17-05-2012, 11:10 AM
Tränen im Leben des Propheten - Teil 1
Weinen ist eine große Gnade, die Allâh Seinen Dienern erwies, indem Er, der Erhabene, sagt:"Und dass Er es ist, Der zum Lachen und Weinen bringt." (Sûra 53:43)
Durch das Weinen spricht man dem Betrübten Trost zu. Durch das Weinen fühlt sich der Verletzte erleichtert und von den Sorgen des Lebens sowie von seinen Erschwernissen befreit. Das Weinen stellt einen Aspekt der Menschlichkeit des Propheten dar. Auch er erlebte unterschiedliche Situationen, durch die die Gefühle geweckt und Tränen vergossen wurden. Nicht nur aus Trauer und Schmerz flossen die Tränen des Propheten , es gab weitere Motive, wie Barmherzigkeit, Mitleid mit den Anderen, Sehnsucht, Liebe, und vor allem die Ehrfurcht vor Allâh, dem Erhabenen. Immer wenn der Prophet aus Ehrerbietung und Ehrfurcht vor Allâh, seinem Herrn, flehend und ihn anrufend stand, liefen ihm die Tränen über die Wangen. Dieses Bild wurde einmal von einem Gefährten des Propheten beschrieben, der sagte: "Ich sah den Propheten , wie seine Brust vor Weinen ein summendes Geräusch von sich gab, wie das Summen eines Teekessels." (An-Nasâ`î)
Ein ähnliches Bild beschrieb Â`ischa , die Mutter der Gläubigen, als sie sagte: "Eines Nachts stand der Prophet auf und sagte: «O Â`ischa! Lass mich meinem Herrn dienen.» Er wusch sich zum Gebet und begann zu beten, er hörte nicht eher auf zu weinen, bis sein Schoß durchnässt war. Alsdann weinte er und hörte nicht auf, bis sein Bart durchnässt war. Dann weinte er, und hörte nicht auf, bis der Boden nass wurde. Alsdann kam Bilâl , um zum Gebet aufzurufen. Als er ihn weinen sah, sagte er verwundert: «O Gesandter Allâhs! Du weinst, obwohl dir Allâh all deine vergangenen und zukünftigen Sünden vergab?» Der Prophet erwiderte: «Soll ich denn kein dankbarer Diener sein?»"Überliefertvon Ibn Hibbân.
Auch traten ihm die Tränen in die Augen, wenn er den Qurân hörte. Dies wurde uns durch Ibn Mas'ûd überliefert, der sagte: "Der Prophet sagte mir: «Lies mir vor!» Ich fragte ihn verwundert: «O Gesandter Allâhs, soll ich dir vortragen, wo er doch dir offenbart wurde?» Da sagte der Prophet : «Ja.» So trug ich ihm die Sûra An-Nisâ vor, und als ich den Vers: "Und wie, wenn Wir aus jedem Volk einen Zeugen herbeibringen und dich als Zeugen gegen diese herbeibringen?" (Sûra 4:41), erreichte, sagte er mir: «Dies genügt dir.» Ich wandte mich zu ihm um und sah wie seine Augen tränten." (Al-Buchârî)
Der Prophet weinte, weil er aus dem Schicksal des Menschen nach deren Tod Lehren zog. Von Al-Barâ ibn Âzib wurde überliefert, dass er sagte: "Wir waren einmal mit dem Propheten auf einer Beerdigung. Er setzte sich auf die Kante des Grabes und weinte, bis der Boden nass wurde. Als dann sagte er uns: «O meine Brüder! Für (genau) dieses sollt ihr euch vorbereiten.»" (Ibn Mâdscha)
Sein Weinen war so gefühlvoll, da er die Schrecken des Grabes kannte. In einer ähnlichen Situation sagte er deshalb: "Wenn ihr wüsstet, was ich weiß, dann würdet ihr wenig lachen und viel weinen." (Buchârî und Muslim)