03-06-2012, 11:42 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-06-2012, 11:45 PM von Muslima90.)
Wenn jemand zu einer Frau bzw. zum Vater (Familie) kommt mit gutem Glauben und Charakter und der Vater (Wali) lehnt die Heirat aus inakzeptablen Gründen ab, dann sollte man zuerst versuchen den Vater (Wali) mit schöner Ermahung zu überzeugen und ihn aufmerksam machen, dass dies nicht von der Scharia ist. Es könnte natürlich auch sein, dass der Vater etwas sieht, dass der Tochter nicht bewusst ist und er nur seine Tochter schützen will. Man kann auch andere aus der Verwandtschaft/Freundeskreis hinzuziehen.
Das Richtige ist auf jeden Fall immer, dass man einen Gelehrten/Shaikh aufsucht, um seinen speziellen Fall zu schildern und sich eine Fatwa geben zu lassen. Denn ansonsten können wir die hier nur allgemeine Fatawa posten. Jedoch braucht man für so einen Fall immer eine situationsbezogen Fatwa, damit die Angelegenheit klar und deutlich ist, denn die Frau kann sich auch nicht einfach einen Wali suchen...
Das Urteil über einen Vater, der seine Tochter daran hindert, den Mann zu heiraten, den sie möchte
Frage:
Einige Väter hindern ihre Töchter daran, denjenigen zu heiraten, der zu ihnen passt. Wie lautet das Urteil diesbezüglich? Wie ist die Stellung der Tochter?
Antwort:
Alles Lob gebührt Allah.
Diese Frage wurde an Shaikh Muhammad Ibn Uthaimin (möge Allah barmherzig mit ihm sein) weitergeleitet, der folgendermaßen antwortete:
Dies ist ein sehr ernstes Problem und eines der Hauptprobleme. Einige Männer – wir suchen Zuflucht bei Allah – verraten Allah und verraten das ihr Anvertraute und bereiten ihren Töchtern Probleme. Der Vormund ist dazu verpflichtet, das zu tun, was Allah und Seinem Gesandten (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) gefällt. Allah sagt (ungefähre Bedeutung): „Und verheiratet die noch ledigen unter euch (d.h. einen Mann, der noch keine Frau hat und eine Frau, die noch keinen Mann hat)“ – d.h. verheiratet eure Töchter – „…und (verheiratet ebenso) die Salihun (Rechtschaffene, Gesunde und Fähige) von euren Sklaven und euren Sklavinnen.“ [An-Nur 24:32]
Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Wenn jemand zu euch kommt (der um die Hand eurer Tochter anhält), dessen religiöse Praktizierung und Charakter zufriedenstellend sind, dann verheiratet (eure weiblichen Angehörigen unter eurer Vormundschaft) mit ihm, denn wenn ihr es nicht tut, dann wird Fitna und großes Verderben auf der Erde entstehen.“
Einige Menschen – wir suchen Zuflucht bei Allah – behandeln ihre Töchter wie Ware, die sie an jeden verkaufen können, den sie wollen, und sie halten sie davon ab, denjenigen zu heiraten, den sie selbst (d.h. die Väter bzw. Vormünder) nicht wollen. Und so verheiraten sie ihre Tochter mit einem Mann, dessen Charakter und religiöse Praktizierung nicht zufriedenstellend sind, weil sie nach ihren eigenen Launen gehen und sie davon abhalten, denjenigen zu heiraten, dessen Charakter und religiöse Praktizierung zufriedenstellend sind, weil es ihnen einfach nicht passt.
Wenn wir nur das Niveau erreichen könnten, dass eine Frau, deren Vater sie davon abhält, jemanden zu heiraten, dessen Charakter und religiöse Praktizierung zufriedenstellend sind, zum Qadi (Richter) ginge, damit er zu ihrem Vater spricht: „Verheirate sie mit ihm, oder ich oder ein anderer Vormund als du wird es tun.“, da ein Mädchen dieses Recht hat, wenn ihr Vater sie davon abhält, jemanden zu heiraten (und sie sich beim Qadi darüber beschwert). Dies ist ein fest in der Sharia verankertes Recht. Könnten wir nur dieses Niveau erreichen, aber die meisten Mädchen hindert ihre Schüchternheit daran, dies zu tun.
Unser eindringlicher Rat an den Vater ist, Allah zu fürchten und sie nicht von der Heirat abzuhalten, weil sie dies dazu veranlassen könnte, etwas Falsches zu tun, was zu Unheil führen könnte. Er soll sich einmal selber fragen, was geschehen wäre, wenn man ihn daran gehindert hätte, zu heiraten?
Seine Tochter, die er von der Heirat abhielt, wird am Tag der Wiederauferstehung seine Gegnerin werden:
„Am Tag, da der Mensch flieht vor seinem Bruder,
und seiner Mutter und seinem Vater
und seiner Gefährtin und seinen Söhnen –
jedermann von ihnen wird an jenem Tag eine Angelegenheit haben, die ihn beschäftigt.“ [Abasa 80:34-37 – ungefähre Bedeutung]
Die Vormünder – Väter und Brüder eingeschlossen – müssen Allah fürchten und dürfen den Frauen nicht ihr Recht versagen, denjenigen zu heiraten, dessen religiöse Praktizierung und Charakter zufriedenstellend sind.
Ja, wenn eine Frau jemanden auserwählt, dessen religiöse Praktizierung und Charakter nicht zufriedenstellend sind, dann kann er (der Vater oder Vormund) sie daran hindern, ihn zu heiraten. Aber wenn sie einen rechtschaffenen Mann wählt, dessen religiöse Praktizierung und Charakter zufriedenstellend sind, und er hält sie dann aufgrund seiner eigenen Launen und Wünsche davon ab, ihn zu heiraten, dies ist haram – bei Allah – und es ist eine Sünde und ein Verrat. Wenn irgendein Unheil daraus resultiert, so wird die Sünde auf ihm (dem Vater) lasten.
Al-Liqa ash-Shahri von Shaikh Muhammad Ibn Salih al-Uthaimin
Quelle: Islam-QA.com (Frage Nr. 10196)