Warum vernichtet Allah den Satan nicht?
Im Folgenden soll auf die Frage eingegangen werden, warum Allah den Satan nicht vernichtet, damit die Menschen ihm nicht folgen können und somit nicht in die Hölle kommen.
1. Hätte Allah durch das Vernichten des Satans nicht die Möglichkeit beseitigen können, dass manche Menschen letztlich in die Hölle kommen, was er ja vorher weiß?
Dazu muss zuerst einmal verstanden werden, als was der Islam überhaupt das Dasein des Universums und unsere Existenz betrachtet. Allah der Gerechte sagt im Koran:
"Wir haben was auf Erden ist verführerisch gemacht, um sie (die Menschen und Dschinn) zu prüfen, wer von ihnen die besten Taten verrichtet."
(Sura al-Kahf, Vers 7)
"Derjenige, der den Tod und das Leben erschaffen hat um euch zu testen, wer von euch die besten Taten verrichtet." (Sura 67, Vers 2)
Der Sinn und Zweck der Existenz dieser Welt ist es also in Form einer Prüfungsstätte das Testen der Menschen zu ermöglichen. Hierzu ist eine Quelle des Übels (in unserem Falle der Satan) unbedingt erforderlich. Den Satan ( als die Quelle des Übels, der Versuchung) aus dieser Welt zu entfernen, da ja die Möglichkeit besteht, dass manche Menschen ihm ( wohlgemerkt mit ihrem eigenen Verstand!) folgen und sich somit die Hölle verdienen, wäre in etwa so, als entfernte man die Klassenarbeiten aus dem Schulsystem, mit der Begründung, manche Schüler könnten ja durchfallen. Wir sehen aber, dass die Prüfung in der Schule durchaus einem sehr positiven Zwecke dient. Ebenso erfordert die Eigenschaft Allahs جج absolut gerecht zu sein, dass er die Menschen auf dieser Welt testet um somit im Jenseits jedem genau den Platz zu geben, den er sich in dieser Prüfung verdient hat.
Es muss betont werden, dass der Sinn dieser Welt nicht ist, jedem Menschen ein möglichst einwandfreies und genussvolles Leben zu verschaffen, sondern ihn, eben auch durch Probleme und Kummer, zu testen, wie Allah im Koran sagt:
"Und Wir werden euch gewiß mit ein wenig Furcht und Hunger und Verlust an Besitz, Seelen und Früchten prüfen. Doch verkünde frohe Botschaft den Standhaften, die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: "Wahrlich, wir gehören Allah, und wahrlich, zu Ihm kehren wir zurück."
(Sura 2, Vers 155-156)
Denn die Erschaffung des Universums ist nicht menschfokussiert, sondern Gott-fokussiert. Gottes Eigenschaft der absoluten Gerechtigkeit steht hier im Mittelpunkt und ist der Grund für diese Prüfung.
Außerdem stellt der Satan keine "böse Macht" dar, die es von Allah جج zu beseitigen gilt, sondern ein von Allah جج dem Weisen bewusst eingesetztes Mittel zur Prüfung der Menschen (und auch des Satans selbst, welchem bis zum jüngsten Tag die Möglichkeit der Reue eingeräumt ist). Es stellt sich für einen Muslim überhaupt nicht die Frage wieso Allah جج das Unheil auf der Erde und die Verführung durch den Satan (sowie die jenseitige Bestrafung) nicht verhindert, denn es handelt sich um einen Test, eine Prüfung, die nur mit Gut und Böse, mit Wahr und Falsch und schließlich mit Belohnung und Bestrafung stattfinden und ihren Zweck erfüllen kann. Wäre keine Versuchung vorhanden, so könnte keine Prüfung stattfinden. Die Existenz des Universums hätte in solch einem Szenario, laut islamischer Sicht, ihren Sinn, nämlich das volle zur Geltung kommen der göttlichen Gerechtigkeit, verfehlt.
2. Trägt Allah der Barmherzige die Schuld daran, wenn ein Mensch mit dem Satan in die Hölle geht, weil er den Satan nicht beseitigt hat?
Bei dieser Fragestellung wird das Beispiel eines wilden Hundes herangeführt, der frei gelassen wird und wehrlose Kinder angreift und diese somit Verletzt. Der Halter des Hundes, der sich über die Folgen im Klaren war, hätte dies von vornerein verhindern können, indem er seinem Hund gar nicht erst freigelassen hätte. Selbstverständlich ist in diesem Beispiel weder der Hund (der Schaden anrichtet) noch die Kinder, die dem Hund zum Opfer fallen verantwortlich, sondern allein der Halter, der trotz seiner Fähigkeit nichts dazu beiträgt, den Vorfall zu verhindern.
Dieses Beispiel ist jedoch im Bezug auf die Frage ob Allah die Schuld an den Verbrechen der Menschen hat nicht korrekt. Denn jeder wird sicher zustimmen, dass die meisten Menschen, im Gegensatz zum Hund, über einen Verstand verfügen, der es ihnen ermöglicht rationale Entscheidungen zu treffen. Wer wäre also in folgendem Szenario verantwortlich: Person A weist Person B in ein klares Regelwerk ein. Person B hingegen verstößt trotz seiner Unterrichtung gegen diese Regeln und verursacht somit Schaden. Person B hat also hier (im Gegensatz zum Kampfhund) einen Verstand, mit dem sie ihre Entscheidungen trifft. Die Verantwortung liegt hierbei also nicht bei Person A, die die Regeln aufstellt, sondern bei Person B, welche sich bewusst dafür entscheidet gegen sie zu verstoßen. Ebenso hat der allmächtige Gott uns klare Regeln gezeigt und uns mit einem Verstand ausgestattet, der uns die Entscheidung ermöglicht. Dies gilt übrigens auch für alle anderen Formen von Gesetzen, wie zum Beispiel Strafrecht, Schuldordnung, etc. Niemand würde hier auf die Idee kommen bei einem Verbrechen seine Unschuld zu beteuern, da sich jeder über die bewusste Entscheidung zum Verbrechen im Klaren ist. Es ist also festzuhalten, dass der Mensch in seinen Handlungen nicht ansatzweise so eingeschränkt ist wie ein Tier, dass vollständig nach seinen Trieben und Instinkten, nicht jedoch nach verstandesgemäßen Überlegungen handelt.
Erneut, die Funktion des Satans ist eine Versuchung, der es zu widerstehen, eine Problemstellung die es zu lösen gilt. Allah der Erhabene ist als ehrenwerter Initiator zu betrachten, der die Prüfung aufstellt, die der Durchsetzung absoluter Gerechtigkeit dient. Der Schuldige ist jedoch der Mensch, der sich nach der Anweisung, bewusst den Regeln widersetzt. (Kinder bis zu einem gewissen Alter, geistig Kranke und dergleichen sind von dieser Prüfung ausgeschlossen, werden also, wenn sie in diesem Zustand sterben, nicht zur Rechenschaft für ihre Taten gezogen.)
Um dies zu verdeutlichen: Kein Schüler kann den Lehrer verantwortlich machen, wenn er selbst eine Klassenarbeit nicht besteht, da es seine eigene Verantwortung war zu lernen, es sei denn der Lehrer stellt unlösbare Fragen und dergleichen. Allah der Weise sagt diesbezüglich jedoch im Koran:
"Allah betastet keine Seele über das was sie tragen kann[...]"
(Sura 2, Vers 286)
"Und Wir bestrafen nicht, bevor wir einen Gesandten geschickt haben."
(Sura 17, Vers 15).
Nicht nur dass diese Welt als Prüfungsort also einem überaus edlen Zweck dient, die Prüfung findet auch noch auf individuelle, gerechteste Art und Weise statt.
Und Allah weiß es am besten.
Quelle