Der Ruf Ibrahims

Der Ruf Ibrahims

 

Nachdem Ibrahim (Segen und Frieden auf ihm), den Bau der Kaaba vollendet hatte, befahl Allah ihm, die Leute zur Hadsch zu  rufen. Ibrahim (Segen und Frieden auf ihm), sprach, "O Allah! Wie soll meine Stimme alle Leute erreichen?" Allah sagte ihm, dass seine Aufgabe nur jene war, den Aufruf zu machen, und es oblag Allah, ihn die Menschen erreichen zu lassen.

 

Ibrahim (Segen und Frieden auf ihm), bestieg dann den Berg Arafat und rief mit seiner lautesten Stimme, "O Leute! Wahrlich, Allah hat euch die Hadsch vorgeschrieben, so führt die Hadsch durch."

 

Allah offenbarte im Quran:

 

„Und rufe die Menschen zur Wallfahrt auf, so werden zu Fuß und auf jedem mageren Kamel aus allen fernen Gegenden zu dir kommen.“ (22:27)

 

Bis zum heutigen Tag folgen Abermillionen von Muslimen dem Aufruf des Propheten Ibrahim (Segen und Frieden auf ihm). Vielleicht bist du in diesem Jahr unter denjenigen, die dem Aufruf folgen.

 

'Amr ibn Al 'Aas erzählt, "Als der Islam in mein Herz eindrang, ging ich zum Gesandten Allahs (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) und sagte, 'Gib mir deine Hand, so dass ich dir meine Treue versprechen kann. 'Der Prophet (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) reichte mir seine Hand, aber ich zog meine zurück. Er (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) fragte 'Was ist los 'Amr?' Ich sagte, 'ich möchte eine Bedingung stellen.' 'Und was ist es?'fragte er (sallahAllahu ´alaihi wa sallam). Ich sagte, 'Dass Allah mir verzeihen wird.' Und der Gesandte Allahs (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) sagte: "Wusstet du nicht, dass der Islam tilgt, was vorher war, dass die Hidschrah tilgt, was vorher war und dass die Hadsch tilgt, was vorher war?"
(Sahih Muslim)

 

Hadsch ist die fünfte Säule des Islams. Allah machte es zur Pflicht für jeden Muslim, der dazu in der Lage ist, ob Mann oder Frau, sie mindestens einmal im Leben durchzuführen. Allah offenbarte:

 

Und der  Menschen Pflicht gegenüber Allah ist die Pilgerfahrt zum Hause, wer immer dazu in der Lage ist. (3:97)

 

Wer die Hadsch durchführt, wäscht sich rein von all seinen Sünden.
Abu Hurayrah überlieferte: Ich hörte den Propheten sagen, "“Wer die Hadsch vollzieht, ohne dabei zu freveln oder zu sündigen, kehrt zurück wie seine Mutter ihn geboren hat(ohne Sünden).”  (Sahih Al-Buchari)

 

Hadsch ist eine der besten Taten, die man in seiner Lebenszeit vollbringen kann.
Abu Hurairah erzählt: Der Prophet wurde gefragt, "Welche Tat ist die Beste?" Er sagte, "Glaube an Allah und an Seinen Gesandten." "Welche dann?" "Anstrengung auf dem Wege Allahs." "Welche dann?" "Eine angenommene Pilgerfahrt."

 

 

Abu Sha'tha' sagte, "Ich dachte über die guten Taten nach, die eine Person tut. Ich fand, dass das Gebet sowie das Fasten ein „Dschihad“ des Körpers sind. Und das Sadaqah (Spenden) ein „Dschihad“ des Reichtum eines jeden ist. Jedoch ist die Pilgerfahrt ein „Dschihad“ des Körpers wie auch des Reichtums."

 

Hadsch ist der größte „Dschihad“.

Aischa fragte den Propheten (sallahAllahu ´alaihi wa sallam)  "Wir finden, dass der Dschihad die beste Tat ist, sollten wir Frauen nicht auch in den Dschihad ziehen?" Der Prophet (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) antwortete, "Eigentlich ist der beste Dschihad, eine angenommene Pilgerfahrt!" Später sagte Aischa, "Ich werde nie aufhören, die Pilgerfahrt durchzuführen, nachdem ich das vom Propheten Allahs (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) hörte." (Buchari und Muslim)

 

Das Bittgebet vom Pilgerer wird angenommen.

Der Prophet (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) sagte, "Der Soldat auf dem Wege Allahs und derjenige, der die Pilgerfahrt vollzieht und derjenige, der die 'Umrah durchführt, alle sind die Delegation von Allah! Er rief sie, und sie antworteten. Und sie fragten Ihn, und Er wird ihnen gewähren (worum sie bitten)!" (Authentisch, erzählt von Ibn Madschah und Ibn Hibban)

 

In den Islamischen Geschichtsbüchern wurde erzählt, dass am Tag von Arafat ein Mann aus Turkmenistan beim Berge Arafat stand während der Pilgerfahrt. Alles, was er zu seiner Linken sehen konnte, waren Muslime, die weinen und zu Allah beteten. Alles was er zu seiner Rechten sehen konnte, waren Muslime, die weinten und zu Allah beteten. Aufgrund seiner Muttersprache konnte er die langen Gebete von den anderen nicht nachsprechen. Als er dies erkannte, brach für ihn eine Welt zusammen. Sein Gesicht wurde rot, seine Augen vergossen Tränen. So erhob er seine Hände, "O Allah! Gewähre mir all das, worum sie bitten!" Und Allah akzeptierte sein Bittgebet.

 

Es gibt keinen einzigen Tag an dem die Sonne aufgeht, den  Allah mehr liebt, als an den Tag von Arafat.
Der Prophet (sallahAllahu ´alaihi wa sallam) sagte, "Es gibt keinen Tag, an dem Allah so viele von seinen Dienern vom Feuer befreit, als an dem Tag von Arafat, wahrlich, er  nähert sich ihnen und rühmt sie vor den Engeln, sagend: 'Wonach verlangen sie?'". (Sahih Muslim)
Und in einem anderen Hadith: "Wahrlich Allah rühmt die Leute von Arafat vor den Bewohnern des Himmels (Engel), und sagt: 'Achtet auf meine Diener, die zu Mir zerzaust und staubig gekommen sind.'"

 

Abdullah ibn Al Mubarak erzählt: Ich ging zu Sufyan ibn al-Uyaynah, als der Tag von Arafat festgelegt wurde. Er kniete, seine Hände zum Himmel erhoben und Tränen benetzten seine Wangen und seinen Bart. Er drehte sich um und sah mich an, so fragte ich ihn, "Wer unter den Leuten die sich hier für die Hadsch versammelt haben, befindet sich in der schlimmsten Lage?" Sufyan ibn al-Uyaynah sagte, "Der, der denkt, dass Allah ihm nicht verzeihen wird."

 

Aischa sah den Propheten (sallahAllahu ´alaihi wa salllam) so lange nachts im Gebet stehen, dass seine Füße schon anschwollen. Sie fragte ihn, "Warum tust du das, Allah hat dir doch alle deine Sünden verziehen?" Und er  (sallahAllahu ´alaihi wa salllam) antwortete, "Sollte ich kein dankbarer Diener sein?"

 

Wie sollte unsere Einstellung sein mit diesem Beispiel des Propheten (sallahAllahu ´alaihi wa salllam), wenn wir vom Paradies und der Vergebung der Sünde für diejenigen hören, die die Hadsch durchführen? Bedeutet es, dass wir nach der Pilgerfahrt in unsere vorherigen Sünden zurückfallen sollen, mit denen wir zur Pilgerfahrt gingen? Bedeutet es, dass uns das Paradies versprochen wird, egal welche Sünde wir nach der Pilgerfahrt begehen? Viele Menschen glauben, dass dies der Fall sei, doch dies ist eine sehr gefährliche Annahme.

 

Man findet in zahlreichen die Vorzüge der Hadsch und den Begriff „Hadsch Mabrur“.
Wisst ihr, was „mabrur“ bedeutet? Es bedeutet eine angenommene Hadsch (in diesem Zusammenhang). Eine angenommene Hadsch ist diejenige, während der man Allah nicht missachtet und auch danach nicht. Andere haben gesagt, dass ein angenommene Hadsch diejenige ist, die akzeptiert wird, und das Zeichen ihrer Annahme besteht darin, dass diese Person in einer besseren Verfassung zurückkehren wird, als jene, mit der er kam, und dass er die Sünden unterlassen wird, die zwischen ihm und Allah waren.

 

Einst sah ich eine Gruppe von Pilgerern mit ihrem ganzen Zubehör. Ihre T-Shirts und ihre Hüte waren versehen mit 'Hadsch Mabrur 1997!'. Da erinnerte ich mich, als Ibn Umar auf seinem Sterbebett lag und sein Sohn ihn an alle seine guten Taten erinnerte, die er mit dem Propheten (sallahAllahu ´alaihi wa salllam) und seinen Gefährten vollbracht hatte. Er sagte zu ihm, "Ruhe! Weißt du denn nicht, von wem Allah akzeptiert? Wahrlich, Allah akzeptiert nur von den Gottesfürchtigen (Al-Muttaqun)."

 

Als Ali ibn Al Husain seine Ihram-Kleidung trug und aufrecht auf seinem Kamel saß, beschäftigt mit der Vorbereitung der Reise nach Mekka, änderte sich die Farbe seines Gesichtes, seine Haut zitterte und er weinte, unfähig die Talbiyah, Labbayk Allahumma Labbayk zu sagen. Jemand fragte ihn, "Was ist los?" Und er antwortete, "Ich habe Angst, dass, wenn ich es sage, dies geantwortet wird, 'La Labbayka wa La Sa'dayk' (Wärest du bloß nicht gekommen und mögest du kein Glück haben)."

 

Lasst uns in diesem Geiste weiter gehen, auf der Suche nach der Gnade von Allah und Seiner Vergebung, zum ersten Haus von Allah auf Erden, zur Pilgerfahrt.

 

Während der Hadsch  von 1996 habt ihr wahrscheinlich von dem Jamarat-Massenansturm gehört, bei dem 600 Menschen starben. Es war Dhuhr Zeit als es geschah und ich saß dort seit dem frühen Morgen , wartend auf den Mittag , um meine Kieselsteine zu werfen. Ungefähr 30 Minuten vor Dhuhr fiel eine Welle von Menschen, wie Dominos, über uns. Früher hatte ich mir selbst gesagt gehabt, dass wenn ich jemals in eine Notsituation kommen sollte, ich auf einen Bus oder irgendetwas Hohes aufspringen würde, um der Menge zu entkommen. Jetzt sah ich Leute, die genau das taten, und ich wusste, dass das die Situation war, die ich gefürchtet hatte. Mein Freund, sagte "Was sollen wir tun?" Mit einem flüchtigen Blick über die Masse der Menschen wusste ich, dass es unmöglich war, entgegengesetzt der Menge durchzukommen und so antwortete ich, "Gehen und unseren Jamarat  werfen."

 

Menschen starben an diesem Tag. Krankenwagen-Sirenen schmetterten, und Hubschrauber donnerten oben. Vor Erschöpfung und im Schmerz, meinen Freund verloren zu haben, saß ich angelehnt an den Rücken einer Schwester und sie lehnte ihren Rücken an meinen. Wir realisierten nicht was wir taten. Ich verstand nun, was der Prophet(sallahAllahu ´alaihi wa salllam)  meinte, als er sagte, dass am Tag des Jüngsten Gerichts die Menschen nackt sein würden und Aischa ihn fragte, "Werden der Mann und  die Frau nicht aufeinander blicken?" Und er antwortete, "Aischa, der Ausgang ist ernster als das."

 

Ich sah, dass 3 Männer besorgt  nach ihrem Freund suchten, ich setzte mich aufrecht hin und beobachtete sie. Mit einemmal erstrahlten ihre Gesichter vor Glück, "Ahmad! Ahmad!" riefen  sie, einer von ihnen konnte sein Glück nicht glauben, und er weinte und weinte.

 

Humpelnd zur Kaaba zurück gehend, fand ich einen Platz mit schattigen Bäumen und einer Terrasse, die zu einer Villa führte. Der Eigentümer, ein älterer Mann, stand beobachtend da, als die  Leute vorbei gingen. Und ich saß dort und beobachtete ihn.

 

Leute kamen zu ihm und flehten um ein Glas Wasser. Er sprang auf, um ihnen das kälteste Wasser zu bringen, das er hatte. Sie beteten aus tiefsten Herzen für ihn. Ich wusste welche Du'a, dies war, weil ich denselben Durst verspürte, den sie alle fühlten. Wann auch immer er jemanden schwach sah, lief er zur Straße und lud ihn ein, gab ihnen ein Bett und Essen damit sie entspannten.

 

Zuerst war ich schüchtern, aber der Durst überkam mich, und ich bat ihn um Wasser. Ich war auf dieser Terrasse schon eine längere Zeit, und als ich ihn dann fragte, begriff er, dass er mir nichts angeboten hatte. Er lief nach innen, und zusätzlich zum Wasser brachte er mir Fruchtsaftpakete. Über diesen Mann dachte ich den ganzen Weg zurück zur Kaaba nach. Wenn ein Mensch den Leuten gegenüber, die zur Hadsch gekommen waren, so barmherzig war, zu diesen Menschen, die aus keinem anderen Grund gekommen waren, als 'La ilaha illa Allah' zu sagen, wie barmherzig mag Allah gegenüber diesen Pilgerern sein?

 

 

Gewiss, der Prophet sagte, "Und es gibt keine Belohnung für eine angenommene Hadsch, außer das Paradies!"

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