Folgender Ausschnitt stammt aus einer Fatwa, bei der es um die Frage einer Schwester geht, die in der Vergangeheit sehr viele schlimme Sünden begangen hat und diese nun bereut und auf Vergebung hofft. Sie will wissen, ob Allah ihr vergeben wird.
"... du fragst: "Denken Sie, dass Allah mir vergeben wird?"
Ja, Er wird, wenn du aufrichtig bereut hast, da Allah versprochen hat, die Reue anzunehmen, den Beweis dafür haben wir oben erwähnt. Verzweifle nicht an Allahs Barmherzigkeit. Denk an die Geschichte von dem Mann, der hundert Menschen getötet hat, dann bereute und Allah akzeptierte seine Reue.
Dies ist die Geschichte, wie sie berichtet wurde von Imam Muslim in seinem Sahih, in Kitaab al-Tawbah (2766):
"Es wurde berichtet von Abu Sa’eed al-Khudri, dass der Prophet Allahs (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) erzählte, dass es in der Vergangenheit in einem Volk einen Mann gab, der 99 Menschen getötet hatte. Dieser fragte nach dem gelehrtesten Menschen, den es auf der Welt gebe. Man nannte ihm einen Mönch, und er ging zu ihm und sagte: "Ich habe neunundneunzig Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich?" Er antwortete: "Nein." Daraufhin tötete er auch den Einsiedler und vervollständigte damit die Zahl seiner Opfer auf hundert.
Der Mörder fragte nun erneut: "Wer ist der gelehrteste Mensch auf der Welt?" Man verwies ihn an einen gelehrten Menschen. Er ging also zu ihm und sagte: "Ich habe einhundert Menschen getötet. Gibt es irgendeine Art von Buße für mich?" Der gelehrte Mann sagte: "Ja. Nichts kann zwischen dir und Reue .tehen: Begib dich zu dem und dem Land. In diesem Land gibt es (fromme) Leute, die Allah, den Erhabenen anbeten. Schließ dich ihnen an, diene Allah und kehre nicht in dein Heimatland zurück, denn es ist eine schlimme Gegend."
Der Mann brach zu diesem Land auf. Er hatte gerade die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als er starb. Nun entstand ein Streit zwischen dem Gnadenengel und dem Plagenengel darüber, wer die Verwahrung seiner Seele übernehmen sollte. Der Gnadenengel sprach: "Er hat sich reumütig Allah zugewendet." Der Plagenengel entgegnete: "Er hat niemals etwas Gutes getan."
Da kam ein Engel in Menschengestalt, und sie setzten ihn als Schiedsrichter zwischen ihnen ein. Er wies sie an, die Entfernung zwischen den zwei Ländern auszumessen. Welchem Land er näher sei, zu dem solle er gehören. Sie führten also die Messung durch, und fanden, dass er dem Land, zu dem er gehen wollte, näher sei. Also übernahmen ihn die Gnadenengel."
Wir lernen verschiedene Dinge von diesem Hadith, einschließlich Folgendes:
1. Dass Allah alle Sünden demjenigen vergibt, der bereut, egal wie schlimm sie sind.
Dies beinhaltet die Ayah, in der Allah sagt (ungefähre Bedeutung):
"Sprich: O meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit; denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige." (39:53)
2. Derjenige, der bereut, muss sich von schlechten Freunden, die mit ihm die Sünde begangen haben, fernhalten. Er sollte Umgang mit rechtschaffenen Freunden haben, die ihm helfen Gutes zu tun und ihm zeigen, wie er dies tun soll.
Wir bitten Allah, uns und dir zu helfen und uns allen Kraft zu geben. Und Allah weiß es am besten.
3. Der Muslim muss sein Leben in einem Zustand zwischen Angst und Hoffnung leben, seine Sünden fürchtend und sich nicht sicher fühlend vor dem Plan Allahs und nicht sicher seiend, dass er das Paradies betreten wird. Die Sahaba (möge Allah mit ihnen zufrieden sein), obwohl sie so rechtschaffen und rein waren, waren nicht so, vielmehr fürchteten sie ihren Herrn und dienten Ihm mit Angst und Hoffnung.
Also muss der Muslim Allah gehorchen und bereuen und auf Allahs Barmherzigkeit hoffen, wissend, dass Allah demjenigen vergibt und von demjenigen seine Reue annimmt, der bereut, deshalb hofft er, dass Allah ihm vergibt.
Er weiß, dass Allah die rechtschaffenen Taten seiner Diener annimmt und liebt, also strebt er danach, rechtschaffene Taten zu begehen, hoffend, dass sie angenommen werden.
Wenn er in diesem Zustand lebt, in dem er seine Sünden fürchtet und auf die Barmherzigkeit seines Herrn hofft, dann wird er danach streben, Ihm zu dienen und von Sünden fernzubleiben, Allah darum bittend, dass Er ihn für seine rechtschaffenen Taten belohnt bis er Ihn trifft, wenn Er mit ihm zufrieden ist und er sucht Zuflucht bei Allah, dass sein Herz abgewendet ist oder dass sich seine Situation ändert, so wie der Prophet (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) zu beten pflegte: "Oh Regler der Herzen, mach mein Herz standhaft in Deiner Religion."
Islam Q&A Frage Nr. 13693
(Auf Englisch:
http://islamqa.info/en/ref/13693/)