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Die Geschichte von Salih
#1
Die Geschichte von Salih

Nicht lange nach dem Untergang des Volkes Ad lebte in einem Land zwischen Hidjaz und Syrien ein Volk namens Thamud. Die Erde in diesem Land war fruchtbar. Es gab Gärten und frisches Quellwasser, dort wuchsen Früchte und Korn in Hülle und Fülle, und die Dattelpalmen bogen sich unter ihrer Last. Unter diesem Volk gab es geschickte Handwerker, und sie waren bekannt dafür, dass sie ihre Wohnungen in Felsengestein meißelten und mit schönen Schnitzereien und Inschriften verzierten. Aber im Laufe der Zeit wurden die Reichen im Land immer arroganter. Sie verachteten die Armen und unterdrückten sie.

Ebenso wie die Ad bauten sie Denkmäler von bekannten Persönlichkeiten und beteten sie als Götzen
an. Die reichen Herren dachten überhaupt nicht mehr an Allahs Rechtleitung, sondern machten selbst ihre Gesetze nach ihrem Gutdünken. Aber zu dem Volk sagten sie: „Diese Gesetze sind von unseren Göttern, und ihr sollt ihnen gehorchen." Auf diese Weise erklärten sie das ganze Land und alles darin zu ihrem Besitz und sagten: „Niemand darf aus unseren Quellen trinken oder seine Tiere auf unsere Weide schicken, wenn er nicht dafür bezahlt." So erpressten sie von den Armen das Geld und häuften es in ihren Häusern und bauten sich Paläste und wurden noch arroganter.
Zu diesem Volk schickte Allah Seinen Gesandten Salih. Salih war ein angesehener und bekannter Mann bei seinem Volk. Er war weise und gerecht, und in schwierigen Zeiten fragte ihn mancher um Rat. Nun aber hatte Allah Salih zu Seinem Propheten erwählt, und er sprach zu ihnen: „Es gibt keinen Gott außer Allah, betet nur allein zu Ihm und lasst die Figuren, die keine Macht haben. Erinnert euch, dass es Allah war, der euch aus Erde erschaffen hat, und der euch auf der Erde eure Bleibe gegeben hat, denn zu Ihm kehrt ihr zurück. Dieses Land hat Er euch nur als Lebensunterhalt für eine Zeit gegeben, solange ihr auf dieser Erde bleibt, warum seid ihr dann ungerecht und übervorteilt die Armen unter euch? Seid nicht so gierig und arrogant und haltet euch für die Herren dieser Welt. Seid bescheiden und gerecht und denkt daran, dass Allah der einzige und wahre Herr ist. Habt ihr denn vergessen, wie es den Völkern vor euch ergangen ist, die Allahs Weg verlassen haben? Erinnert euch an Adam und Muh und Hud, ihr kennt doch ihre Geschichte!"
Als das Volk ihn reden hörte, glaubten ihm die einen, die anderen aber verwarfen seine Botschaft. Die an Salih glaubten, das waren meistens die Armen und Rechtlosen. Die arroganten Reichen fragten die Armen; „Glaubt ihr etwa, er wäre wirklich ein Gesandter Gottes?" Sie erwiderten: „Ja, das glauben wir. Klar und rein ist Allahs Botschaft von Weisheit und Gerechtigkeit." Da schüttelten die Reichen den Kopf und sprachen: „Nein, das betrachten wir als eine Lüge. Die Rede
hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Geld regiert die Welt. Mit Geld haben wir das Land erworben, und Geld gibt uns Macht und Recht." Und zu Salih sprachen sie: „Du hast uns enttäuscht, denn wir hatten erwartet, dass du ein großer und berühmter Sohn unseres Volkes wirst. Nun aber bist du ein Verräter an der Religion unserer Väter geworden."
Aber Salih predigte unbeirrt weiter. Er sprach: „Woher wisst ihr denn, ob eure Väter auf dem rechten Weg waren? Es gibt keine wirkliche Macht außer Allah, der mich gesandt hat, und wer könnte mir gegen Ihn beisteht, wenn ich Seinen Auftrag nicht erfülle?"
Die Reichen aber ärgerten sich und wollten gern in aller Öffentlichkeit beweisen, dass sie recht hatten. Darum sprachen sie: „Wer kann dein
Gerede schon ernstnehmen außer ein paar Bettlern und Taugenichtsen, die dir nachlaufen? Du hast ja nicht einmal einen Beweis. Bring uns ein Zeichen, dann überlegen wir uns, ob wir dir glauben sollen, was du sagst."
Da brachte Salih mit Allahs Willen aus einem Felsen eine lebendige
Kamelstute hervor, die gleich darauf ein kleines Kamel zur Welt brachte. Er sprach zu ihnen: „Diese Kamelstute ist ein Zeichen für euch. Sie gehört Allah, ebenso wie das Land, in dem ihr wohnt. Laßt sie daher frei und ungehindert aus den Wasserquellen trinken und auf den Wiesen weiden, und rührt sie nicht an, denn Allahs Strafe ist schrecklich."
Ja, da wußten diese arroganten Leute nicht mehr, was sie sagen sollten. Aber an Allah glauben wollten sie trotzdem nicht. Schließlich sagte einer von ihnen: „Salih ist wahrscheinlich ein Hexenmeister, der das Volk erschrecken will. Was wird geschehen, wenn wir die Kamelstute töten? Wahrscheinlich gar nichts." Da beschlos-
sen sie, die Kamelstute heimlich zu töten, denn sie fürchteten, daß
durch diesen klaren Beweis viele Menschen auf Salih hören und dass außerdem die Armen sonst auch kostenlos ihr Recht auf Wasser und Weide für ihr Vieh verlangen würden, so dass ihre Macht dahinwäre. Sie schnitten dem Tier die Sehnen an den Füßen durch, so dass es sich nicht mehr bewegen konnte und elendig verhungern mußte.
Bald wurde die Untat bekannt, und die arroganten Reichen freuten sich und glaubten in der Tat, sie hätten dem Volk bewiesen, dass Salih kein Gesandter Allahs war. Sie wurden übermütig und feierten in ihren Häusern ihren vermeintlichen Erfolg. Die Gottesfürchtigen aber wußten, dass Allah dieses grausame Verbrechen nicht ungestraft lassen würde. Salih sprach zu den Götzendienern:
„Feiert nur drei Tage lang in euren Häusern. Danach wird es so sein, als hättet ihr nie darin gewohnt."
Darauf verließ er mit den Gottesfürchtigen das Land und wanderte in ein Land aus, wo es keinen Götzendienst und keine Unterdrückung gab.
Nach drei Tagen erschütterte ein Erdbeben das Land der Thamud und
zerstörte ihre Häuser. Die Götzendiener wurden völlig überrascht, sie starben so, wie sie waren, jeder bei dem, was er gerade tat. Nur die Ruinen ihrer einst so prächtigen Häuser und Felsenwohnungen erinnern noch heute an die Zeit, als sie ein mächtiges Volk waren. Bis heute kann man die Trümmer in der Wüste sehen, denn kein Volk hat bisher wieder ihre Stadt aufgebaut oder in der Gegend gesiedelt.
Viele Völker mit prächtigen Städten und mächtigen Königreichen sind auf diese Weise untergegangen, weil sie Allahs Weg verlassen hatten und arrogant, ungerecht und größenwahnsinnig geworden waren. Im Koran stehen nur einige von ihren Geschichten als Beispiele. Andere findet man in den Geschichtsbüchern. Trotzdem haben die meisten Menschen niemals aus der Geschichte gelernt, sondern begehen das gleiche Unrecht und noch grausamere Verbrechen. Heute haben sie
die Erde und die Meere unter sich aufgeteilt und streiten darüber, wem
der Mond und das Weltall gehört. Sie sagen: ,,Es gibt keinen Gott." Stattdessen glauben sie an ihre Organisationen und Institutionen, die ihnen doch nicht helfen können, und die Reichen unter ihnen tun sowieso, was ihnen gefällt. Doch wenn Allahs Strafe auch nicht immer postwendend eintrifft, so hat Er doch beschlossen und durch Seine Propheten bekanntgemacht, dass Er am Tag der Auferstehung Seine Gerechtigkeit zeigen wird.
Allahs Friede sei mit Salih.
  


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