Assalamu Aleikum;
Die Hadd-Strafen, wie die Körperstrafen im Islam auch genannt werden, haben alle ihre Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten. Sie dürfen nicht anarchistisch vollzogen werden, d.h. es braucht einen gesetzlichen Richter. Im Islam gilt nämlich auch die Unschuldsvermutung, ähnlich wie in den westlichen Ländern. D.h. die Schuld muss dem Angeklagten nachgewiesen werden.
Was das Handabhacken bei Diebstahl betrifft, so muss das gestohlene Gut einen gewissen Wert haben, um die Strafe zu vollziehen. Auch darf sich der Dieb nicht in einer Notsituation befinden, da sonst die Strafe ausgesetzt wird. Das hat auch der Kalif Umar gemacht, als eine Hungersnot herrschte. D.h. auch die sozialen Umstände müssen passen. Der geistige Zustand des Diebes ist auch zu Bedenken. Daher glaube ich nicht, dass pubertierenden Jugendlichen gleich die Hand abgehackt wird, wenn sie mal im Geschäft was mitgehen lassen. Den der Täter muss sich auch bewusst sein, welche Tat er begeht. Dies hat mit der Erziehung der Kinder zu tun. Denn wenn Kinder von Anfang an über das Übel des Diebstahl aufgeklärt werden, werden sie es später so Gott will nicht tun. Wenn Menschen trotz Wissens stehlen, ohne sich in einer Notsituation zu befinden, so zeigt dies Habgier und einen widerlichen Charakter.
Was die Vergewaltigungen betrifft, so halte ich die Todesstrafe für angemessen. Das liegt an der Abscheulichkeit der Tat ans sich. Jedes Opfer hat das Recht, dass der Täter dafür entspechend bestraft wird. Man erinnere sich nur an den Fall von vor ein paar Jahren, wo so ein Junge sexuell missbraucht und ermordet wurde und der Täter dann im Gefängnis Menschen und Justiz verspottet hat. Die Fälle der Kinderschänder in Frankreich und Belgien sind auch beispielhaft, dass die Strafen für die Mörder und Vergewaltiger in keiner Relation zum Leid der Opfer stehen. Solche Typen sind meist nicht therapierbar. Das wissen auch Ärzte und Psychologen, wie es andere Geschwister in ihren Beiträgen schon erwähnt haben. Selbst wenn diese Menschen heilbar wären, sollten sie die Strafe als Buße für ihre Tat hinnehmen, da die Rechte von anderen Mitmenschen erheblich verletzt wurden. Opferrechte gehen vor Täterrechten.
Was die Steinigung bei Ehebruch betrifft, so sind die Bedingungen dafür sehr streng. Es müssen mindestens vier Vertrauensleute die Tat gesehen haben (Zeugen sein) oder es kann auch ein Selbstgeständnis sein. Das kommt in der Realität sehr selten vor. Man könnte nun Vermutungen anstellen, warum Ehebruch so hart bestraft wird. Denn sicher ist eine Steinigung nichts schönes. Keinem der Sahaba haben Steinungen Spass gemacht. Auch der Prophet (Sallallahu Aleyhi Wa Salam) hätte einem Mann, der den Ehebruch als Selbstgeständnis zugeben hat, indirekt die Chance gegeben, mit dem Leben davon zu kommen. Erst als der Mann auf dem Geständnis beharrte und der Prophet überprüft hat, ob der Mann eventuell verrückt sei, wurde die Strafe vollzogen. Ehebruch ist kein harmloses Delikt, wie es in den europäischen Ländern oft dargestellt wird. Hier sind Seitensprünge schon fast alltäglich und teilweise sogar schon toleriert. Ehebruch und Unzucht können ganze Gesellschaften zerreißen. Zuerst zerbrechen die Familien. Und da gesunde Familien der Grundstein eines funktionierenden Staates sind, geht irgendwann auch der Staat runter, wenn sich familiäre und soziale Misstände immer mehr verbreiten.
Die Öffentlichkeit der begangenen Sünde ist auch wichtig. Zum Beispiel ist öffentliches Trinken von Alkohol schlimmer, als wenn es im privaten Raum passiert. In den privaten Raum darf im islamischem Staat nicht von Sittenwächtern, etc. eingedrungen werden, was gegen die Freiheitsrechte der Menschen verstoßen würde. Natürlich hat derjenige der privat Alkohol trinkt, bei Allah eine Sünde. Aber wenn er sie öffentlich begeht, ist dies ein gesellschaftliches Problem, da öffentliche Sünden weitere Sünden von anderen Menschen nachziehen. Irgendwann denken sich dann einige, dass es ja gar nicht so schlimm ist, wenn man sündigt und begehen auch diese Taten und die Gesellschaft geht den Bach runter.
Im Islam wird zuerst über den Glauben an Gott aufgeklärt. Dann wird über die Konsequenzen von bösen Taten aufgeklärt. Und falls die Grenzen der sozialen Ordnung überschritten werden, so sind die Hadd-Strafen das letze Mittel, damit sich Misstände nicht verbreiten können.
Wa Salam.