leise rezitiert, außer es gibt einen Grund, wie eine
große Versammlung am `Id oder am Jumu`ah (Freitag) oder wenn um Regen gebetet wird oder wegen einer Finsternis. Bei solchen Gelegenheiten ist es besser,
laut zu rezitieren; so ist es wahrscheinlicher, das Ziel zu erreichen, und es ist nützlicher und bei großen Versammlungen erreicht das Wort Allāhs die
Menschen besser.“

Möge Allāh uns unser nützliches Wissen vermehren und auch unsere rechtschaffenen Taten.

Und Allāh weiß es am besten.

Islam Q&A Wasalam