Das Jahr der Trauer

Das Jahr der Trauer

Abu Talib’s Tod

 

Im Redscheb[1] dem zehnten Jahr der Prophetie wurde Abu Talib krank und verstarb, sechs Monate nach dem Verlassen des Schi‘b. Nach einer anderen Version verbrachte Abu Talib seine letzten Tage im Ramadan, drei Tage vor dem Tod von Chadidschah, Möge Allah mit ihr barmherzig sein .Nach Quellen von el-Musayyab, als Abu Talib im Sterbebett lag, trat der Prophet ins Zimmer ein, wo er Abu Jahl und ‘Abdullah ibn Abu Umayyah sah.

 

Er sagte zu seinem Onkel:

“Mein Onkel, bezeuge, dass es keinen wahren Gott gibt außer Allah, und ich werde vor Allah damit argumentieren”.

 

Abu Jahl und ‘Abdullah ibn Abu Umayyah wandten sich an ihn: "Abu Talib, würdest du die Religion von Abdul-Muttalib aufgeben?"

 

Der Gesandte Allâhs bat ihn fortwährend (sein Angebot zu akzeptieren), und (auf der anderen Seite) wurde (von Abu Jahl und ‘Abdullah ibn Abu Umayyah) dieselbe Äußerung wiederholt — bis Abu Talib seine letzte Entscheidung traf und er bei der Religion von Abdul-Muttalib blieb und sich weigerte, zu bezeugen, dass es keinen wahren Gott gibt außer Allah.

 

Darauf bemerkte der Gesandte Allâhs:

"Bei Allâh, Ich werde für dich beharrlich um Verzeihung bitten, bis es mir verboten wird, does zu tun - (bei Allâh)".

 

Daraufhin offenbarte Allâh, der Glorreiche diesen Vers:

"Es ist nicht angemessen für den Propheten und diejenigen, die glauben, Allah um Vergebung für die Mushrikûn[2] zu bitten, auch wenn sie Angehörige der Verwandtschaft sind, nachdem es ihnen klar wurde, dass sie Höllenbewohner sind.” [9:113]

 

Und zu dem Gesandten Allâhs [sav] wurde gesagt:

 

 "Wahrlich! Du wirst nicht denjenigen rechtleiten, den du magst." [28:56][3]

 

Es versteht sich von selbst, dass Abu Talib sehr an Muhammed, Allahs Frieden und Segen auf ihn, gebunden war.

40 Jahre lang war Abu Talib der treue Freund — die wichtigste Stütze in seiner Kindheit, der Vormund in seiner Jugend und ein sehr starker Rückhalt in der Verteidigung im späteren Leben.

Die Aufopferung, die Abu Talib und seine Familie seines Neffen zuliebe vollbrachten, während er noch skeptisch bezüglich seiner Mission war, markierte seinen Charakter als einmalig edel und selbstlos.

Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihn, gab sein Bestes, um ihn seinen achtzigjährigen Onkel zu davon zu überzeugen, den wahren Glauben zu bezeugen, aber er blieb verhärtet und hielt am Heidentum seiner Vorväter fest, und konnte daher den völligen Erfolg nicht erreichen.   

Al-‘Abbas ibn ‘Abdul-Muttalib erzählte, dass er zum Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihn, sagte: "Du konntest deinem Onkel gar nicht helfen, (obwohl) bei Allâh, er dich beschützte und zu deinem Gunsten zornig wurde."

 

Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihn, sagte: "Er ist in einer flachen Stelle des Feuers, und wäre es nicht wegen mir, wäre er in der tiefsten Tiefe des (Höllen-)Feuers."[4]

 

Ebu Sa‘id el-Chudri erzählte, dass er hörte, wie der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihn, sagte, als sein Onkel erwähnt wurde, “Ich hoffe, dass meine Fürsprache ihm hilft und er in eine flache Stelle des Feuers kommt, das ihm nur bis zu den Fersen erreicht.”[5]

 

Chadiedscha verstirbt und kehrt zu Allâhs Barmherzigkeit zurück

 

Nur zwei Monate nach dem Tod seiner Onkels erlebt der Gesandte Allahs, Allahs Frieden und Segen auf ihn, einen weiteren persönlichen Verlust. Die Mutter der Gläubigen, seine geliebte Ehefrau Chadiedscha die Großartige, verstirbt im Ramadan im zehnten Jahr seiner Prophetie, als sie 65 Jahre und er 50 Jahre alt war.[6]

 

Chadiedscha war in der Tat ein Segen von Allah für den Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihn. Sie teilte mit ihm 25 Jahre lang die Mühen und Proben des Lebens, insbesondere in den ersten zehn Jahren seines Prophetendiensts.

Er trauerte tief über ihren Tod, und einmal antwortete er in einem ehrlichen Ausbruch weicher Emotionen:

 

"Sie glaubte an mich, als es kein anderer tat. Sie nahm den Islam an, während die Leute mir nicht glaubten. Und sie half mir und ermutigte mich mit ihrer Person und ihrem Vermögen, als es keinen anderen gab, der mir die Hand zur Hilfe ausstreckte.

Ich hatte nur von ihr Kinder[7]

 

Ebu Hurairah berichtete, dass Gabriel kam zum Gesandten Allahs, Allahs Frieden und Segen auf ihn, kam und sagte:

“Allahs Gesandter, siehe, Chadiedscha kommt zu dir mit einem Gefäß gewürzter Speisen oder Getränke. Wenn sie zu dir kommt, richte ihr Grüße deines Herren aus, und gib ihr die frohe Botschaft von einem Palast aus Juwelen im Paradies, wo es keinen Lärm und keine Plage gibt.”[8]

 

Diese zwei schmerzhaften Ereignisse geschahen in einer kurzen Zeitspanne und fügten viel zu seinem Kummer und Leid hinzu.

 

Die Mekkaner erklärten nun offen ihre Folter- und Unterdrückungsaktion.

Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihn, verlor alle Hoffnungen, sie auf den geraden Weg zurückzubringen, so machte er sich auf den Weg nach et-Ta’if, um nach einer unterstützenden Atmosphäre zu suchen.

 

Aber auch dort wurde er enttäuscht und erlitt unerträgliche Torturen und Misshandlung, die weit hinaus über seine miserable Situation in seiner Geburtsstadt gingen. Seine Gefährten waren gleichermaßen entsetzlicher Folter und unerträglicher Unterdrückung dermaßen ausgesetzt, dass sein engster Freund, Abu Bakr, aus Mekka floh, um dem Druck zu entkommen und wollte nach Abessinien (Äthiopien), wenn es nicht Ibn ed-Dughunna wäre, der ihn bei Bark el-Ghamad traf und es schaffte, ihn davon abzubringen, seine Fluchtreise zu vollenden und ihn unter seinem Schutz zurückbrachte.[9]

 

Der Tod von Abu Talib machte den Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihn, verwundbar, und die Polytheisten profitierten von dieser Gelegenheit, um ihrem Hass und ihrer Willkürlichkeit freien Lauf zu lassen und sie in Form von Unterdrückung und physischer Folter umzusetzen.

 

Einmal fing ihn ein unverschämter Quraischit ab und streute Sand auf seinen Kopf 

Als er zu Hause ankam, wusch eine seiner Tochter den Sand weg und weinte. “Weine nicht, meine Tochter. Allah wird deinen Vater wahrlich beschützen." sagte der Prophet.[10]

 

Das rasante Aufeinanderfolgen von Unglücksfällen und Schmerzen führte dazu diese Periode ‘das Jahr der Trauer’ zu nennen.[11]

 

Seine Heirat mit Sewdah, Möge Allah mit ihr zufrieden sein

 

Im Schewwal des selben Jahres wurde ihm Sewdah Tochter von Zem‘ah zur Heirat vorgeschlagen und dies akzeptierte er. Diese Dame erlitt dem Islam zuliebe viel Mühsal. Sie war eine frühe Konvertitin zum islamischen Glauben und es war ihre Überzeugung, wodurch ihr Ehemann den Islam annahm.  Bei der zweiten Auswanderung nach Abessinien (Äthiopien) hatte Sewdah ihren Ehemann es-Sekran ibn Amr begleitet. Er starb auf der Rückreise nach Mekka und ließ sie in einer schrecklichen Notsituation zurück.

 

Sie war die erste Frau, die der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihn, nach dem Tod von Chadiedscha heiratete.

 

Einige Jahre später gewährte sie A’ischa ihre Nächte.[12]

 

[1] Der siebte islamische Monat – 2 Monate vor Ramadan

[2] Polytheisten, Götzendiener, Heiden, diejenigen, die an Allâhs Einheit nicht glauben

[3] Sahih el-Buchari

[4] Sahih el-Buchari

[5] Sahih el-Buchari

[6] Ibnul-Dschewzi in Telqieh

[7] Imam Ahmed in seinem Musned

[8] Sahih el-Buchari

[9] Sahih el-Buchari und Ibn Hischam

[10] Ibn Hischam

[11] Nicht ganz vollständig

[12] Talqieh Fuhum el-Ether. Da der Prophet, Allah Segen und Frieden auf ihm, später mehrere Frauen hatte, teilte er seine Nächste unter ihnen auf, so dass jede ihr Recht bekommt und er abwechselnd bei jeder Frau übernachtet. Dieses Recht gab sie später ganz auf mit der Bedingung trotzdem mit ihm einen Platz im Paradies zu haben, was ihr der Prophet bestätigte.

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