Fehlinterpretation des Koran - Teil 1

Fehlinterpretation des Koran

Einleitung

In der heutigen Zeit müssen wir feststellen, dass es für einige Menschen immer alltäglicher wird, Stellen aus dem Koran oder Aussprüche des Propheten Muhammad (Friede und Segen auf ihm) umzudeuten, um ihre verdrehte Darstellung des Islam als feindliche und gewaltbereite Religion zu unterstützen. Die meisten dieser Verse sind entweder falsch übersetzt, aus dem Kontext gerissen oder missverstanden aufgrund fehlenden Basiswissens. Beispielshalber wird Jihad als „heiliger Krieg“ missverstanden, und somit wird, was im Koran angepriesen wird, in ein schlechtes Licht gestellt. Jihad ist in Wahrheit aber ein positives und kein negatives Konzept und daher sollte sich ein jeder über den Jihad informieren, bevor er den Rest dieses Artikels liest. Eine Erklärung des Jihad ist in anderen Artikeln dieser Webseite zu finden. Dieser Artikel hat zur Aufgabe, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, die den Islam als gewalttätige und hasserfüllte Religion darstellen und auf die Missdeutung von Versen und Berichten zurückzuführen sind. Wie jeder feststellen wird, ist offensichtlich, dass der Islam nichts als Frieden, Harmonie und Toleranz der ganzen Menschheit gegenüber lehrt. Wir haben Verse und Erzählungen ausgewählt und bearbeitet, auf die Weise, wie sie von Islam-Hassern verbreitet werden, so dass die schlechte Übersetzung und andere irreführende Methoden der Islam-Hasser offengelegt werden.

Anmerkung der Übersetzer: Die im englischen Originaltext verwendeten Übertragungen der Bedeutung des Koran in die englische Sprache wurden nicht eins zu eins in diese deutsche Übersetzung übertragen. Die meisten der oben genannten Koranverse sind den Übertragungen ins Deutsche von Bubenheim & Elyas, aber auch von Abu Rida, Khoury und Zaidan.

Fehlinterpretierter Vers Nummer 1

„Vorgeschrieben ist euch zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist, und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wisst nicht.“ [Koran 2:216]

Oft wird „kämpfen“ hier als Jihad übersetzt, was den ersten Übersetzungsfehler darstellt, denn der Koranvers benutzt nicht das Wort „Jihad“. Im Vers ist das Wort „Qital“ zu finden, welches sich auf physisches Kämpfen bezieht. Das Kämpfen ist den Muslimen vorgeschrieben, um sich selbst, die eigenen Rechte so wie die Rechte Anderer zu verteidigen. Die Pflicht, die eigenen Rechte körperlich zu verteidigen und Gerechtigkeit zu schaffen wird im oben genannten Artikel über den Jihad genauer erklärt. An dieser Stelle soll es ausreichend sein, einen Koranvers zu zitieren, der sich darauf bezieht:

„Was ist mit euch, dass ihr nicht auf Allahs Weg, und (zwar) für die Unterdrückten unter den Männern, Frauen und Kindern kämpft, die sagen: „Unser Herr, bringe uns aus dieser Stadt heraus, deren Bewohner ungerecht sind, und schaffe uns von Dir aus einen Schutzherrn, und schaffe uns von Dir aus einen Helfer.“ [Koran 4:75]

Es ist sicherlich eine Pflicht für alle Menschen, sich gegenseitig vor Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu schützen. Dies ist, was der Islam lehrt. In seinem Kommentar zum Vers 2:216 schreibt Abdullah Yusuf Ali:

Im Namen der Wahrheit zu kämpfen ist eine der höchsten Formen von Wohltätigkeit. Was kann jemand opfern, das mehr wert ist, als das eigene Leben? Doch hier kommen wieder die Einschränkungen hinzu. Wenn einer nur ein Streithahn, eine aggressive Person oder ein prahlerischer Tyrann ist, verdient er den höchsten Tadel. (Yusif Ali, The Holy Quran, Text, Translation and Commentary)

Demzufolge ist der Kampf, den Gott im Koran vorschreibt, der Kampf Gerechtigkeit und Sicherheit im Land zu schaffen. Dies ist eine Pflicht für jedes menschliche Wesen. Wir alle hoffen auf Frieden, doch dabei müssen wir einsehen, dass ohne Gerechtigkeit, Freiheit, Rechte und Gleichheit, ein Frieden niemals bestehen kann. Ebenfalls zu Vers 2:216 schreibt Abdul Majid Daryabadi:

Krieg wird, wie oft richtig behauptet wird, von den Naturgesetzen bestraft – das betrifft die Ordnung des Einzelnen sowie die Ordnung der Gesellschaft – und er ist manchmal eine biologische Notwendigkeit. Der Islam, die ideale praktische Religion hat ihn erlaubt, jedoch nur im Fall der äußersten Notwendigkeit. (Daryabadi, The Glorious Quran, emphasis added)

Der Islam hat den Krieg als letzte Möglichkeit und in Fällen äußerster Notwendigkeit bestimmt, um unsere Rechte und die Anderer zu verteidigen. Das Bild gewinnt noch mehr an Klarheit, wenn wir den historischen Kontext der Offenbarung berücksichtigen. Abdullah Yusuf Ali fährt in seinem Kommentar fort, den historischen Kontext zu beleuchten, und schreibt über den Vers 2:217:

Die Intoleranz und Verfolgung durch die Götzendiener in Mekka verursachte ungeahnte Schwierigkeiten für den […] Botschafter des Islam (Friede und Segen auf ihm) und seine ersten Anhänger. Sie alle wurden in Demut und Geduld geprüft, während sie litten, bis der Gesandte (Friede und Segen auf ihm) ihnen erlaubte, die Waffen zur Verteidigung zu erheben… (Yusuf Ali, The Holy Quran, Text, Translation and Commentary)

Im Lichte des obigen Kommentars wird es offensichtlich, dass das Kämpfen unter den speziellen Bedingungen rücksichtsloser Verfolgung und Leids bestimmt wurde. Daher wird von den Muslimen gefordert, dass sie sich gegen Unterdrückung verteidigen und Gerechtigkeit schaffen. Sich davon fernzuhalten, Unterdrückten zu helfen, ist Feigheit. Abdul Majid Daryabadi erklärt auch den historischen Zusammenhang des Verses:

Verfolgt, gehasst, gefoltert, von Armut gequält, ins Exil geschickt und klein an Zahl, wie die Muslime damals waren, als die Verordnung für den Krieg offenbart wurde, war es natürlich, dass sie nicht sonderlich erfreut darüber waren, die Schwerter mit den mächtigen Streitkräften zu kreuzen, die sich für ihre Ausrottung verschworen hatten. Nichts außer Göttlicher Befehl konnte sie bewegen, auf das Schlachtfeld zu ziehen [um ihre Rechte zu verteidigen]. Und immer noch wird vom islamischen Jihad behauptet, dass er „vom Propheten erfunden wurde, um seine unzufriedenen Anhänger durch eine Möglichkeit für Plünderungen zufrieden zu stellen!“ (Margoliouth). So sehr liebt dieser europäische Gelehrte die Wahrheit! So wundervoll sind seine geschichtlichen Schriften! (Daryabadi, The Glorious Quran)

Dieser Kommentar zeigt, dass Muslime diesen Vers immer als Recht verstanden haben, die eigenen Rechte gegen unterdrückende Kräfte zu verteidigen, doch niemals um die Grenzen der Verteidigung zu überschreiten.

Fehlinterpretierter Vers Nummer 2

„Die (dem Dschihad) Fernbleibenden unter den Mumin - außer den Behinderten, sind nicht gleichzusetzen mit den fi-sabilillah Dschihad-Leistenden mit ihrem Vermögen und eigenem Leib. ALLAH gab den Dschihad-Leistenden mit ihrem Vermögen und eigenem Leib eine Stellung mehr als den (dem Dschihad) Fern-Bleibenden. Und beiden Gruppen hat ALLAH Gutes versprochen. Doch ALLAH begünstigte die Dschihad-Leistenden vor den (dem Dschihad) Fern- Bleibenden mit übergroßer Belohnung „ [Koran 4:95] (Zaidan)

Dies ist eine Übersetzung, die für Menschen, die sich mit dem Islam noch nicht viel auseinandergesetzt haben sehr schwer zu verstehen ist. In anderen Übersetzungen heißt es:

Khoury: „Nicht gleich sind diejenigen unter den Gläubigen, die daheim sitzen, ohne ein Gebrechen zu haben, und diejenigen, die sich auf dem Weg Gottes mit ihrem Vermögen und mit ihrer eigenen Person einsetzen. Gott bevorzugt diejenigen, die sich mit ihrem Vermögen und mit ihrer eigenen Person einsetzen, um eine ganze Stufe vor denen, die daheim sitzen. Einem jeden hat Gott das Beste versprochen. Doch hat Gott diejenigen, die sich einsetzen, vor denen, die daheim sitzen, bevorzugt mit einem großartigen Lohn,“ [Koran 4:95]

Bubenheim & Elyas: „Nicht gleich sind diejenigen unter den Gläubigen, die sitzen bleiben - außer denjenigen, die eine Schädigung haben -, den sich auf Allahs Weg mit ihrem Besitz und ihrer eigenen Person Abmühenden. Allah hat den sich mit ihrem Besitz und ihrer eigenen Person Abmühenden einen Vorzug gegeben vor denen, die sitzen bleiben. Aber allen hat Allah das Beste versprochen. Doch hat Allah die sich Abmühenden vor denen, die sitzen bleiben, mit großartigem Lohn bevorzugt,“ [Koran: 4:95]

Abu Rida: „Diejenigen unter den Gläubigen, die daheim bleiben ausgenommen die Gebrechlichen, und die, welche für Allahs Sache ihr Gut und Blut im Kampf einsetzen, sind nicht gleich. Allah hat die mit ihrem Gut und Blut Kämpfenden über die, die daheim bleiben, im Rang um eine Stufe erhöht. Jeden von beiden aber hat Allah Gutes verheißen; doch die Kämpfenden hat Allah vor den Daheimbleibenden durch großen Lohn ausgezeichnet“ [Koran 4:95]

Nun, da die gängigsten Übersetzungen1 einander gegenüberstehen, scheint die Quelle für die angegebenen Übersetzungen fraglich. Wörter wie „Jihadisten“, die man ebenfalls in Übersetzungen findet, sind reine Erfindungen der Medien, die keine wirkliche Bedeutung haben. Das Oxford American Dictionary definiert diesen Begriff:

Gebrauch: Diese eingedeutschte Wortform scheint nicht zwingend notwendig zu sein, da der arabische Term für „Kämpfer des heiligen Krieges“, Mujahid, auch die deutschen Pluralformen (Mujahidin, Mujahedin) bilden kann und neben dem Wort Jihadi existiert, was näher an die arabische Morphologie angelehnt ist. Jihadist ist der Ausdruck der von Anti-Arabisten oder Anti-Islamisten benutzt wird.

So wie Jihad im vorausgegangenen Artikel definiert wurde kann man einen Mujahid als jemanden verstehen, der um Gerechtigkeit kämpft und dabei vielleicht sogar sein eigenes Leben riskiert. Was sagen diese Verse folglich aus? Sie erhöhen den Status derjenigen, die tapfer sind und sich trauen, Angesichts der Unterdrückung für Gerechtigkeit und Wahrheit aufzustehen. Diese Verse erhöhen ihren Status denjenigen gegenüber, die sich feige davor verstecken, die Rechte der Anderen zu verteidigen, obwohl sie dazu fähig wären und keine Gebrechen sie davon abhalten. Folglich findet der Islam-Hasser keine Unterstützung für seine verdrehte Darstellung des Islam, auch nicht in diesen Versen. Im Gegenteil unterstützen diese Verse die Interpretation des Jihad als Kampf um den Willen Gottes, denn er erwähnt diejenigen, die Jihad durch das Spenden ihres

1Hierbei handelt es sich um die gängigsten deutschen Übersetzungen. Sie entsprechen nicht den in der englischen Vorlage aufgeführten Übertragungen in die englische Sprache und sind auch nicht so zahlreich wie diese.

Vermögens für einen guten Zweck unternehmen wie beispielshalber Menschenrechtsorganisationen. Muhammad Asad schreibt über diesen Vers:

Der Term Mujahid wird von dem Verb Jahada abgeleitet, was „er kämpfte“, „er bemühte sich“ oder „er setzte seine Kraft ein“ bedeutet, namentlich in einer guten Sache gegen das Böse.

Hieraus folgt, dass Jihad das „Kämpfen im Namen Gottes“ im weitesten Sinne des Ausdrucks beinhaltet: Man kann sagen, dass dies nicht nur den physischen Krieg (Qital) sondern jeden rechtschaffenen Kampf, auch im moralischen Sinne beinhaltet. (Asad, The Message of the Quran)

Falschinterpretierter Vers Nummer 3

„Among the Believers are men who have been true to their covenant with God and have gone out for Jihad (holy fighting). Some have completed their vow to extreme and have been martyred fighting and dying in His Cause, and some are waiting, prepared for death in battle.” [Koran 33:32]

Hier hat der Islam-Hasser einfach die Klammern aus der Übersetzung entfernt, so dass der Leser nicht zwischen den Ideen des Übersetzers und den Worten des Koran unterscheiden kann. Lassen sie uns eine Übersetzung zurate ziehen, die ohne Interpretationen auskommt:

„Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das wahr gemacht haben, wozu sie sich Allah gegenüber verpflichteten. Unter ihnen gibt es manche, die ihr Gelübde erfüllt haben; und unter ihnen gibt es manche, die noch warten (müssen). Und sie haben keine Änderung vorgenommen;“ [Koran 33:23] (Bubenheim & Elyas)

Es ist auch offensichtlich, dass der Islam-Hasser zusätzliche Ideen in die Übersetzung mit eingebaut hat, die von anderen Übersetzern nicht unterstützt werden. „Kämpfen und sterben“, „sich auf den Tod auf dem Schlachtfeld vorbereiten“, sind nicht die Worte des Koran. Der Koran preist die frühen Gefährten, die in ihrem Glauben standhaft und ihrer Verpflichtung treu blieben. Dieser Vers spricht nicht über den Kampf oder überhaupt über den Jihad. Ibn Kathir schreibt in seiner Interpretation dieses Verses:

Als Allah erwähnt, wie die Heuchler ihr Versprechen gegenüber Ihm gebrochen haben, sie würden Ihm nicht dem Rücken zukehren, beschreibt er die Gläubigen, die an ihren Eiden und ihren Versprechen festhalten:

([Sie] blieben standhaft in ihrem Versprechen Allah gegenüber; von ihnen haben einige ihre Nahbah erfüllt;) Einige [der Koran-Kommentatoren] sagten: „Sie hatten ihre festgesetzte Zeit erreicht (d.h. den Tod).“ Al-Bukhari sagte, „Ihr Versprechen“, und er bezieht sich hierbei auf den Anfang der Ayah. (und einige von ihnen warten immer noch, aber sie haben sich nicht im Geringsten geändert.) bedeutet, dass sie niemals ihr Versprechen Allah gegenüber geändert oder gebrochen haben. [Tafsir Ibn Kathir]

Und Abdullah Yusuf Ali schreibt über den Vers 33:32:

Im Kampf für die Wahrheit waren (und sind) viele, die all ihren Besitz – ihre Rücklagen, ihr Wissen, ihren Einfluss und ihr Leben selbst – auf diesem Weg opferten und niemals schwankten. Wenn sie die Krone der Märtyrertums gewonnen haben, sind sie gesegnet… Andere Helden kämpften tapfer und lebten immer bereit, ihr Leben herzugeben. Beide Gruppen waren zuverlässig: Sie änderten niemals ihre Meinung und schwankten nie. (Yusuf Ali, The Holy Quran, Text, Translation and Commentary)

Ihr Eid ist ihr Versprechen dem Propheten Muhammad (Friede und Segen auf ihm) gegenüber, ihn zu beschützen und den Islam zu unterstützen. Einige Muslime hatten dies bereits erfüllt, indem sie gestorben waren, um ihren Glauben zu beschützen, während Andere immer bereit waren, das Gleiche zu tun. Das Verständnis dieses Verses kann verbessert werden, wenn wir die Worte Scheich Abdul Bari Ath-Thubaity´s betrachten, des Imams der Prophetenmoschee, welcher über den Vers 33:23 sagte:

Die Männer, über die wir hier sprechen sind nicht solche, die tief in den Abgrund weltlicher Gelüste gesunken sind, solche, die nicht hohe moralische Standards zum Ziel haben und sich nicht von ihrem Herrn abwenden. Sie sind nicht solche, die auf die physische Gestalt achten und deren Verstand leer von jeglichem Sinn ist; Denn solche Menschen sind sicherlich keine wahren Männer. Die wahren Männer, von denen wir sprechen, sind diejenigen, die Allah beschreibt wenn Er sagt:

„Die Diener des Allerbarmers sind diejenigen, die maßvoll auf der Erde umhergehen und die, wenn die Toren sie ansprechen, sagen: "Frieden!" Und diejenigen, die die Nacht verbringen, indem sie sich (im Gebet) vor ihrem Herrn niederwerfen und aufrecht stehen. Und diejenigen, die sagen: "Unser Herr, wende von uns die Strafe der Hölle ab." Ihre Strafe ist ja bedrängend; gewiß, sie ist böse als Aufenthaltsort und Bleibe. Und diejenigen, die, wenn sie ausgeben, weder maßlos noch knauserig sind, sondern den Mittelweg dazwischen (einhalten).“ [Koran 25:63-67]

Dies zeigt, was es wirklich heißt, das eigene Versprechen zu erfüllen. Es bezieht sich darauf, die eigenen islamischen Verpflichtungen mit Hingabe und Ehrlichkeit zu verrichten, höflich zu sprechen, sogar gegenüber den Nicht-Gläubigen, die roh und grob sind: Was die Märtyrer betrifft, wäre es weise, den Propheten Muhammad (Friede und Segen auf ihm) zu zitieren, von dem berichtet wird:

Gottes Botschafter sagte, „Fünf [Arten von Menschen] gelten als Märtyrer: Diejenigen, die durch die Pest sterben, die an einer Unterleibserkrankung sterben, die ertrinken oder unter einem einstürzenden Gebäude ums Leben kommen etc., und die Märtyrer auf Gottes Weg.“ [Bukhari #2829 Band 4, Buch 52, #82]

„Wer auch immer stirbt, um seine Religion zu verteidigen, ist ein Märtyrer; wer auch immer stirbt, um seinen Besitz zu verteidigen, ist ein Märtyrer; wer auch immer stirbt, um seine Familie zu beschützen, ist ein Märtyrer; und wer auch immer stirbt, um sein Blut (das heißt sein Leben) zu verteidigen, er ist ein Märtyrer.“ [At-Tirmidhi #1421, Abu Dawud 4772, An-Nasa´i #4100 und Ibn Majah #2580]

Diese Ahadith widerlegen das Missverständnis, dass das Märtyrertum im Islam sich nur auf denjenigen bezieht, der in einer Schlacht stirbt. Wie zu sehen ist, ist die größte Erscheinungsform des Jihad, wenn jemand bereit ist, sein eigenes Leben dem Willen Gottes halber zu opfern. Dies kann in jeder der in der obigen Erzählung aufgelisteten Formen passieren. Zu sterben, indem man auf physische Weise die Rechte Anderer verteidigt ist nur eine Form davon.

Falsch interpretierter Vers Nummer 4

“So, when you clash with the unbelieving Infidels in battle, smite their necks until you overpower them, killing and wounding many of them. At length, when you have thoroughly subdued them, bind them firmly, making (them) captives. Thereafter either generosity or ransom until the war lays down its burdens. Thus are you commanded by God to continue carrying out Jihad against the unbelieving infidels until they submit to Islam.” [Noble Quran 47:4]

 

Dies ist wieder eine schlechte Übersetzung, die gut zu einem Islam-Hasser passt. Lassen sie uns eine getreuere Übersetzung zurate ziehen, bevor wir den Vers analysieren:

 

Wenn ihr auf diejenigen, die ungläubig sind, (im Kampf) trefft, dann schlagt den Hals. Wenn ihr sie schließlich schwer niedergeschlagen habt, dann legt (ihnen) die Fesseln fest an. Danach (laßt sie) als Wohltat frei oder gegen Lösegeld, bis der Krieg seine Lasten ablegt. Dies (soll so sein)! Und wenn Allah wollte, würde Er sie wahrlich (allein) besiegen. Er will aber damit die einen von euch durch die anderen prüfen. Und denjenigen, die auf Allahs Weg getötet werden, wird Er ihre Werke nicht fehlgehen lassen;“ [Koran 47:4] (Bubenheim & Elyas)

Wie somit ersichtlich wurde sind in der schlechten Übersetzung einige schwerwiegende Fehler enthalten.

Der Vers erwähnt kein „Töten und Verletzen“.

„Thus are you commanded by God to continue carrying out Jihad against the unbelieving infidels until they submit to Islam.” Ist  zu dem Vers hinzugefügt und kann im Koran nirgends gefunden werden!

Im Vers wird das Wort Jihad nicht verwendet und es ist offensichtlich, dass der Kontext dieses Verses der Kampf ist. Wenn man sich im Kampf befindet, sollten die Verteidiger der Menschlichkeit die ungerechten Unterdrücker angreifen, bis sie unterworfen sind.

Professor Shahul Hamid kommentiert den Vers 47:4, indem er sagt:

Der Kontext dieses Verses war, als die Muslime gegen ihre Feinde um ihre Existenz kämpfen mussten. Nach dreizehn Jahren der Schwernis und Geduld mussten der Prophet (Friede und Segen auf ihm) und seine Gefährten ihre Heimatstatt Mekkah verlassen, um nach Medinah auszuwandern. Als die Menschen in Medinah ihn (Friede und Segen auf ihm) dort willkommen geheißen hatten und ihn als ihren Führer akzeptierten waren die Mekkaner darüber nicht glücklich. Sie wollten Muhammad und seine Religion auslöschen. So schickten sie eine Armee um den Islam zu entwurzeln. Diese entscheidende Schlacht fand in Badr statt. Es war kurz davor, dass Muhammad (Friede und Segen auf ihm) die Offenbarung von Gott erhielt zu kämpfen:

„Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter.“ [Koran 2:190]

Dies bedeutete, dass der Prophet (Friede und Segen auf ihm) und seine Gefährten den Kampf nur begannen, um sich gegen die Angreifer zu verteidigen. Dies war der Grund, warum das Kämpfen angeordnet wurde. Jedoch muss man wissen, dass wir, wenn wir einmal zu kämpfen begonnen haben, weiterkämpfen, um die Angreifer abzuwehren, so dass wir ohne Angst vor weiteren Bedrängungen und Invasionen leben können; so, dass wir in Frieden leben können; so dass Gerechtigkeit herrscht. Wichtig ist hierbei, dass Gott niemandem befiehlt, einen Kampf zu beginnen. Viel eher erlaubt er den Menschen zur Selbstverteidigung zu kämpfen oder für diejenigen, die ungerechterweise angegriffen werden.

Wieder zeigt der historische Kontext die Bedingung von Kampf und Krieg auf. Unter solchen Bedingungen versichert Gott den Gläubigen, dass Er bei ihnen ist und sie daher starken Glauben, Stärke und Tapferkeit im Kampf zeigen sollen und den Feind nicht fürchten. Wie Abdullah Yusuf Ali schreibt:

Wenn der Kampf (Jihad) einmal begonnen ist, führe ihn mit äußerster Schlagkraft aus… (Yusuf Ali, The Holy Quran, Text, Translation and Commentary)

Ebenso schreibt Dr. Maher Hathout:

Sicherlich, diese Verse sind in der Hitze einer Schlacht zutreffend, gegen die angreifende Streitmacht. (Hathout, Jihad vs. Terrorism; US Multimedia Vera International, 2002, S.49)

Die Muslime sollen den Feind bändigen, indem sie ihn gefangen nehmen und somit einen Verlust an Leben so klein wie möglich halten. Des Weiteren erwähnt dieser Vers, dass die Muslime ihre Feinde unterwerfen sollen „bis der Krieg seine Lasten ablegt“, d.h. bis der Feind aufhört zu kämpfen. Ähnlich diesem Vers ist der folgende:

„Und wenn sie sich dem Frieden zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und verlasse dich auf Allah! Gewiß, Er ist ja der Allhörende und Allwissende.“ [Koran 8:61]

Dieser Vers ist sehr spezifisch, dass er auf den Kontext der Schlacht beschränkt ist, und dass die Muslime nur kämpfen sollen, bis der Feind besiegt ist oder zum Friedensschluss bereit ist. Das heißt, sie sollen keine Grenzen überschreiten. Im Falle einer Schlacht leiten diese Verse die Muslime an, keine Grenzen zu überschreiten und den Feind nur zu bekämpfen, bis sie unterworfen sind oder den Kampf beenden.

Sheikh Muhammad Salih Al-Munajjid kommentiert die Behandlung von Gefangenen:

Wenn die Muslime sie gefangen nehmen und an einen Ort bringen, der für sie vorbereitet wurde, sollten sie sie nicht verletzen oder durch Schläge foltern, sollten ihnen nicht Essen und Wasser vorenthalten, sie nicht der Sonne oder der Kälte aussetzen, sie nicht mit Feuer verbrennen und auch keine Knebel und Binden über ihre Münder, Ohren und Augen legen und sie nicht wie Tiere in Käfige werfen. Eher sollten sie sie mit Freundlichkeit und Gnade behandeln, ihnen reichlich zu essen geben und sie auffordern, zum Islam zu kommen. Der Prophet (Friede und Segen auf ihm) pflegte den Muslimen anzuordnen, die Gefangenen gut zu behandeln, während die Römer und jene, die vor Ihnen waren wie die Assyrer und Pharaonen alle ihren Gefangenen normalerweise die Augen mit glühendem Eisen ausbrannten und sie bei lebendigem Leibe häuteten und ihre Haut den Hunden zum Fraße vorwarfen, so dass die Gefangenen den Tod dem Leben vorzogen.

Der Islam hat also klare Regeln und Regelungen für die Muslime vorgegeben, denen man im Falle eines Krieges folgen muss, der als letztes Mittel gebraucht wird.

Falsch interpretierter Vers Nummer 5

„Kein Grund zur Bedrängnis (wegen des Daheimbleibens) ist es für die Schwachen, für die Kranken und für diejenigen, die nichts finden, was sie ausgeben (können), wenn sie sich gegenüber Allah und Seinem Gesandten aufrichtig verhalten.“  [Koran 9:91]

[Das Daheimbleiben während des Jihad]. Einige Nicht-Muslime glauben, dass dieser Vers der Beweis ist, dass Jihad ein heiliger Krieg ist, denn wenn es keiner wäre, dann wären die Schwachen und Andere fähig, dabei zu sein. Dieser Vers wird fälschlicherweise benutzt, um jedes Konzept des nicht-militärischen Jihad zu verneinen. Zum Ersten haben wir bereits festgestellt, dass es viele Arten von Jihad gibt und dieser nicht rein spirituell oder rein physisch sein muss. Dies sind einige Beeinträchtigungen, die eine Person abhalten können, einen Jihad zu unternehmen. Alt oder schwach zu sein hält einen fern, am physischen Jihad teilzunehmen und das Gute aufrecht zu erhalten. Vom Schwachen kann nicht erwartet werden, als Soldat für Gerechtigkeit zu kämpfen, wie es diejenigen taten, die die Nazis im zweiten Weltkrieg bekämpften. Hinzu kommt, dass es eine andere Form des Jihad ist, Geld und Güter für die Armen und Bedürftigen zu spenden. Jemand, der solche Güter nicht hat, von dem kann nicht erwartet werden dies zu tun, wie der Vers erwähnt. Was einen Kranken betrifft wäre es ein Beispiel, wenn jemand eine Krankheit hat, bei der er nicht fähig ist, seine Bedürfnisse zu kontrollieren, kann er nicht an dem spirituellen Jihad teilnehmen, die eigenen Bedürfnisse zu kontrollieren, wie man es beim Fasten im Ramadan tut. Jemand, der sich mit dem islamischen Gesetz auseinandergesetzt hat, weiß bereits, dass Kranke nicht fassen müssen, was ein Beispiel für spirituellen Jihad ist. Die verschiedenen Formen des Jihad wurden im Islam detailliert beschrieben und sind den Muslimen wohlbekannt. Zum Beispiel schreibt Scheikh Muhammad Salih Al-Munajjid:

Jihad kann mit der Zunge (durch Aussprechen), oder mit Waffen (was Qital bzw. Kämpfen ist) oder mit Geld unternommen werden. Jede dieser Kategorien beinhaltet viele Unterkategorien.

Und Dr. Shahid Athar schreibt:

Das Wort „Jihad“ meint Kampf oder, um genau zu sein, ein Bemühen in der Sache Gottes. Jeder Kampf, der im täglichen Leben unternommen wird, um Gott gefällig zu sein, kann als Jihad betrachtet werden. Eine der höchsten Formen des Jihad ist, sich gegen einen Tyrann zu erheben und ein Wort der Wahrheit zu sprechen. Sich selbst von schlechten Taten fernzuhalten ist ebenfalls ein großer Jihad. Eine Form des Jihad ist es, zu den Waffen zu greifen, um den Islam oder ein muslimisches Land zu verteidigen, wenn der Islam angegriffen wird. Diese Art von Jihad muss von der religiösen Führungsschicht oder von einem muslimischen Staatsführer ausgerufen werden, der dem Koran und der Sunnah folgt.

Die weiteren Formen des Jihad werden detailliert im Artikel „Eine Erklärung des Jihad“ diskutiert.

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