25-09-2008, 06:42 AM
Wenn Die Nacht Tausend Entspricht
von Muhammad Alshareef
Es wurde überliefert, dass in den Tagen, in welchen Musa (aleyhi as salam) mit den Kindern Israels in der Wüste wanderte, eine enorme Trockenzeit über sie kam. Zusammen erhoben sie ihre Hände zum Himmel, um für das Kommen des gesegneten Regens zu bitten. Dann, zum Erstaunen von Musa (aleyhi as salam) und jenen, die zuschauten, verschwanden die wenigen und verstreuten Wolken, die am Himmel waren. Die Hitze prallte herab und die Trockenzeit wurde intensiver.
Musa wurde offenbart, dass sich ein Sünder unter dem Stamm der Kinder Israels befand, welcher Allah gegenüber vierzig Jahre lang ungehorsam war. Allah sprach zu Musa (aleyhi as salam): „Er soll sich von der Gemeinschaft trennen. Erst dann, werde Ich euch alle mit Regen begießen.“
Musa (aleyhi as salam) rief dann der Menschenmenge entgegen: „Es gibt eine Person unter uns, welche Allah gegenüber vierzig Jahre lang ungehorsam war. Er soll sich von der Gemeinschaft trennen und nur dann werden wir von der Trockenzeit befreit werden.“ Dieser Mann wartete, schaute sich nach links und rechts um, in der Hoffnung jemand anderes würde nach vorne treten – doch niemand tat dies. Schweiß floss von seinen Augenbrauen herab und er wusste, dass er derjenige war.
Der Mann wusste, dass, wenn er weiterhin in der Gemeinschaft bleiben würde, alle vor Durst sterben würden und wenn er einen Schritt vor wagen würde, er für alle Ewigkeiten gedemütigt worden wäre.
Er erhob seine Hände mit einer Aufrichtigkeit, welche er nie zuvor hatte, mit einer Demut, welche er nie zuvor gekostet hatte und als Tränen von seinen beiden Wangen herab liefen, sagte er: „Oh Allah! Sei barmherzig mit mir! Oh Allah, verberge meine Sünden! Oh Allah, vergib mir!“
Als Musa (aleyhi as salam) und die Leute von den Kindern Israels darauf warteten, dass der Sünder hervortritt, bedeckten die Wolken den Himmel und der Regen kam herab. Musa (aleyhi as salam) fragte Allah: „Oh Allah, Du hast uns mit Regen gesegnet, obwohl der Sünder nicht hervortrat.“ Und Allah antwortete: „Oh Musa, es ist aufgrund der Reue dieser besonderen Person, weshalb ich alle von den Kindern Israels mit Wasser segnete.“
Musa (aleyhi as salam), welcher herausfinden wollte, wer dieser gesegnete Mann war, fragte: „Zeig ihn mir, oh Allah!“ Allah antwortete: „Oh Musa, Ich habe seine Sünden vierzig Jahre lang verborgen, denkst du, dass ich ihn nach seiner Reue enthüllen werde?“
Allah offenbarte den Quran in dem segensreichsten Monat. Dem Monat Ramadan, der Monat, in dem der Quran herab gesandt wurde.
In der segensreichsten Nacht, der gewaltigen Nacht: Laylat ul Qadr: „Wahrlich, Wir haben ihn in der Nacht von Al Qadr herab gesandt.“
Ibn Dscharir berichtete von Mudschahid, dass es bei den Kindern Israels einen Mann gab, welcher pflegte, die Nacht im Gebet zu verbringen. Dann am Morgen pflegte er die Feinde auf dem Wege Allahs am Tage, bis zum Abend zu bekämpfen und er tat dies tausend Jahre lang.
Und so offenbarte Allah die Surah: „Wahrlich, Wir sendeten ihn in der Nacht von Al Qadr herab.“ Bis zum Vers: „Die Nacht von Al Qadr ist besser als tausend Monate.“ Dies ist es, dass es besser ist in dieser Nacht im Gebet zu stehen, als die Taten dieses Mannes.
Sufyan Ath Thauri berichtete von Mudschahid, dass die Nacht von Al Qadr besser als tausend Monate ist bedeutet: dass die guten Taten, welche in ihr verrichtet werden – das Fasten darin und das Stehen im Gebet darin – besser ist als tausend Monate gute Taten zu verrichten, zu beten und zu fasten.“ Berichtet von Ibn Dscharir.
Es wurde von Abu Hurayrah berichtet, dass er sagte: „Als der Monat Ramadan kam, sagte der Gesandte Allahs: „Der Monat Ramadan ist gekommen, ein gesegneter Monat, in dem Allah es für euch zur Pflicht gemacht hat, zu fasten. In ihm sind die Tore des Paradieses geöffnet und die Tore der Hölle verschlossen und die Satane sind angekettet. In ihr gibt es eine Nacht, welche besser ist als tausend Monate, wer den Nutzen davon verliert, hat wahrlich etwas Unersetzbares verloren.“ Berichtet von Imam Ahmad und An Nasai.
Es wurde von Abu Hurayrah berichtet, dass der Gesandte Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam) sagte: „Wer auch immer in der Nacht von Al Qadr mit Iman und Hoffnung auf die Belohnung Allahs im Gebet steht, dem wird Allah seine vergangenen Sünden vergeben.“ Berichtet von Al Buchari und Muslim.
Diese eine Nacht überschreitet den Wert von 30.000 Nächten. Der aufrichtige Gläubige, welcher sich Tag und Nacht um seine Sünden und die Zeiten der Unwissenheit sorgt und in seinem Leben geduldig das Eintreffen von Ramadan abwartet. Während ihm hofft er auf Vergebung von Allah für seine vergangenen Sünden, indem er weiß, dass der Prophet (sallallahu aleyhi wa sallam) all denjenigen versprochen hat, welche sich in den letzten zehn Tagen überwinden, dass all ihre Sünden vergeben werden. Um dies zu erreichen, erinnert sich der Gläubige an die Ratschläge des Propheten (sallallahu aleyhi wa sallam) mit den verschiedenen Worten die er benutzte wie „strebt“, „verfolgt“, „sucht“ und „haltet aufmerksam Ausschau“ nach Laylat ul Qadr.
Laylatul Qadr ist die segensreichste Nacht. Die Person, welche sie verpasst, hat wahrlich eine große Menge an Gutem versäumt. Der Gläubige sollte in den letzten zehn Tagen von Ramadan nach ihr suchen, indem er die Nächte mit Anbetung und Gehorsam verbringt.
Was jene anbelangt, welche diese Gelegenheit schnappen, so wird ihr Geschenk das hinwegwischen ihrer vergangenen Sünden sein.
Der Gesandte Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam) zeigte uns einige Dinge, welche wir in dieser gewaltigen Nacht tun sollen. In seiner gesegneten Sunnah finden wir die folgenden Dinge:
Qiyam beten:
Es ist vorzüglich ein langes Qiyam (Gebet) in den Nächten zu verrichten, auf welche Laylatul Qadr fallen könnte. Darauf wird in vielen Hadithen hingewiesen, wie zum Beispiel: „Wer auch immer in der Nacht von Al Qadr mit Iman und Hoffnung auf die Belohnung Allahs im Gebet steht [und es leicht für ihn ist], dem wird Allah seine vergangenen Sünden vergeben.“ Berichtet von Al Buchari und Muslim. Der Zusatz in Klammern wurde von Imam Ahmad durch den Bericht von Ubadah bin as Samit überliefert. Es bedeutet, dass ihm die Erlaubnis gegeben wurde, zu den aufrichtigen Dienern in dieser gesegneten Nacht zu gehören.
Bittgebete machen:
Es ist auch empfehlenswert viele Bittgebete in dieser Nacht zu sprechen. A’ischah berichtete, dass sie den Gesandten Allahs (sallallahu aleyih wa sallam) fragte: „Oh Gesandter Allahs! Wenn ich weiß, wann die Nacht von Laylatul Qadr ist, was soll ich dann sagen?“ Und er unterwies ihr zu sagen: „Allahumma innaka afuwwun tuhibbul afwa fa´fuanni – oh Allah! Du vergibst und du liebst die Vergebung. So vergib mir.“[Berichtet von Ahmad, Ibn Madschah und At Tirmidhi]
Die weltlichen Vergnügungen für die Anbetung zu verlassen: Darüber hinaus ist es ebenfalls empfehlenswert, in den Nächten, auf welche Laylatul Qadr fallen könnte, mehr Zeit mit der Anbetung zu verbringen. Dies benötigt das Aufgeben von vielen weltlichen Vergnügungen, um die Zeit und Gedanken ganz allein für die Anbetung an Allah zu sichern.
A’ischah berichtete: „Als die (letzten) Zehn eintrafen, schnürte der Prophet (sallallahu aleyhi wa sallam) sein Izaar enger (d.h. er hielt sich fern von seinen Frauen, um mehr Zeit für die Anbetung zu haben) und verbrachte die ganze Nacht wach (im Gebet) und weckte seine Familie auf.“ Berichtet von Al Buchari und Muslim.
Und sie sagte: „Allahs Gesandter (sallallahu aleyhi wa sallam) pflegte sich in den letzten zehn (in der Anbetung) mehr als in den anderen Nächten anzustrengen.“ Berichtet von Muslim.
Haben wir Allah richtig eingeschätzt?
Die Gelegenheit von Laylatul Qadr kommt in den nächsten Tagen. Das Leben dreht sich darum, dass Menschen aus ihren Möglichkeiten Nutzen ziehen, um die Liebe Allahs zu gewinnen und dies ist wahrlich eine dieser Chancen.
Abu Dahdah war einer von denen, der eine Gelegenheit fand und das gewann, was größer ist als die Himmel und die Erde. Ein erwachsener Gefährte des Propheten (sallallahu aleyhi wa sallam) bebaute seinen Garten neben dem Besitz eines Waisenkindes. Das Waisenkind behauptete, dass eine bestimmte Palme zu seinem Besitz und deshalb ihm gehörte. Der Gefährte lehnte den Anspruch ab und so ging das Waisenkind zum Gesandten Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam), um sich zu beschweren. Mit seiner Gerechtigkeit bemaß der Gesandte Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam) die beiden Gärten und fand heraus, dass die Palme wahrlich dem Gefährten gehörte. Das Waisenkind brach in Tränen aus. Als er dies sah, bat der Prophet (sallallahu aleyhi wa sallam) dem Gefährten an:
„Würdest du ihm die Palme geben und dafür eine Palme im Paradies nehmen?“ Jedoch nahm der Gefährte aufgrund seiner Fassungslosigkeit darüber, dass das Waisenkind sich beim Propheten (sallallahu aleyhi wa sallam) beschwerte, diese Gelegenheit nicht wahr und ging zornig fort.
Doch jemand anderes nahm diese Gelegenheit wahr – Abu Dahdah – Radhiallahu anhu. Er ging zu dem Propheten (sallallahu aleyhi wa sallam) und fragte: „Oh Gesandter Allahs, wenn ich ihm den Baum abkaufe und ihn dem Waisenkind gebe, darf ich dann den Baum im Paradies bekommen?“ Der Gesandte Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam) antwortete: „Ja.“
Abu Dahdah folgte dem Gefährten und fragte: „Würdest du diesen Baum gegen meinen ganzen Garten eintauschen?“ Der Gefährte antwortete: „Nimm ihn, es liegt nichts Gutes in einem Baum, für den ich bei dem Propheten angeklagt wurde.“
Sofort ging Abu Dahdah nach Hause und fand seine Frau und Kinder im Garten spielen: „Verlasst den Garten!“ Schrie Abu Dahdah: „Wir haben ihn an Allah verkauft! Wir haben ihn an Allah verkauft!“ Einige seiner Kinder hatten Datteln in ihren Händen und er riss die Datteln von ihnen weg und warf sie in den Garten zurück: „Wir haben ihn an Allah verkauft!“
Als Abu Dahdah später in der Schlacht von Uhud zum Märtyrer wurde, stand der Gesandte Allahs (sallallahu aleyhi wa sallam) über seiner Leiche und merkte an: „Wie viel Schatten spendende Palmen hat Abu Dahdah nun im Paradies?“
Was hat Abu Dahdah abgegeben? Datteln? Büsche? Dreck? Was hat er geerntet? Er hat ein Paradies geerntet, dessen Ausmaß das der Himmel und der Erde beträgt.
Abu Dahdah hat seine Gelegenheit nicht verpasst und ich bitte Allah, dass wir nicht die Gelegenheit verpassen mögen, in Laylatul Qadr vor Allah zu stehen.
Meine lieben Brüder und Schwestern, wir gehorchen, dienen und verehren Allah nicht in der Art, welche Seiner Majestät gebührt.
Allah offenbarte:
Und sie haben Allah nicht richtig nach Seinem Wert eingeschätzt. Und am Tage der Auferstehung wird die ganze Erde in Seinem Griff sein, und die Himmel werden in Seiner Rechten zusammengerollt sein. Preis (sei) Ihm! Hoch Erhaben ist Er über das, was sie anbeten. [QS: 39:67]
Alles, was wir haben, gehört Allah. Wenn jemand stirbt, sagen wir: „ Inna lillahi wa inna ilayhi radschi’un (wahrlich zu Allah gehören wir und wahrlich zu Ihm werden wir zurückkehren.)“ Dies ist kein Bittgebet für eine verlorene Seele. Es ist ein Bittgebet für jedes Unglück, welches einen Gläubigen ereilt, selbst wenn seine Sandalen aufreißen. Wieso? Da alles Allah gehört und alles zu Ihm zurückkommt. Setz dich hin und versuch über die Segnungen nachzudenken, welche Allah dir gegeben hat. Hast du jemals versucht Sterne zu zählen?
Und Er gab euch alles, was ihr von Ihm begehrtet; und wenn ihr Allahs Wohltaten aufzählen wolltet, würdet ihr sie nicht vollständig erfassen können. Siehe, der Mensch ist wahrlich frevelhaft, undankbar. [QS: 14:34]
Wir haben das Gewicht von diesem Quran nicht verstanden, welcher in unseren hohen Regalen ruht. Dieses edle Buch, welches herab gesandt wurde, um den Toten Leben zu verleihen. Selbst, wenn unsere Herzen so hart wären wie Gestein, würden sie vor Angst vor Allahs Strafe und Barmherzigkeit auf dem Boden zerbröckeln. Wäre es möglich, dass unsere Herzen härter sind als dieser Berg?
Hätten Wir diesen Quran auf einen Berg herab gesandt, hättest du gesehen, wie er sich gedemütigt und aus Furcht vor Allah gespalten hätte. Und solche Gleichnisse prägen Wir für die Menschen, auf dass sie nachdenken mögen. [QS: 59:21]
Liebe Brüder und Schwestern, wenn ihr die Masadschid (die Moscheen) für Qiyam al Layl in den letzten zehn Nächten des Ramadans füllt, so erinnert euch daran, dass Allah euch wissen lassen will: „Wisse. dass Allah der streng Strafende ist und dass Allah der oft Vergebende und Allerbarmer ist.“
Es soll eine Nacht geben, irgendeine Nacht in deinem Leben, in welcher du im Paradies oder in der Hölle aufwachen mögest. Anas Ibn Malik betete in seinem Sterbebett zu Allah: „Oh Allah, beschütze mich vor einer Nacht, dessen Morgen die Reise zum Höllenfeuer bringt.“ Denkt über diesen Morgen nach.
Möge Frieden in Laylatul Qadr bis zur Morgenröte herab gesendet werden. Möge es so sein, dass ihr die Masdschid nach Fadschr an einem Tag, welcher bald kommen wird, verlasst und Allah der Gepriesene und Erhabene euch eure Sünden vergeben hat.