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Warum Muslime aus katholischer Sicht nicht in die Hölle kommen
#14
Huch, was ist denn hier auf einmal los, aber hallo erstmal zusammen.

ist etwas viel um auf alle Einzeln einzugehen.

Philokalos hat ja nun schon die entsprechende Stellungnahme des Vatikans gepostet.

Recht gut zusammen gefasst ist es auch in dem Artikel "Lumen Gentium"- ein Meilenstein auch für die Zukunft der Kirche aus dem Band "Zweites Vatikanisches Konzil- Ende oder Anfang?" von Alfred E. Hierald. Bezieht sich vorallem in Kürze auf den Gesamtkontext.

"Das Konzil von Florenz, das im Zeichen der Bedrängnis durch die Türken eine Union mit den von Rom getrennten orientalischen Kirchen zu römischen Bedingungen zu realisieren versuchte, hatte 1442 erklärt, alle ungetauft sterbenden Kinder, alle Juden, Muslime und alle vom römischen Papst getrennten Christen würden, wenn sie sich nicht noch vor ihrem Tod bekehrten, nach dem Tod sofort in das ewige Feuer der Hölle gelangen. Gut 500Jahre danach sieht das II Vaticanum in den Artikeln 14-16 alle von R<om getrennten Christen, alle Juden und Muslime umfasst vom wirksamen Heilswillen Gottes und auf je verschiedene Weise auf das Gottesvolk hingeordnet. Das Konzil greift hier wiederum gegenüber einer neueren Tradition auf eine uralte Tradition zurück, auf jene Kirchenvätertheologie, die im Unterschied zu dem dominierenden Augustinus aufmerksam war für Gottes Bund mit allen Völker trotz der "Sünde Adams", den Noah-Bund, die unbefangen von einer Kirche Gottes seit dem gerechten Abel sprechen konnte, die eine Heilung der Menschheit durch die Inkarnation des ewigen Wortes Gottes annahm.
Sogar den Atheisten, die ohne Erkenntnis und ohne ausdrückliche Anerkennung Gottes ihrem Gewissen gehorchen und sich mit Hilfe der von ihnen ja nicht erkannten Gnade Gottes um ein "rechtes" Leben mühen, spricht das Konzil des ewigen Heils zu, denn, "was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen befindet, wird von der Kirche als Vorbereitung für die Frohbotschaft ("praeparatio evangelica") und als dessen Gabe geschätzt, der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16)."

Auch hinzuzufügen wäre es, dass das Extra ecclesiam nulla salus nie unumstritten war und auch nie in das Lehramt der kath. Kirche aufgenommen wurde.


was übrigens ungetaufte Kinder betrifft, hier auch noch mal die Aussage des Vatikans

Das Prinzip, wonach Gott das Heil aller Menschen ersehnt, gibt Anlass zur Hoffnung, dass es einen Heilsweg für ungetauft sterbende Kinder gibt (vgl. KKK 1261), und folglich auch zu dem theologischen Bestreben, eine kohärente und logische Verbindung zwischen den verschiedenen Aussagen des katholischen Glaubens zu finden: der universale Heilswille Gottes; die Einzigkeit der Mittlerschaft Christi; die Notwendigkeit der Taufe für das Heil; das universale Wirken der Gnade in Bezug zu den Sakramenten; die Verknüpfung zwischen der Ursünde und dem Verlust der glückseligen Gottesschau; die Erschaffung des Menschen „in Christus“.

Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es theologische und liturgische Gründe zur Hoffnung gibt, dass ungetauft sterbende Kinder gerettet und zur ewigen Seligkeit geführt werden können, auch wenn sich zu dieser Frage keine ausdrückliche Lehre in der Offenbarung findet. Keine der vorgetragenen Überlegungen, mit denen der Text einen neuen Zugang zu der Frage anregen will, darf jedoch dazu verwendet werden, die Notwendigkeit der Taufe zu negieren oder die Spendung des Sakraments aufzuschieben. Eher gibt es Gründe zu hoffen, dass Gott diese Kinder genau deshalb retten wird, weil es nicht möglich war, für sie zu tun, was höchst wünschenswert gewesen wäre: sie im Glauben der Kirche zu taufen und sichtbar in den Leib Christi einzugliedern.

http://www.vatican.va/roman_curia/congre...ts_ge.html


Über das Verhältnis von Christen und Muslimen wird übrigens geschrieben (Stichwort Nostra Aetate):

"Die muslimische Religion

3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen."

Universale Brüderlichkeit

5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Das Verhalten des Menschen zu Gott dem Vater und sein Verhalten zu den Menschenbrüdern stehen in so engem Zusammenhang, daß die Schrift sagt: "Wer nicht liebt, kennt Gott nicht" (1 Joh 4,8).

So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fließenden Rechte einen Unterschied macht.

Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, daß sie "einen guten Wandel unter den Völkern führen" (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten (14), so daß sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist (15)

http://www.vatican.va/archive/hist_counc...te_ge.html

ich denke, diese Stellen machen recht klar, dass es absolut wünschenswert ist, aus katholischer Sicht, "Katholisch zu glauben", und dass man damit den sichersten Weg ins Paradies wählt. Aber es gibt die Hoffnung für alle "guten" Menschen, dass auch sie ins Paradies aufgenommen werden.

Ich denke, damit dürfte der Großteil der Fragen beantwortet sein.

Grüße, Winke
  


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RE: Warum Muslime aus katholischer Sicht nicht in die Hölle kommen - von SarahR - 24-08-2014, 09:43 PM

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