Asma´ bint Abu Bakr As-Siddiq

Asma´ bint Abu Bakr As-Sidiq

 

Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte:

„Du wirst zwei Gürtel im Austausch gegen einen bekommen.“

 

Sie war mit dem Propheten (Friede und Segen auf ihm) durch seine Heirat mit seiner Schwester ´A´ishah  verwandt. Ihr beider Vater Abu Bakr As-Siddiq war ein treuer Gefährte und enger Freund von Muhammad (Friede und Segen auf ihm). Ihre Großmutter war Umm Al-Khayr Salma bint Sakhr und die Schwestern ihres Vaters waren solche bedeutenden Frauen wie Fardah, Qaribah und Umm Amer. Abu Quhafah war ihr Großvater väterlicherseits. Ihr Ehemann Zubayr bin ´Awam war ebenfalls ein Gefährte des Propheten (Friede und Segen auf ihm), genauso wie ihr Sohn ´Abdullah bin Zubayr. Ihr Leben ist es wert, dass man einen genaueren Blick darauf wirft, nicht zuletzt, weil absolut alle ihrer Familienmitglieder Vertraute und Gefährten des Propheten (Friede und Segen auf ihm) waren.

 

Asma´wurde 27 Jahre vor der Auswanderung des Propheten (Friede und Segen auf ihm) nach Madina geboren. Der Name ihrer Mutter war Qatilah bint ´Uza und ihr Vater, Abu Bakr heiratete sie, bevor der Islam herabgesandt wurde; Asma´wurde geboren als ihr Vater erst 21 Jahre alt war. Asma´und ihr Bruder ´Abdullah sind beides Kinder aus dieser Ehe. Eine lange Zeit lang akzeptierte ihre Mutter jedoch den Islam nicht. Aber nach der Eroberung von Makkah schwor sie dem Propheten (Friede und Segen auf ihm) endlich die Treue. Asma´ nahm den Islam aufgrund des Einflusses und des Unterrichts ihres Vaters an.

 

Frömmigkeit, Weitsichtigkeit, Intelligenz, Mut und Anstand- all diese Eigenschaften konnte man in dieser einen Person finden. Als ihr Vater und der Prophet (Friede und Segen auf ihm) in der Höhle von Thawr Zuflucht suchten, nachdem sie Makkah verlassen hatten, um nach Al-Madinah auszuwandern, war sie es, die weit in die Wildnis  hinauswanderte, um ihnen frisches Essen zu bringen. Kurz nachdem die beiden sich auf den Weg gemacht hatten, kam Abu Jahl zum Haus von Abu Bakr As-Siddiq und suchte nach ihnen, er war rasend vor Wut. Er fragte sie, wo ihr Vater sei. Sie antwortete, dass sie es nicht wüsste. Hierauf zeigte er seine barbarische Art, indem er sie hart schlug. Aber weil sie ihr Geheimnis nicht preisgeben wollte, stand sie ihm unerschütterlich, mutig und tolerant gegenüber.

 

Asma´ wurde uneter dem Titel Dthat An-Nitaqayn bekannt. Es gibt eine interessante, kurze Geschichte, wie sie zu diesem Namen kam. Auf Arabisch wird der Gürtel oder das Band, das Frauen um ihre Taille tragen „Nitaq“ genannt. Als der Prophet (Friede und Segen auf ihm) und Abu Bakr As-Siddiq sich fertig machten, um nach Al-Madinah aufzubrechen, packte Asma´ das Essen für sie in einen Lederbeutel. Aber sie hatte kein Seil, mit dem sie diesen verschließen konnte. So teilte sie ihren Gürtel in zwei Teile und benutzte einen dazu, den Beutel zu verschließen. Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sagte, dass sie im Austausch gegen diesen einen Gürtel, den sie geopfert hatte im Paradies zwei Gürtel bekommen würde. Damit drückte er aus, dass sie ins Paradies kommen würde. Auf diese Art berichtete der Prophet (Friede und Segen auf ihm) seinen Gefährten von dem herrlichen Leben nach dem Tode.

 

Nachdem ihr Vater und der Prophet (Friede und Segen auf ihm) gegangen waren, blieb Asma´ alleine mit ihrem blinden, alten Großvater, Abu Quhafah, zurück. Als er bemerkte, dass sein Sohn ausgewandert war, wurde er traurig. Dann bekam er Angst, ob er Geld für den Lebensunterhalt zurückgelassen hatte. Sie überlieferte, dass sie 4000 oder 5000 Dinar im Haus gehabt hatten und ihr Vater alles mitgenommen hatte um die auf der Reise anfallenden Kosten zu begleichen. Aber sie beruhigte den alten Mann, indem sie sagte, dass genügend Geld im Haus sei und es ihnen an nichts fehlen würde. Um ihn zu beruhigen sammelte sie einige Kieselsteine, die die Größe der Dinar- Münzen hatten. Sie steckte sie in einen Topf und legte ein Tuch darüber. Dann führte sie seine alten Hände über das Tuch. Abu Quhafah war sehr erfreut, dass sein Sohn sie nicht mittellos zurückgelassen hatte. Asma´ hatte das getan, um den alten Mann zu beruhigen, doch in Wahrheit hatte Abu Bakr As-Siddiq, mit seinem starken Glauben an Allah (t), alles mitgenommen, um es auf dem Weg Allahs und seines Propheten (Friede und Segen auf ihm) auszugeben.

 

Ihr Ehemann Zubayr bin ´Awam, der Freund und Gefährte des Propheten (Friede und Segen auf ihm) war der Sohn von Safiyyah bint ´Abdul Muttalib. Als er nach Al-Madinah auswanderte, besaß er ein Haus, in dem er wohnte, ein Schwert und ein Pferd. Es war die Pflicht von Asma´, das Pferd zu pflegen und ihm Essen zu geben. Eines Tages war sie auf dem Weg nach Hause mit einem Bund Heu auf dem Kopf, als der Prophet (Friede und Segen auf ihm) sie sah. Er brachte sofort sein Kamel dazu, sich zu setzen, so, dass sie auf ihm reiten könnte. Aber sie schämte sich und dachte, dass es ihren Mann verärgern würde, weil er ein sehr stolzer Mensch war. Asma´ war eine loyale Ehefrau und alles, was ihren Mann verärgern würde, machte sie traurig. Daher lehnte sie ab und lief zu Fuß. Als sie ihrem Mann davon erzählte, sagte er, dass sie auf dem Kamel hätte reiten sollen, weil das weniger peinlich war, als mit einem Bund Heu zu laufen.

 

Als Asma´ nach Al-Madinah, in die Nähe des Dorfes Quba auswanderte, begann sie zu arbeiten und gebar ihren Sohn ´Abdullah bin Zubayr. Das war ein sehr freudiges Ereignis für die Muslime, denn eine lange Zeit lang war den Gläubigen kein Sohn geboren worden. Darüber hatten sich die Ungläubigen gefreut und sie hatten begonnen, Gerüchte zu verbreiten, dass die Muslime bald ausgerottet wären. Alle Muslime waren aufgeregt, auch der Prophet (Friede und Segen auf ihm). Er nahm das Baby in seine Arme und gratulierte der Familie. Anschließend biss er ein kleines Stück einer Dattel ab, machte sie in seinem Mund weich und gab sie dem Baby. Dies war eine große Ehre und machte die Familie stolz.

 

Als ´Abdullah bin Zubayr größer wurde, zeigte er eine hohe Auffassungsgabe, verstand schnell und war die Mut in Person. Seine Mutter lebte später in seinem Haus und sie begleitete ihn auch, als er nach Makkah auswanderte. Er akzeptierte Banu Umayyah nicht als Kalifen und versuchte, sein eigenes Kalifat aufzubauen. Dabei gewann er die Stimmen der meisten Menschen, weil sie ihn als starken, gebildeten und tapferen Mann kannten. Als ´Abdul Malik bin Marwan den Thron bestieg, übernahm er einige der Provinzen. Er sandte Hajjaj bin Yusuf als Repräsentanten nach Hijaz. Hajjaj übernahm das Kommando über die Syrischen Streitkräfte, belagerte Hijaz und griff es von allen Seiten an. Zwischen den beiden Mächten fand ein schwerer Kampf statt.

 

In diesem kritischen Augenblick besuchte ´Abdullah bin Zubayr seine Mutter. Als sie zu ihm sagte, dass sie sehr krank sei, antwortete er, dass Menschen nach ihrem Tod Frieden finden konnten. Lächelnd fragte sie ihn daraufhin, ob er gerne hätte, dass sie sterbe. Sie sagte, dass sie wollte, dass er lebe und dass sie für sich selbst auch das Leben wollte, da sie das Resultat seiner Anstrengungen gesehen hatte. Wenn er als Märtyrer sterben würde, würde sie das mit Geduld und Stärke ertragen, doch wenn er den Feind in der Schlacht besiegen würde, würde sie sich freuen.

 

Eine verzweifelte Schlacht war nun in Makkah selbst ausgebrochen und ´Abdullah bin Zubayr´s Armee war dabei, sich zu verteidigen. Er ging zu seiner Mutter, die gerade in der Moschee war und fragte sie, ob er aufgeben sollte. Sie antwortete hierauf, wenn er sicher sei, dass er auf der richtigen Seite war, sollte er sich keine Sorgen über den Tod machen. Er meinte, dass er fürchte, die Feinde würden nach seinem Tod seinen Körper entstellen. Doch weise gab sie zurück, dass es irrelevant sei, was sie mit seinem Körper tun würden. Wenn eine Ziege geschlachtet ist, dann tut ihr das Häuten nichtmehr weh. Sie fügte hinzu, dass die Furcht vor dem Tod einem wirklich tapferen Mann nicht im Wege stehen dürfe. Ein ehrenvoller Tod sei besser als ein friedliches Leben in Schande und  schmachvoller Frieden würde einem jungen Helden wie ihm nicht gut stehen. So kehrte ´Abdullah bin Zubayr mit neuem Mut auf das Schlachtfeld zurück und schritt mutig kämpfend durch die Reihen. Da sie jedoch zahlmäßig weit unterlegen waren, starb er den Tod eines Märtyrers. Der grausame Hajjaj bin Yusuf hengte seinen Körper auf, damit jeder ihn sehen konnte und nahm ihn auch nach drei Tagen nicht herunter. Am dritten Tag ging seine alte Mutter Asma Bint Abu Bakr As-Siddiq zum Körper ihres tapferen und ehrenvollen Sohnes. Da sie ihr Augenlicht aufgrund ihres hohen Alters verloren hatte, konnte sie alles um sich herum nur noch fühlen. Seufzend fragte sie, ob die Zeit nicht schon gekommen war, dass ihr Sohn von seinem Pferd herunterkomme. Sie stand dieser großen Prüfung mit charakteristischer Stärke und Standhaftigkeit gegenüber.

 

Als Hajjaj die Mutter neben dem Körper ihres Sohnes stehen sah, sandte er jemanden, der sie zu ihm bringt. Mit verächtlichem Hass antwortete sie, dass sie den Mörder ihres Sohnes nicht sehen wolle. Als Hajjaj bin Yusuf diese Nachricht erhielt, war er so wütend, dass er dem Boten sagte, er solle ihr ausrichten, dass wenn sie nicht freiwillig kommen würde, würde er sie an ihren Haaren herbeiziehen lassen. Genau wie sie Abu Jahl all die Jahre zuvor gegenübergestanden hatte, antwortete sie ihm mit Gleichgültigkeit, dass sie nicht kommen würde, um diesen verachtenswerten und verabscheuungswürdigen Mann zu sehen. Das sei ihre letzte Entscheidung und er könne machen, was er wolle. Als Hajjaj sah, dass seine Drohungen nichts brachten, kam er zu ihr. Er fragte sie, ob sie gesehen hätte, was er mit ihrem Sohn gemacht habe. Sie antwortete, dass er das Leben ihres Sohnes in dieser Welt ruiniert habe, dass aber ihr Sohn sein Leben in Ewigkeit ruiniert habe. Sie fügte hinzu, dass sie vom Propheten (Friede und Segen auf ihm) gehört hatte, dass ein Mann des Stammes Banu Thaqif kommen würde, der ein Lügner und ein grausamer, verachtenswerter Barbar ist, und sie habe ihn heute selbst kennengelernt. Hajjaj bin Yusuf ging still fort.

 

Als sie eines tages ins Haram (Heiligtum) in Makkah ging, hört sie Hajjaj bin Yusuf, der von einer Kanzel herab zu den Leuten sprach. Auch in ihrem hohen Alter hatte sie ihre innere Kraft nicht verloren. Sie ging hin und blieb neben ihm stehen. Als er sie sah, sagte er, dass ihr Sohn Unglauben und Atheismus im Hause Allahs verbreitet habe und dass er ihm das mit einer schrecklichen Bestrafung heimgezahlt habe. Asma´antwortete sofort, dass ihr Sohn niemals ein Atheist gewesen war. Er war ein tapferer, gebildeter Mann gewesen, der immer zu Allah gebetet hatte, für das Wohlergehen der muslimischen Ummah gearbeitet hatte und ein Mann von Aufrichtigkeit und Ehre gewesen war. „Du hingegen bist als Lügner, Heuchler und heimtückischer Mann bekannt.“ Er solle den Zorn Allahs fürchten, der die Menschen dann traf, wenn sie es am wenigsten erwarteten. Hajjaj tat als höre er sie nicht und fuhr mit seiner Rede fort. Dann sagte er mit donnernder Stimme den Leuten, dass sie aufstehen sollen und sich für das Gebet bereitmachen. ´Abdullah bin ´Umar war unter den Leuten und er sagte mit lauter Stimme,

 

„ Oh, Hajjaj! Wenn ich dich einen Heuchler und Lügner nennen würde, dann würde das den Tatsachen entsprechen. Ich schwöre bei der Majestät und der Macht Allahs (t), dass ´Abdullah bin Zubayr in seinem Leben niemals einen Schritt unternommen hat, der gegen die Anweisungen Allahs war. Ich bezeuge hiermit öffentlich, dass ´Abdullah bin Zubayr ein gottesfürchtiger Mann war, der fastete und nachts betete. Er wusste immer, was richtig war und setzte es durch.“

 

Dann ging er zum Körper ´Abdullah bin Zubayr´s, der immer noch an der Stelle hing und sagte mit einer Stimme, die vor Trauer zitterte:

 

„ Friede sei auf dir, oh Abu Khubaib, Friede sei auf dir, oh Abu khubaib.“

 

Khubayb war der Familienname ´Abdullah bin Zubayrs gewesen. Den Körper betrachtend warnte er anschließend ´Abdullah, nicht in einen Machtkampf zu geraten, denn die am meisten respektierten Menschen verloren oft ihr Ansehen, wenn sie um Macht kämpften. Dann betete er zu Allah (t), dass Er ihn segne und ihm Frieden in Seinem großartigen Paradies gebe.

 

Einige Tage später warf Hajjaj den Körper auf den Friedhof, auf einen Befehl ´Abdul Malik bin Marwan´s hin. Als Asma´ davon hörte, schickte sie jemanden, um den Körper zu holen, wusch ihn und hielt ein Totengebet für ihn ab. Am Ende beerdigte sie den Körper ihres geliebten Sohnes.

 

Hajjaj bin Yusuf erhielt den Befehl vom Syrischen Hof, dass er persönlich zu Asma´ gehen sollte um sie zu fragen, ob sie einen Wunsch habe oder etwas brauche. Die Regierung würde sich freuen, ihr entgegen zu kommen. Hajjaj ging zu ihrem Haus um die Nachricht des regierenden ´Abdul Malik bin Marwan zu überbringen. Asma´ wurde sehr wütend. Mit bebender Stimme sagte sie ihm, dass sie nichts brauche und schrie ihn an, er solle ihr Haus verlassen. Sie warf ihm sein Angebot ins Gesicht. Sie fragte, ob der schamlose Verbrecher gekommen war, um in ihren Wunden zu picken. Sie sagte auch, dass er eine Last auf dieser Erde sei und dass sie ihn für einen glücklosen und unfrommen Mann hielt.

 

Asma´ betete mit ganzer Konzentration. Zubayr bin ´Awam überlieferte, dass er, als er zu ihrem Haus kam, sah, wie sie betete und weinte. Sie wiederholte immer und immer wieder die Koranworte in ungefährer deutscher Übersetzung:

 

„Doch Allah ist uns Gnädig gewesen und hat uns vor der Pein des sengenden Windes bewahrt.“ [Koran 52:27]

 

Als er sie in ihrer Zugewandtheit zu Allah (t) sah, verließ er das Haus und ging zum Markt. Er kam viel später zurück und fand sie immer noch im Gebet.

 

Asma´ hatte ein gutes Gedächtnis. Wenn sie etwas auch nur einmal hörte, würde sie es nie wieder vergessen. Wie ´A´ishah, Umm Salamah und Asma´ bint Yazid bin as-Sakan al-Ansariyyah, gibt es viele Ahadith, die ihr zugeschrieben werden. Viele Gefährten und deren Nachfolger kamen zu ihr, um nach der Echtheit von Ahadith zu fragen. ´Abdullah bin Zubayr, ´Urwah bin Az-Zubayr, ´Abdullah bin ´Abbas, Fatimah bint Munthir bin Zubayr und ´Abdullah bin Kisan wind einige der Wichtigsten von ihnen.

 

Asma´ bint Abu Bakr As-Siddiq verstarb im Jahre 73 nach der Hijrah. Sie war damals fast einhundert Jahre alt, doch in diesem Alter hatte sie immernoch alle Zähne sowie einen scharfen Verstand.

 

In ungefährer Übersetzung: „Allah ist mit ihnen wohlzufrieden und sie sind wohlzufrieden mit Ihm.“ [Koran 98:8]

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