Die zweite Phase

Die zweite Phase

Der öffentliche Aufruf

 

Die erste Offenbarung zum öffentlichen Aufruf

Nach drei Jahren der Dawah[1] im Verborgenen, entstand eine Gruppe der Gläubigen, gezeichnet mit dem Geist der Brüderlichkeit und Zusammenarbeit, mit einer eindeutigen Zielsetzung vor Augen: Die Verbreitung des Islam.
Für volle drei Jahre war Muhammed (Frieden und Segen auf ihm) damit zufrieden in einem eher kleinen Kreis zu unterrichten. Nun kam jedoch die Zeit, den Glauben an den einen Herrn, öffentlich zu verkünden. Der Engel Gabriel  brachte eine weitere Offenbarung von Allahs Willen, seinen Leuten zu vermitteln, die Unwahrheit zu entkräften und ihre götzendienerischen Praktiken zu zerschlagen.

 

Und warne die Nächsten deiner Sippe“ (26:214)

 

Das war der erste Vers, der diesbezüglich offenbart wurde. Es ist in der Surah „esh-Schuara“ enthalten, welche die Geschichte von Moses (Friede auf ihn) erzählt, von seinen frühen Tagen des  Prophetentums, in denen er seine Auswanderung mit den Kindern Israels durchlebt, sowie ihre Flucht vor dem Pharao mit seinem Volk, und dem ertrinkenden Pharao und seinem Heer. Dieses Kapitel erzählt in der Tat von den verschiedenen Abschnitten, die Moses in seinem Kampf mit dem Pharao durchläuft und von der Aufgabe, seine Leute zu Allah zu rufen. Darüber hinaus enthält es Geschichten, die über das schreckliche Ende in der Wohnstätte für diejenigen, die die Gesandten der Lüge bezichtigten, wie z.B. das Volk von Noah, Ad, Themud, Abraham, Lot und von Ehlul-Aikah (die Gefährten des Waldes – eine Gruppe von Menschen, die einen Baum namens Aikah anbeteten).

Chronologisch betrachtet gehört dieses Kapitel zur mittleren mekkanischen Periode, als der Kontakt des Lichts der Prophetie mit dem kulturellen Milieu des heidnischen Mekkas die Mekkaner  in ihrer arrogantesten Gemütsverfassung prüfte.

Die Botschaft, die dieses Kapitel überbrachte, lautet kurz: „Die Wahrheit ist unüberwindlich. Als der Geist der Prophetie nach Mekka kam, wurde es von den Anhängern des Satans abgelehnt; aber Wahrheit, anders als Unwahrheit, ist dazu bestimmt, zu bleiben, wohingegen Unwahrheit sicherlich vergänglich ist.“

 

Der Aufruf der nahen Verwandten

 

So rief der Gesandte Allahs (Friede und Segen auf ihn) seine nächsten Verwandten zum Islam auf. Er versammelte seine Angehörigen vom Stamme Haschim und el- Muttalib Sohn von Abdu-Manaf um sich. Es waren etwa 55 Männer versammelt.

Noch bevor der Gesandte Allahs (Friede und Segen auf ihn) reden konnte, ergriff Abu Leheb ergriff die Initiative und sagte: „Dies sind deine Onkeln und Vettern, äußere dich zu dieser Sache, aber du musst vor allem wissen, dass deine Verwandten nicht in der Lage sind, allen Arabern standzuhalten. Ein anderer Punkt, den du berücksichtigen musst ist, dass deine Verwandten dir genügen. Wenn du ihrer Tradition folgst, wird es für sie leichter sein, andere Stämme der Quraisch gegenüberzustehen, die von anderen Arabern unterstützt werden. Wahrlich, ich habe nie von jemandem gehört, der seinen Angehörigen mehr Schaden zugefügt hat als du.  Allahs Gesandter (Friede und Segen auf ihn) blieb still und sagte nichts  in diesem Treffen.

 

Er lud sie dann zu einem anderen Treffen ein und sagte: „Alles Lob gebührt Allah, Ich lobpreise Ihn, ersuche Seine Hilfe, glaube an Ihn, vertraue auf Ihn. Ich bezeuge dass es keinen Gott gibt, der angebetet werden darf, außer Allah.“ Dann sagte er: „Ein Wegweiser[2] kann sein Volk niemals belügen, ich schwöre bei Allah, es gibt keinen Gott außer Ihm, dass ich ein Gesandter Allahs für euch speziell und allgemein für alle Menschen bin. Ich schwöre bei Allah, ihr werdet sterben, so wie ihr schlafen geht und ihr werdet auferstehen, so wie ihr aufwacht. Ihr werdet für eure Taten zur Verantwortung gezogen werden. Entweder ist es dann Hölle für immer oder das Paradies für immer.“

Abu Talib antwortete: „Wir würden dir sehr gerne helfen, deinen Rat akzeptieren, und an deine Worte glauben. Dies sind deine Angehörigen, die du versammelt hast und ich bin einer von ihnen, aber ich bin der schnellste darin, das zu tun, was du magst. Mach, womit du beauftragt wurdest. Ich werde dich beschützen und verteidigen, aber ich kann die Religion von Abdul-Muttalib nicht verlassen.“

Abu Leheb sagte dann zu Abu Talib: „Ich schwöre bei Allah, dass dies eine schlechte Sache ist. Du musst ihn stoppen, bevor es andere tun.“ Abu Talib antwortete jedoch: „Ich schwöre bei Allah, dass ich ihn beschützen werde, solange ich am Leben bin.

 

 

Auf dem Berg es-Safa

 

Nachdem der Gesandte Allahs (Friede und Segen auf ihn) sich bezüglich Abu Talibs Selbstverpflichtung, ihn zu beschützen sicher war, stieg er an jenem Tag auf den Berg es-Safa und rief laut: „Oh Sabahah[3]!“

Dann rief er jede Sippe, jeden Stamm mit seinen Namen herbei. Als sie das hörten, fragten sie „wer ist das?“ sie sagten „Muhammed“, so beeilten sich die Leute. Sogar wenn einer nicht kommen konnte, sandte er jemanden, der für ihn dahingeht und sich das anhört. Schließlich kamen auch Quraisch und Abu Leheb.

Als sie sich alle versammelt hatten, sagte er: „Wenn ich euch sagen würde, dass es dort einige Reiter im Tal gibt, die vorhaben, euch zu überfallen, würdet ihr mir glauben?“ Sie sagten: „Ja, wir haben niemals erlebt, dass du gelogen hast. Du hast immer die Wahrheit gesagt“.  Er sagte dann: „Ich bin ein Warner vor einer gewaltigen Strafe zu euch. Das Beispiel von mir und euch ist das Beispiel eines Mannes, der den Feind sah und sich aufmachte um seine Leute zu warnen. Er fürchtet, dass der Feind ihn einholt, so rief er „Oh Sabahah“ “. Dann rief er sie zur Wahrheit auf und warnte sie vor der Strafe Allahs. Er sprach speziell und allgemein und sagte:

Oh Leute der Quraisch, kauft euch selbst frei für Allah und rettet euch selbst vor dem Höllenfeuer, denn ich kann euch weder schaden noch nutzen vor Allah. Ich kann nichts für euch tun gegen Allah.

Oh Stamm von Ka’b Sohn von Lu’i, retten euch selbst vor dem Feuer, denn weder nutze noch schade ich euch vor Allah. Oh Stamm von Abdusch-Schems, (…) Oh Stamm von Abdul-Muttalib, (…) [4], ich kann euch weder schaden noch nutzen vor Allah, abgesehen davon, dass ich die Beziehung zu euch aufrechterhalten würde“

Nachdem er seine Rede beendete, gingen die Leute wieder. Und es gibt niemanden, der etwas erwiderte, außer Abu Leheb der sagte: „Zugrunde sollst du gehen! Hast du uns deshalb versammelt?“ Daraufhin wurde folgende Surah offenbart:

 

„Zugrunde gehen sollen beide Hände Abu Lehebs.(…)“ [111].

 

Es war wahrlich ein lauter, hinweisender Ruf, der eindeutig den nahesten Leuten eindeutig erklärte, dass der Glaube an seine Prophetie den Grundstein der zukünftigen Beziehung zwischen ihm und ihnen bildete, und dass die Blutsverwandtschaft, auf der das ganze arabische Leben basierte, aufhörte, im Licht des göttlichen Ultimatums zu existieren.

 

Die Stimme des Propheten, hallte weiterhin in Mekka wider, bis der folgende Vers offenbart wurde:

 „Verkünde offen mit welchem du beauftragt bist, und wende dich von den Götzendienern ab.“  (15:94)

 

Er begann dann,  die abergläubischen Praktiken des Götzendiensts zu diskreditieren, indem er seine wertlose Realität und vollkommene Ohnmacht aufdeckte, konkrete Beweise brachte, dass Götzendienst an sich oder es als  Mittel zu nehmen, eine offensichtliche Unwahrheit ist.

Die Mekkaner ihrerseits brachen in Empörung aus und zeigten Missfallen. Muhammeds (Friede und Segen auf ihn) Wörter erzeugten ein Gewitter, das das altehrwürdige mekkanische, ideologische Leben auf den Kopf stellte. Sie konnten es kaum ertragen, dass jemand Polytheisten und Götzendiener als irregehende Leute bezeichnete.

Doch der Gesandte Allah machte weiter und verlas ihnen folgenden Vers:

„Oh mein Volk betet Allah an, denn es gibt keinen Gott, außer Ihn“ (6:59)

Er fing an Allah vor ihren Augen anzubeten. Er betet bei der Kaaba öffentlich und laut, so dass sie es sehen bzw. bezeugen konnten.

Viele nahmen nach und nach den Islam an, das verärgerte jene, die den Islam nicht annahmen und es verursachte Hass und Streitigkeiten untereinander. Die Quraisch wurden sauer und wollte was dagegen unternehmen, denn sie konnte es nicht mehr aushalten.

 

[1] Aufruf zum Islam. Auch: Einladung zum Islam

[2] Oder Führer, Major

[3] Das ist ein arabischer Ausdruck, der benutzt wird, wenn man nach Hilfe ruft oder eine Armee angreifen will oder etwas gewaltiges passieren wird.

[4] So rief er jeden einzelnen Stamm mit Namen und warnte sie vor dem Feuer.

Drucken E-Mail