Ist Jihad nur zur Verteidigung?

Ist Jihad nur zur Verteidigung?

Bevor ein Muslim das Schlachtfeld überhaupt betritt, hat er bereits einen großen Kampf gegen sich selbst geführt. Gegen Satan, gegen seine eigenen Wünsche und Ambitionen, seine persönlichen Interessen und Neigungen, die Interessen seiner eigenen Familie und denen seiner Nation. Gegen alles, was nicht zum Islam gehört. Gegen jedes Hindernis, das ihm sich in den Weg stellt, wenn er Allah dienen will und sich dem widmen möchte, was die göttliche Herrschaft auf Erden beinhaltet, indem er für Allahs Herrschaft kämpft und sie somit den rebellischen Thronräubern entreißt.

Jene, die sagen, dass der islamische Jihad lediglich zur Verteidigung des „Heimatlandes des Islam“ dient, werten die Großartigkeit eines islamischen Lebens ab und stellen es dem „Heimatland“ gegenüber hinten an. Dies ist nicht die islamische Sichtweise, sondern eine Erfindung des modernen Zeitalters und es ist dem islamischen Bewusstsein absolut fremd. Das, was das islamische Bewusstsein akzeptiert, ist der Glaube, die Lebensweise, die der Glaube beschreibt und die Gesellschaft, die gemäß dieser Art und Weise lebt. Der Boden des Heimatlandes selbst hat weder Wert noch Gewicht. Aus islamischer Sicht ist der einzige Wert, den dieser Boden bekommen kann aufgrund dessen, dass auf ebendiesem Boden Allahs Macht festgesetzt wurde und Allahs Rechtleitung gefolgt wird- und dass er zu einem Bollwerk für den Glauben wird, zu einem Ort für diesen Lebensweg, dass es „Heimatland des Islam“ genannt werden darf, und zu einem Zentrum für eine Bewegung für die absolute Freiheit des Menschen.

Offensichtlich ist in diesem Fall die Verteidigung des „Heimatlandes des Islam“ der Verteidigung des islamischen Glaubens, des islamischen Lebensweges und der islamischen Gesellschaft gleichzusetzen. Diese Verteidigung ist zwar nicht das äußerste Ziel der islamischen Jihad-Bewegungen, doch es ist ein Mittel, die göttliche Herrschaft auf Erden zu etablieren, so dass es zu einem Zentrum für die islamische Bewegung wird. Diese kann anschließend über die ganze Erde und zur ganzen Menschheit hin verbreitet werden, da das Ziel dieser Religion die Menschlichkeit ist und die Sphäre ihrer Handlungen ist die ganze Welt.

Wie oben bereits erwähnt wurde, gibt es viele Hindernisse, die Einen abhalten, die Herrschaft Allah´s auf der Erde zu verkünden, wie zum Beispiel die Macht des Staates, das soziale System, die Traditionen, sowie die ganze menschliche Umgebung. Islam wendet Gewalt nur an, um diese Hindernisse zu beseitigen, so dass zwischen dem Islam und den Individuen keine Mauer bestehen bleibt, so dass ihre Herzen und ihr Verstand angesprochen werden, nachdem materielle Hindernisse entfernt wurden und so dass ihnen die Freiheit gelassen wird, [die Religion] anzunehmen oder nicht.

Wir sollten uns nicht täuschen oder einschüchtern lassen von den Angriffen, die Orientalisten auf den Ursprung des Jihad vornehmen oder unser Selbstbewusstsein unter dem Druck der momentanen Bedingungen und dem Gewicht der großen Macht verlieren, die die Welt auf uns ausübt, Gründe für den Islamischen Jihad außerhalb seines natürlichen Ursprungs in der Religion zu finden. [Wir sollten nicht zeigen wollen,] dass er unter den damaligen Bedingungen zur Verteidigung gedacht war. Jihad ist nötig, und wird immer nötig sein, egal ob diese Bedingungen existieren oder nicht.

 

Von Sayyid Qutub, Ergänzungen von Sheikh Yusuf Estes

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