15-08-2008, 03:38 PM
Zitat:Denn unser geliebter Prophet (sws) hat vier Frauen geheiratet und alles was unser geliebter Prophet (sws) gemacht hat, ist für uns Sunnah.
Der Prophet sallallahu 'alaihi wa sallam hat mehr als vier Frauen geheiratet, aber dies war für ihn eine spezielle Regelung, so wie es auch für ihn Pflicht war, in der Nacht zu beten, was für uns jedoch keine Pflicht ist. Dem muslimischen Mann ist es erlaubt bis zu vier Frauen zu heiraten.
Wenn man es genau nimmt, so ist die allgemeine Regel auch, dass der Mann die Polygny praktiziert, denn in der Ayah heißt es zuerst, dass er bis zu vier Frauen heiraten soll. Jetzt kommt erst die Einschränkung. Wenn man jedoch die Furcht hat, nicht gerecht zu sein, dann erst soll man nur eine heiraten und nicht mehr.
Die Frage ist: Wer waren die gottesfürchtigsten Menschen? Die Sahaba radiyAllahu anhum. Haben die Sahaba die Polygny praktiziert? Ja, haben sie. Wo ist also dann das Problem?
Als Frau ist es vielleicht nicht einfach, diese Regelung zu lieben, aber man sollte inschaAllah niemals vergessen, wozu wir auf dieser Dunya sind und welches Ziel wir vor Augen haben. Deswegen sollte man auch nicht versuchen, sich irgendwelche Dinge so zu Recht zu biegen, dass sie einem passen oder gefallen und man sollte seinen Din von den Gelehrten nehmen, die den richtigen Manhaj haben.
Es ist für mich immer wieder ein Mysterium, wie bei dem Thema Polygny, sofort die Geschichte von 'Ali und Fatima radiyAllahu anhuma aufgegriffen wird. Man sollte, wenn man diese Geschichte erwähnt, auch den Hintergrund kennen und es im Gesamtkontext sehen.
Wenn wir die besten Generationen dieser Ummah betrachten und man die Großgelehrten sieht, dann wird man darauf stoßen, dass die meisten Polygny praktizierten. Und wenn jemand die größte Furcht gehabt hätte, ungerecht zu sein, wie ja in der Ayah erwähnt wird, dann sicherlich die Salaf As-Salih und die Gelehrten der Ahlus-Sunnah wa'l-Jama'ah.
Noch eine andere Bemerkung: Man sollte nicht irgendwelche Ayat und Ahadith posten und sie dann in einem Zusammenhang erwähnen, in den sie nicht gehören. Wir haben Mufassirin und Muhaddithin, die sich darin auskennen und wir sollten es ihnen überlassen, was damit genau gemeint ist.
Man muss zunächst einmal wissen, was mit Gerechtigkeit in der Polygyny gemeint ist. Wenn dies geklärt ist, dann werden die Ayat in ein ganz anderes Licht rücken.
In im Tafsir von Ibn Kathir steht zur Sura 4 Ayah 129 folgendes:
Und ihr könnt zwischen den Frauen keine Gerechtigkeit üben, so sehr ihr es auch wünschen möget, bedeutet, O ihr Menschen! Ihr werdet niemals in der Lage sein, eure Frauen in in jeder Hinsicht gerecht zu behandeln. Auch wenn jemand die Nächste gerecht zwischen seinen Frauen teilt, da werden immer noch unterschiedliche Ränge bezüglich Liebe, Verlangen und Intimitäten bestehen, wie Ibn 'Abbas, 'Ubayda As-Salmani, Mujahid, Al-Hasan Al-Basri und Ad-Dahhak bin Muzahim sagten. Imam Ahmad und die Sammler der Sunan berichteten, dass Aischa radiyAllahu anha überlieferte: "Der Gesandte Allahs behandelte seine Frauen gleich und sagte,
("Oh Allah" Dies ist meine Einteilung, in dem, was ich besitze, so tadle mich nicht für das, was Du besitzt und ich nicht besitze) womit er sein Herz meinte. Das war der Wortlaut, den Abu Dawud gesammelt hat und seine Überlieferungskette ist Sahih. Allahs Aussage,
(Aber neigt euch nicht gänzlich (einer) zu,) bedeutet, dass, wenn man eine von seinen Frauen mehr liebt als die anderen, man nicht darin übertreiben sollte, sie auch deswegen besser zu behandeln.
(so daß ihr die andere gleichsam in der Schwebe lasset.) womit die andere Frau gemeint ist. Ibn `Abbas, Mujahid, Sa`id bin Jubayr, Al-Hasan, Ad-Dahhak, Ar-Rabi` bin Anas, As-Suddi und Muqatil bin Hayyan sagten, dass mit Mu'allaqah (in der Schwebe lassen) bedeutet, dass sie weder geschieden noch verheiratet ist.
[...]
(Und wenn ihr es wiedergutmacht und gottesfürchtig seid, so ist Allah Allverzeihend, Barmherzig.) Die Ayah besagt: Wenn ihr gerecht sein und in den Dingen, über die ihr Macht habt, gleich einteilt, weil ihr Allah unter allen Bedingungen und in jedem Zustand fürchtet, dann wird Allah euch verzeihen, dass ihr einige eurer Frauen favorisiert habt.
Das bedeutet also, dass der Mann "nur" in den Dingen gerecht sein muss, die auch in seiner Macht liegen, wie das Finanzielle, die Zeit. Was jedoch die Liebe betrifft und alles, was mit dem Herzen zu tun hat, so kann NIEMAND darin gerecht sein, denn die Herzen liegen in den Händen Allahs und Allah ta'ala dreht und wendet die Herzen, wie Er will.
Das beste aller Geschöpfe, Muhammad sallallahu 'alaihi wa sallam, hat auch eine seiner Frauen mehr als alle anderen geliebt. Das hat er sogar in der Öffentlichkeit bezeugt, nämlich Aischa radiyAllahu anha. Trotzdem war er gerecht zu seinen Frauen und hat seine Zeit gleich eingeteilt, etc.
Ein Mann muss nicht in der Liebe, Zuneigung, etc. gerecht sein, denn das kann er gar nicht, aber er muss gerecht in den Dingen sein, über die er Macht hat. Wenn man diesen Aspekt, die Gerechtigkeit zwischen den Ehefrauen, verstanden hat, dann wird auch klar, was mit der Furcht vor Ungerechtigkeit gegenüber ihnen in der Ayah 3 in Sura An-Nisa gemeint ist. Nämlich die Ungerechtigkeit in der Zeiteinteilung, im Finanziellen, etc. Nicht jedoch die Furcht, die eine mehr als die andere zu lieben oder mehr Verlangen nach der einen als nach der anderen zu haben.
Wa Allahu a'lam.
Noch ein Rat an die Schwestern: Bitte, bitte, bitte, versucht die Polygyny aus einer anderen Perspektive zu sehen. Man denkt bei dem Thema immer daran, dass man den Ehemann teilen muss, man weniger Zeit mit ihm verbringt, er weniger Zeit für die Kinder hat und und und. Dann wütet die Eifersucht in einem. Versucht eure Emotionen mal bei Seite zu legen und die Vorteile bzw. die schönen Seiten einer solchen Ehe zu sehen, die gibt es nämlich auch alhamdulillah.
Ja, ich weiß, dass es Männer gibt, die dies ausnutzen und sich dabei die ihnen angenehmen Dinge im Islam herauspicken und die für sie unangenehmen Dinge weglassen. Das Verhalten dieser Männer sollte jedoch nicht dazu führen, dass wir Frauen etwas verabscheuen, was Allah ta'ala erlaubt und was der Gesandte Allahs sallallahu 'alaihi wa sallam und seine edlen Gefährten radiyAllahu anhum und deren Nachfolger praktiziert haben.
Wassalaamu 'alaikum wa rahmatullahi wa barakatuh
P.S: Ich sehe gerade, dass in den beiden Threads, auf die Bruder kazeem, barakAllahu fiik, hingewiesen hat, auf das Thema Gerechtigkeit eingegangen und was damit wirklich gemeint ist.