08-06-2012, 08:34 AM
Frage (Nr. 26869):
Zuerst, lasst mich euch zum Beginn des gesegneten Monats Ramadān gratulieren. Ich hoffe, dass Allah euer und unser Fasten und die Gebete annimmt. Ich hoffe, dass ich das Beste aus dieser Möglichkeit herausholen und so viel Anbetung wie möglich verrichten und so viel Belohnung wie möglich erlangen kann. Ich hoffe, dass ihr mir ein Programm erstellen könnt, welches für mich und meine Familie passend ist, damit wir das Beste aus diesem Monat herausholen können, in Frömmigkeit und Gehorsam.
Antwort:
Alles Lob gebührt Allah.
Möge Allah all unsere rechtschaffenen Worte und Taten annehmen und uns helfen, Ihm gegenüber aufrichtig zu sein, im Geheimen und in der Öffentlichkeit.
Es folgt ein empfohlenes Programm für den Muslim, während dieses gesegneten Monats:
Der Tag des Muslims im Ramadān
Der Muslim beginnt seinen Tag mit dem Suhūr vor dem Fajr-Gebet. Es ist besser, den Suhūr bis zum letztmöglichen Zeitpunkt der Nacht herauszuzögern.
Danach bereitet sich der Muslim noch vor dem Adhān für das Fajr-Gebet vor. Er nimmt also Wudū’ zu Hause und geht vor dem Adhān hinaus zur Moschee.
Wenn er die Moschee betritt, betet er zwei Raka`ah (Tahiyyat al-Masjid – Begrüßung der Moschee). Danach setzt er sich und beschäftigt sich mit dem Sprechen von Du’ā oder dem Lesen des Qur’ān, oder dem Rezitieren von Dhikr, bis der Muezzin den Gebetsruf verkündet. Er wiederholt, was der Muezzin sagt, und spricht die Du’ā, von welcher der Prophet (Frieden und Segen Allahs auf ihm) sagte, dass man sie nach dem Ende des Adhāns sprechen sollte. Danach betet er zwei Raka’ah (das reguläre Sunnahgebet von Fajr), anschließend beschäftigt er sich mit Du’ā und der Rezitation des Qur’ān bis die Iqāmah für das Gebet gegeben wird. Er befindet sich im Zustand des Gebetes, solange er auf das Gebet wartet.
Nachdem er das Gebet in der Gemeinschaft verrichtet hat, rezitiert er die Adhkār, die nach dem Salām am Ende des Gebets vorgesehen sind. Wenn er danach noch in der Moschee sitzen bleiben möchte, bis die Sonne aufgegangen ist, Dhikr sprechend und Qur’ān lesend, so ist dies vorzuziehen, und dies ist es, was der Prophet (Frieden und Segen Allahs auf ihm) nach dem Fajr-Gebet zu tun pflegte.
Danach, etwa eine Viertelstunde nachdem die Sonne aufgegangen ist, kann er, wenn er möchte, das Duha-Gebet verrichten (mindestens zwei Raka’ah), und dies ist gut. Oder wenn er möchte, kann er es bis zur bevorzugten Zeit verzögern, welche dann ist, wenn der Tag an Hitze zugenommen hat und die Sonne höher am Himmel steht – dies ist besser.
Danach kann er schlafen, wenn er möchte, um sich auf die Arbeit vorzubereiten, und dabei kann er beabsichtigen, sich für die Anbetung und die Erlangung des Lebensunterhaltes zu stärken, sodass er dafür inschaAllah belohnt wird. Er sollte sich außerdem an die Etikette (Regeln) des Schlafens halten, die in der Scharī`ah vorgeschrieben sind - Taten und Worte gleichermaßen.
Danach geht er zur Arbeit und wenn die Zeit für das Dhuhr-Gebet kommt, geht er früh zur Moschee, noch vor dem Adhān oder gleich danach, und er sollte sich schon vorher für das Gebet vorbereiten. Also betet er vier Raka’āt mit zwei Taslīms (die regulären Sunnahgebete vor Dhuhr), danach beschäftigt er sich mit dem Lesen des Qur’āns bis die Iqāmah für das Gebet gegeben wird, und er dann mit der Gemeinschaft betet. Danach verrichtet er zwei Raka’āt (die regulären Sunnahgebete nach Dhuhr).
Nach dem Gebet geht er und erledigt, was von seiner Arbeit noch übrig ist, bis es Zeit ist zu gehen. Wenn zwischen der Beendigung seiner Arbeit und dem ’Asr-Gebet noch viel Zeit ist, so kann er sich ausruhen. Wenn aber nicht mehr genug Zeit ist und er fürchtet, das ’Asr-Gebet zu verpassen, wenn er sich hinlegen würde, dann sollte er sich mit etwas Passendem beschäftigen, bis die Zeit für das ’Asr-Gebet kommt - wie zum Beispiel zum Markt zu gehen und Dinge zu besorgen, die seine Familie benötigt, und dergleichen, oder nach der Arbeit geradewegs zur Moschee zu gehen und dort zu bleiben, bis er ’Asr gebetet hat.
Nach ’Asr hängt es von seinen jeweiligen Umständen ab. Wenn er in der Moschee bleiben und sich mit dem Lesen des Qur’āns beschäftigen kann, so ist dies eine großartige Möglichkeit. Doch wenn er sich müde fühlt, so sollte er sich zu dieser Zeit ausruhen, damit er in der Nacht bereit ist, Tarāwīh zu beten.
Vor dem Adhān von Maghrib, sollte er sich darauf vorbereiten, sein Fasten zu brechen, und er sollte zu dieser Zeit etwas tun, das ihm Nutzen bringt, entweder das Lesen des Qur’āns, Du’ā machen, oder ein nützliches Gespräch mit seiner Frau und seinen Kindern führen.
Eines der besten Dinge, die er zu diesem Zeitpunkt tun kann, ist es dabei mitzumachen, den Fastenden Iftār anzubieten. Entweder indem er ihnen das Essen bringt oder hilft, es an sie zu verteilen und dies zu organisieren. Dies bringt eine riesige Freude mit sich, die keiner kennt außer demjenigen, der diese Erfahrung gemacht hat.
Nach dem Iftār geht er und betet in der Gemeinschaft in der Moschee und nach dem Gebet betet er zwei Raka`āt (die regulären Sunnahgebete von Maghrib). Danach geht er zurück nach Hause und isst, was auch immer zur Verfügung steht – ohne zu viel zu essen. Danach sucht er nach einer geeigneten Beschäftigung für sich selbst und seine Familie, um diese Zeit zu verbringen – entweder ein Buch mit (islamischen) Geschichten lesen oder ein Buch über praktische Regelungen, ein Quiz veranstalten oder erlaubte Gespräche führen oder jede andere nützliche Idee, die im Interesse der Familienmitglieder steht und sie von harām Dingen ablenkt, die in den Medien erscheinen, welche diese Zeit als ihre „Primetime“, sprich Hauptsendezeit, betrachten. Du wirst bemerken, dass die Medien ihre attraktivsten Programme genau zu dieser Zeit senden, welche unmoralisches und unzüchtiges Material beinhalten können. Strebe danach, dich davon abzuwenden, und fürchte Allah hinsichtlich deiner „Herde“ (d. h.: deine Familie) bezüglich derer du am Tag der Auferstehung befragt wirst – bereite dich also vor, diese Fragen zu beantworten.
Danach bereite dich für das `Ischā’-Gebet vor. Geh zur Moschee und beschäftige dich mit dem Lesen des Qur’āns oder höre einem Vortrag zu, der in der Moschee gehalten wird. Anschließend verrichte das `Ischā’-Gebet und bete danach zwei Raka`āt (das reguläre Sunnahgebet von `Ischā’). Danach bete Tarāwīh hinter dem Imam, mit Demut und Konzentration, über das nachdenkend, was rezitiert wird. Beende es nicht, bis der Imām fertig ist. Der Prophet (Frieden und Segen Allahs auf ihm) sagte: „Wer auch immer mit dem Imām steht (und betet) bis er fertig ist, so wird (es ihm) aufgezeichnet, als ob er die ganze Nacht im Gebet verbracht hätte.“ (Abu Dawud #1370 und andere; von al-Albāni in Salāt al-Tarāwīh, S. 15, als sahīh eingestuft).
Dann, nach Tarāwīh, kannst du dir ein Programm zusammenstellen, welches zu deinen Umständen und persönlichen Verpflichtungen passt. Doch du solltest folgenden Dingen besondere Aufmerksamkeit schenken:
Halte dich fern von allen Dingen, die harām sind, und was auch immer zu ihnen führt.
Achte darauf, auf weise Art sicherzustellen, dass deine Familie es vermeidet, in irgendeine Sache zu geraten, die harām ist, oder in das, was dazu führt. Dies, indem du z. B. ein Programm nur für sie vorbereitest oder sie zu Freizeitausflügen zu erlaubten Plätzen mitnimmst oder sie von schlechten Freunden fernhältst oder gute Freunde für sie suchst.
Beschäftige dich stets mit Dingen, die vorrangig sind (ordne sie nach Prioritäten).
Dann solltest du versuchen, früh Schlafen zu gehen, während du die Etikette (Regelungen) des Schlafens beachtest, wie in der Scharī’ah vorgeschrieben – Taten und Worte gleichermaßen. Wenn du etwas vom Qur’ān oder einige nützliche Bücher vor dem Zubettgehen liest, so ist dies etwas Gutes, besonders dann, wenn du noch nicht deinen täglichen Anteil des Qur’āns fertig gelesen hast – geh also nicht schlafen, bis du ihn fertig hast.
Steh dann vor dem Suhūr auf, sodass du noch genug Zeit hast, um Du`ā’ zu rezitieren, denn diese Zeit – das letzte Drittel der Nacht – ist die Zeit, in der Allah herabsteigt, und Allah hat diejenigen gelobt, die in dieser Zeit um Seine Vergebung ersuchen, und hat denjenigen, die Ihn zu dieser Zeit anrufen, versprochen, dass Er ihnen antworten wird, und dass Er die Reue derjenigen annimmt, die bei Ihm zu dieser Zeit bereuen. Vernachlässige also nicht diese großartige Gelegenheit.
Freitag
Freitag ist der beste Tag der Woche, also solltest du an diesem Tag ein besonderes Programm der Anbetung aufstellen, indem du Folgendes beachtest:
· Früh zum Jumu’ah Gebet zu kommen.
· Nach dem `Asr-Gebet in der Moschee bleiben, und sich mit dem Lesen des Qur’āns und Du`ā’ beschäftigen, bis zur letzten Stunde dieses Tages, denn dies ist eine Zeit in der die Du`ā angenommen werden.
· Nutze diesen Tag als Gelegenheit, einige deiner Taten, die du während der Woche nicht fertig stellen konntest, zu vollenden, wie das Vervollständigen deines wöchentlichen (Lese-) Anteils vom Qur’ān oder ein Buch zu Ende zu lesen oder einen Vortrag zu hören und andere gute Taten.
Die letzten zehn Tage von Ramadān
Die letzten zehn Tage vom Ramadān beinhalten Laylat al-Qadr, eine Nacht, die besser ist als tausend Monate. Deshalb ist der I’tikāf („Rückzug“ für den Zweck der Anbetung) in der Moschee während dieser zehn Tage empfohlen, genauso wie es der Prophet (Frieden und Segen Allahs auf ihm) zu tun pflegte, die Laylat al-Qadr suchend. Wer auch immer I’tikāf in dieser Zeit verrichten kann, für den ist dies ein großartiger Segen von Allah.
Wer den I’tikāf nicht für die ganze Zeitspanne (von zehn Tagen) verrichten kann, sollte so viel davon verrichten, wie es ihm möglich ist.
Wenn er überhaupt nicht den I’tikāf verrichten kann, so sollte er versuchen, die Nächte in der Anbetung zu verbringen – nämlich Qiyām zu beten, Qur’ān zu lesen, Allahs zu gedenken und Du`ā’ zu machen. Er sollte sich dafür vorbereiten, indem er sich tagsüber ausruht, sodass er in der Nacht auf bleiben kann.
Beachte:
Dieses Programm ist nur ein Vorschlag. Es ist ein flexibler Zeitplan, den jeder seinen individuellen Umständen anpassen kann.
Dieses Programm lenkt die Aufmerksamkeit auf die Handlungen der Sunnah, die vom Propheten (Frieden und Segen Allahs auf ihm) belegt wurden. Es ist nicht gemeint, dass all das, was hier erwähnt wurde, eine auferlegte Verpflichtung ist, vielmehr beinhaltet es viele Dinge, die Sunnah und mustahabb sind.
Die von Allah meist geliebten Taten sind die, welche regelmäßig verrichtet werden, auch wenn sie klein sind. Zu Beginn des Monats könnte eine Person sehr darum bemüht sein, Taten der Anbetung zu verrichten, dann könnte sie vielleicht darin nachlassen. Hüte dich davor und strebe danach, mit all den Taten fortzufahren, die du in diesem gesegneten Monat verrichtest.
Der Muslim sollte bestrebt sein, seine Zeit in diesem gesegneten Monat zu organisieren, sodass er die großartige Gelegenheit nicht verpasst, mehr gute und rechtschaffene Taten zu vollbringen. Zum Beispiel sollte man versuchen, all die Dinge, welche die Familie benötigt, schon zu besorgen bevor der Monat beginnt. Die täglichen Besorgungen sollten zu Zeiten erledigt werden, in denen die Geschäfte nicht überfüllt sind. Familien- und Bekanntenbesuche sollten so organisiert werden, dass sie von der `Ibadah nicht ablenken.
Mache das Verrichten vieler Taten der Anbetung und das Sich-Annähern zu Allah, zu deiner obersten Priorität in diesem gesegneten Monat.
Beschließe zu Beginn des Monats, zur Gebetszeit früh in die Moschee zu gehen, die Lesung von Allahs Buch zu vervollständigen, regelmäßig Qiyām al-Layl in diesem großartigen Monat zu beten und (in Wohltätigkeit) von deinem Vermögen zu spenden, was in deinen Möglichkeiten liegt.
Hole das Beste aus den Möglichkeiten heraus, welche der Monat Ramadān mit sich bringt, um deine Verbindung zu Allahs Buch zu stärken, indem du die folgende Hilfsmittel benutzt:
1. Lies die Verse korrekt. Um dies zu tun, brauchst du jemanden, der weiß, wie man richtig liest und der dich korrigiert. Ist dir das nicht möglich, dann kannst du Aufnahmen von erfahrenen Rezitatoren hören.
2. Wiederhole, was Allah dir ermöglicht hat, auswendig zu lernen, und lerne auch etwas mehr auswendig.
3. Lies den Tafsīr (Erläuterung) zu den Versen, entweder indem du Verse, die du nicht verstehst, in vertrauenswürdigen Tafsīrbüchern nachschlägst, so wie Tafsīr al-Baghawi, Tafsīr Ibn Kathīr und Tafsīr al-Sa’di oder indem du dir einen Plan aufstellst, um ein ganzes Tafsīrbuch zu lesen. Fange mit dem 30. Juz’ (Abschnitt) des Qur’āns an, dann gehe über zum 29. und so weiter.
4. Bemühe dich, die Befehle, die du im Buch Allahs liest, anzuwenden.
Wir bitten Allah, die Segnungen des Ramadāns für uns zu vollenden, und uns beim Fasten zu helfen und dabei, Qiyām den ganzen Monat lang zu beten, und von uns (diese Taten der Anbetung) anzunehmen und uns unsere Unzulänglichkeiten zu vergeben.
Islam Q&A