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Der Alltag einer Niqabi in Deutschland
#1
Wir haben Montag Morgen. Heute bin ich schon früh auf den Beinen, da ich einiges zu erledigen habe. Heute bin ich besonders gut gelaunt. Ich gehe aus der
Haustür, währendessen spreche ich noch Duaa und bitte Allah ta aala um Schutz. Ich sage: "Im Namen Allahs, ich vertraue Allah; es gibt keine Kraft noch
Macht außer bei Allah. Vor der Haustür begegne ich einigen Nachbarn. Manche sind heute sehr gut gelaunt und grüßen mich sehr freundlich. Doch nun fangen
die ersten Probleme an. Ein Passant fängt an mich anzupöbeln und fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Obwohl mein Mann dabei ist, scheint dieser
Mensch keinerlei Anstand zu besitzen und meint, dass wir krank sind. Wir bleiben aber ruhig und sagen nichts, da der Qur´an uns lehrt, dass wir einfach
vorbeigehen sollen, wenn leeres Gerede stattfindet.

Nun gut...
Wir müssen nun zur Bank um ein wenig Geld abzuholen. Na Klasse..der Automat ist defekt. Ich gehe also zum Schalter und sage ganz höflich, dass ich Geld
abholen möchte. Die Bankangestellte schaut mich entsetzt an und sagt: "Das ist aber schade, wenn man heutzutage seine Kunden nicht mehr sehen darf". Ich
erkläre ganz höflich warum ich diese Kleidung trage, doch bekomme als Antwort: "Naja wenn sie meinen". Trotz alledem habe ich mein Geld bekommen und das
ist die Hauptsache, Alhamdulillah.

Jetzt bin ich schon ziemlich lange draußen und das zu Fuß. Auto fahren kann ich leider nicht, weil man mit Niqab nicht Auto fahren darf, weil man angeblich
die Straße nicht sehen würde. Mein Mann hat auch kein Führerschein. Naja..wozu hat man denn zwei gesunde Beine?

Oh..mein Mann teilt mir gerade mit, dass das Gebet angefangen hat. Alhamdulillah ist zwei Straßen weiter eine Moschee, in der ich das Gebet verrichten
kann. Oft kommt es vor, dass keine Moschee vor Ort ist, da muss man natürlich improvisieren. Also habe ich für den Fall des Falles immer reinen Sand dabei
und meinen Reisegebetsteppich. Da muss ich mir einfach ein stilles Örtchen suchen, wo ich ungestört beten kann und wo mich keine fremden Männer begutachten
können. Heute war das zum Glück nicht der Fall.

Nach dem Gebet..
Jetzt müssen wir uns aber beeilen. Wir haben einen Termin beim Amt. Um zum Amt zu kommen, müssen wir mitten durch die Innenstadt. Das kann ja was werden.
Gleich am Anfang der Innenstadt ruft ein kleines Kind: "Die kann ja gar nichts sehen". Ich lächele in meinen Schleier hinein und denke mir: "Selbst wenn
ich nichts sehen könnte; für Allah ta aala würde ich alles tun, denn nur auf Allahs Weg ist man wirklich glücklich". Nun der nächste Spruch von Jugendlichen:
"Guck mal, die versteckt eine Bombe unter ihrer Tracht". Auch diesesmal lächele ich wieder und denke mir:"Alhamdulillah bin ich rechtgeleitet und weiß
,was die Wahrheit ist".

Dann kamen Sprüche, wie zB. Gespenst, Monster, Ninja usw.
Aber alles macht mir nichts aus, weil ich ohne diese Kleidung total unglücklich wäre. Ab und zu freue ich mich richtig, weil manche Menschen richtig nett
sein können. Ein älteres Ehepaar kam auf uns zu und sagte:"Mensch, dass ist ja richtig klasse, wie man sich so für eine Religion bemüht". Solche Sprüche
freuen mich immer richtig.

Ach..da ist ja schon das Amtsgebäude. Wir haben beim Arbeitsvermittler einen Termin. Jetzt warten wir 10 min. und werden auch schon reingelassen. Der Beamte
schaut sehr verwundert aus und redet ziemlich unfreundlich. Er spricht mich an und mein Mann erklärt ihm, dass seine Ehefrau nicht mit fremden Männern
reden möchte.

Der Termin ist jetzt fast zu Ende und der Beamte möchte noch unsere Ausweise sehen. Mein Mann gibt seinen Ausweis hin und erklärt, dass ich meinen Ausweis
nicht zeigen kann, da ich auf dem Ausweis Kopftuch trage. Mein Mann bittet den Beamten höflich eine Kollegin zu holen, damit sie meinen Ausweis anschaut.
Der Beamte hat damit kein Problem und es geht alles seinen Gang, Alhamdulillah.

Jetzt gehts zum Einkaufen.
In der Nähe unserer Wohnung ist ein Supermarkt, wo wir regelmäßig einkaufen. Wir beschließen diesesmal auch wieder dahin zu gehen. Vor dem Supermarkt starren
uns ein paar Leute an. Die Meisten beachten uns aber gar nicht; schließlich sind die ja auch zum einkaufen hier. Wir gehen mit dem Einkaufswagen ins Geschäft
und holen Brot. Ich sage zu meinen Mann:"Oh schau mal, das Schwarzbrot wurde 20ct. heruntergesetzt". Ein Ehepaar bleibt verwundert stehen und sagen leise
zu sich:" Wie kann die das denn sehen, wenn die ein Tuch vor den Augen hat?".
Ich finde es schön, dass ich auf dieser Weise den Menschen zeigen kann, dass ich durch meine Kleidung überhaupt nicht eingeschränkt bin.

Jetzt gehts schon zur Kasse und die freundliche Verkäuferin ist wieder da, die fast immer da ist. Sie lachte mich an und sagte:"Mensch ihr habt aber heute
viel eingekauft". Sie wünschte mir noch einen schönen Abend.

Jetzt sind wir samt Einkaufstaschen auf dem Heimweg. Das passt ja gut; das Gebet fängt gleich auch an.

An der Haustür hält ein kleines Kind noch die Tür für uns auf. Wir gehen in die Wohnung und bitten Allah ta aala um Segen, indem wir sagen:"Oh Allah ich
bitte dich um Segen beim Eintreten und beim Herausgehen; mit Allahs Namen treten wir ein und mit Allahs Namen gehen wir hinaus und auf Allah, unseren Herrn,
vertrauen wir.

Wir waschen uns zum Gebet und beten und freuen uns schon auf das Abendessen. Es war heute ein sehr schöner Tag; ich bin immer noch gut gelaunt, denn alles
hat mal wieder gut geklappt, weil wir auf Allah ta aala unseren Herrn vertraut haben. Natürlich kamen diverse Sprüche, aber viele Leute sind auch sehr
nett zu mir. Ich weiß, dass ich glücklich bin mit meiner Religion und das zeige ich den Menschen, auch wenn man mein Lächeln unter dem Schleier nicht sehen
kann....

(Quelle) - aus'nem internen Schwesternbereich eines anderen Forums Winke
Z
  


Nachrichten in diesem Thema
Der Alltag einer Niqabi in Deutschland - von Songül - 09-12-2011, 02:40 PM
RE: Der Alltag einer Niqabi in Deutschland - von UmmSumeya - 13-12-2011, 09:05 PM

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