[adamssohn]

Wenn wir die Position des Islam betrachten wollen, dürfen wir auf keinen Fall außer Acht lassen, dass der Islam die „natürliche“ Religion ist, d.h. eine Religion die der Natur des Menschen vollkommen entspricht. Der Islam leugnet weder die Bedürfnisse des Menschen, noch lässt er ihn orientierungslos.

Es ist eine Tatsache, dass der Mensch auch das Bedürfnis nach sexueller Befriedigung hat. Der Mensch soll aber seine Bedürfnisse in richtiger Weise, d.h. wie es Allah befohlen hat, befriedigen. Allah ist unser Schöpfer, Er weiß sicherlich besser für uns gut ist. Kurz und gut: Der Mensch kann seine Bedürfnisse befriedigen, aber er darf nicht zügellos werden. Der Islam will besonders verhindern, dass der Mensch Sklave seiner Triebe wird. Der Mensch soll ein Diener Gottes werden und somit frei und unabhängig von allem anderen. Wir sehen in der heutigen Zeit, dass viele Menschen im Kerker einer Sucht ihr Leben verbringen; Alkoholismus, Rauchsucht, Drogensucht usw.
Was die Sexualität betrifft: Der Islam enthält Regeln, Gebote und Grenzen um ein glückliches, anständiges und natürliches Sexualleben zu führen. Er schützt den Menschen Sklave seiner sexuellen Triebe zu sein und die Gesellschaft wird davor bewahrt eine „Pornogesellschaft“ zu werden. Leider ist heutzutage jede Art des Missbrauchs zu sehen: Kinderpornographie, Pornographie, Homosexualität, Sexismus und Sexualverbrechen.

Nun zum Thema: Unter Selbstbefriedigung (auch Onanie, Ipsation, Masturbation) versteht man (meistens) die manuelle Stimulation der eigenen Geschlechtsorgane zur Herbeiführung eines Orgasmus.

Bei diesem Thema gibt es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Quran und seine Auslegung

Die meisten Gelehrten sind der Ansicht, dass Selbstbefriedigung haram ist.

Als Beweis führen sie diese Verse an: Und ihre Scham bewahren, außer gegenüber ihren Gattinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen; denn dann sind sie ja nicht zu tadeln. Wer aber etwas darüber hinaus begehrt: das sind die Übertreter. (23:5-7) und die Verse 70:29-31 mit ähnlicher Bedeutung.

Die Schafii-Schule nimmt diesen Vers als Beweis dafür, dass Selbstbefriedigung verboten ist. Die Maliki-Schule fügt noch hinzu: Der Prophet empfiehlt jungen Leuten zu fasten, wenn sie nicht heiraten können.
Die meisten Islamgelehrte haben unter „etwas darüber hinaus begehren“ in erster Linie den außerehelichen Geschlechtsverkehr verstanden. Aber wie der Gelehrte Alusi berichtet, zählt die Mehrheit der Gelehrten die Selbstbefriedigung zu dieser Kategorie, wenn sie zu einer Gewohnheit geworden ist.

Was sagen die Ahadith und die Schulen?

Es gibt zwar einige Ahadith die Selbstbefriedigung eindeutig verbieten würden, aber sie dürfen nicht als Beweis für einen Verbot genommen werden, weil sie „schwach“ sind. Das ist die Ansicht einiger Gelehrter. Sie begründen dies damit, weil die Überlieferung dieser Ahadith nicht ausreichend belegt war. Deswegen wurden sie nicht in die sahih (authentischen) Hadithbücher aufgenommen.

Einige Gelehrte der Hanefitischen und Hanbalitischen Schule sind der Ansicht, dass nicht verheiratete - ohne es zu einer Gewohnheit zu machen – sich dieser Methode bedienen können. Das ist aber nur ein „Erlaubnis um sich vor der Gefahr der Unzucht (zina) zu beschützen und vom ständigem Denken (Druck) zu befreien. Das resultiert nur aus einer Fiqhregel, nach der man von zwei schlechten Dingen, das weniger schlechte tun kann, wenn man keine andere Wahl hat.

Der große Gelehrte der Hanefitischen Schule Ibn-i Abidin: „Wessen Trieb jemanden übertrifft und er hat keine Frau […], ist zu hoffen, dass er nicht sündigt, wenn er seinen Trieb befriedigt.“

Aber er sagt aber unmissverständlich: „Aus Spaß sich (mit der Hand) zu befriedigen ist haram.“

Nach der alten Ansicht von Ahmed b.Hanbel und Schafii gab es hier (Selbstbefriedigung) ein „Erlaubnis“. Aber nach ihrer neuen Position ist es haram.“ (Mi'racu'd Diraye)

Nach den Rechtsschulen Hanefi, Schafii ve Maliki ist Selbstbefriedigung haram. Nach der Hanbalitischen Schule ist es erlaubt, wenn Gefahr zu Ehebruch besteht oder wenn man nicht in der Lage ist zu heiraten. Ansonsten auch haram.

Heute
Heute haben sich die Umstände im Vergleich zu Vergangenheit unbeschreiblich verändert. Heute ist jeder Mensch tagtäglich sexuellen Verführungen ausgesetzt.

Deswegen macht Jusuf al-Qaradawi eine Ausnahme für bestimmte Umstände:

„Der starke Drang, sich von sexueller Spannung zu befreien, kann einen jungen Mann zur Selbstbefriedigung führen. Die Mehrheit der Gelehrten betrachtet sie als haram. Imam Malik stützt sein Urteil darüber auf den Koranvers:

Andererseits wird berichtet, dass Imam Ahmad ibn Hanbal die Samenflüssigkeit als eine Körperausscheidung wie andere auch ansah und es erlaubte, sie auszustoßen, wie auch der Aderlass erlaubt ist. Ibn Hazm vertritt ebenfalls diese Ansicht. Die hanbalitischen Rechtsgelehrten erlauben die Selbstbefriedigung aber nur unter zwei Voraussetzungen:
1. bei Furcht davor, Ehebruch zu begehen und
2. nicht in der Lage zum Heiraten zu sein.
Wir neigen dazu, die Ansicht von Imam Ahmad in einer Lage anzunehmen, in der sexuelle Erregung und die Gefahr besteht, etwas Verbotenes zu begehen. Beispielsweise mag ein junger Mann ins Ausland gegangen sein, um zu studieren oder zu arbeiten ist dort vielen Versuchungen ausgesetzt, denen er fürchtet, nicht widerstehen zu können. Dann darf er sich dieser Art der Befreiung von sexueller Spannung bedienen, wenn er es nicht übermäßig oder gewohnheitsmäßig tut. "Erlaubtes und Verbotenes im Islam" von Jusuf al-Qaradawi