Frage (Nr. 83424)
Hat Allāh für jeden vorherbestimmt, wen er heiraten wird? Spielen Sünde und Gehorsam eine Rolle bei der Änderung der göttlichen Bestimmung?
Ich mag ein Mädchen, das religiös bemüht ist und einen guten Charakter hat, doch sie mag mich nicht. Ist es mir erlaubt, Allāh darum zu bitten, dass sie mich mag und meine Frau wird?
Antwort
Alles Lob gebührt Allāh.
Erstens:
Die göttliche Bestimmung bedeutet, dass Allāh alle Dinge bestimmt hat und Er weiß, dass sie zu Zeiten geschehen, die Ihm bekannt sind, auf die ihnen bestimmte Art, wie Er es niedergeschrieben und festgelegt hat. Sie werden so eintreten, wie Er es ihnen bestimmte und wie Er sie erschuf.
Der Glaube an die göttliche Bestimmung ist eine der Säulen des Glaubens, ohne die der Glaube des Menschen nicht gültig ist, und der Glaube an die göttliche Bestimmung ist nicht gültig, außer der Muslim glaubt an dessen folgende vier Prinzipien:
1. Der Glaube, dass Allāh alle Dinge im Allgemeinen und im Detail seit Ewigkeiten weiß und dass noch nicht einmal ein Atom vor Ihm im Himmel oder auf der Erde verborgen werden kann.
2. Der Glaube, dass Allāh all das auf al-Lauh al-Mahfūz niederschrieb, 50.000 Jahre bevor Er die Himmel und die Erde erschuf.
3. Der Glaube an den geltenden Willen Allāhs und an Seine allumfassende Macht. Nichts geschieht in diesem Universum, gut oder schlecht, außer durch Seinen Willen, gepriesen ist Er.
4. Der Glaube, dass alles von Allāh erschaffen wurde. Er ist der Schöpfer aller Dinge und der Schöpfer ihrer Eigenschaften und Handlungen.
Für weitere Details dazu siehe bitte in den Antworten zu den Fragen #49004 und 34732.
Diese Informationen werden dir näherbringen, dass Allāh schon vor Ewigkeiten bestimmt hat, wer deine Familie sein wird, wer deine Ehefrau und deine Kinder. Alles, was bisher in diesem Universum geschah und noch geschehen wird, wurde von Allāh bestimmt. Allāh sagt (ungefähre Bedeutung):
„Gewiss, Wir haben alles in (bestimmtem) Maß (mit Qadar – der göttlichen Vorbestimmung aller Dinge vor ihrer Erschaffung, wie im Buch der Bestimmung – al-Lauh al-Mahfūz – niedergeschrieben wurde) erschaffen.“ (54:49).
Zweitens:
Das bedeutet nicht, dass der Mensch auf dieser Welt keinen Willen besäße oder dass er sich nicht um Glück und Gesundheit bemühen sollte. Allāh hat die Mittel zur Erlangung jeder Sache erschaffen. Wer ein Kind möchte, muss heiraten. Wer im Jenseits zufrieden sein möchte, muss sich hart darum bemühen und dem Weg der Rechtleitung folgen. Wer vermögend sein möchte, muss arbeiten.
Der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Wisse, dass jeder zu dem geleitet wird, für das er erschaffen wurde. Wer einer der Leute des Glücks sein soll, wird zu den Taten der Leute des Glücks geleitet, und wer zu den Verlorenen gehören soll, wird zu den Taten der Leute des Verderbens geleitet.“ (übereinstimmend angenommen)
Allāh informiert niemanden über die Einzelheiten dessen, was mit ihm geschehen wird, sei es gut oder schlecht. Daher muss jeder sich um das Gute bemühen und sich von Schädlichem fernhalten. Es ist nicht intelligent, einem Weg zu folgen, der zu dem Gegenteil von dem führt, was man erlangen möchte, und dann zu sagen: „Ich werde niemals etwas erreichen, außer dem, was für mich bestimmt wurde.“ Niemand sollte in seinem Haus sitzen und sagen: „Ich werde keine Versorgung erhalten außer dem, was für mich bestimmt wurde.“ Niemand sollte verdorbene Speise essen und dann sagen: „Nichts wird mir geschehen außer dem, was Allāh für mich bestimmt hat.“ Würde irgendjemand so etwas tun oder sagen, dann würde er zutreffend als geisteskrank betrachtet werden.
Was nun insbesondere die Heirat anbelangt, so weiß der Muslim, dass der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) den religiös Bemühten zur Heirat ermutigte. Das bedeutet, dass er sich darum bemühen und nach einem Partner suchen sollte, der ebenfalls religiös engagiert ist. Kein intelligenter Mensch würde sagen: „Ich werde das nicht versuchen“, denn wenn ihm eine Frau angeboten wird, die geistig zurückgeblieben oder sehr hässlich oder zu alt oder von schlechtem Charakter ist, dann würde er sie nicht als Ehefrau wollen. Er würde auch nicht sagen, dass er die erste Frau heiraten wird, die er sieht oder die ihm angeboten wird. Das unterstützt unsere Aussage, dass er sich von einigen Frauen abwenden, über andere nachdenken und bei wieder anderen zögern würde. Wenn er dann – nachdem er sich umgeschaut, nachgedacht, bei anderen Rat gesucht und Istikhārah gebetet hat – eine für ihn passende Frau auswählt, wird er wissen, dass das von Allāh Bestimmte eintrifft, so wie das nicht von Allāh Bestimmte eben nicht eintrifft. Er sollte hoffen, dass sein Herr ihn rechtleitet und für ihn das bestimmt, was am besten für ihn ist und Allāh am liebsten. Wenn es dann geschieht und sein Herr bestimmt, dass es ihm gegeben oder von ihm ferngehalten werden soll, sei es in Übereinstimmung mit seinen Wünschen oder nicht, soll er gut von seinem Herrn denken und anerkennen, dass Allāh nur das Gute für Seinen dankbaren, geduldigen, gläubigen Diener bestimmt. Der Gesandte Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Wie wunderbar ist die Angelegenheit für den Gläubigen, denn alle seine Angelegenheiten sind gut und dies trifft nur auf den Gläubigen zu. Wenn ihm etwas Gutes geschieht, ist er dankbar und das ist gut für ihn. Und wenn ihm etwas Schlechtes geschieht, ist der geduldig und das ist gut für ihn.“ (Muslim #2999)
Siehe auch in der Antwort zu Frage #1804.
Drittens:
Was die Auswirkungen von Gehorsam und Sünde auf die Änderung der göttlichen Bestimmung anbelangt, musst du wissen, dass das, was auf al-Lauh al-Mahfūz niedergeschrieben wurde, niemals geändert werden kann. Der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Der Stift wurde gehoben und die Seiten sind getrocknet.“ (von al-Tirmidhi als sahīh eingestuft #2516; aus dem Hadīth von ibn `Abbās)
Für die Seiten, die in den Händen der Engel sind, kann Allāh Seinen Engeln befehlen, diese aufgrund einer gottesdienstlichen Handlung des Muslims zu ändern oder wegen einer Sünde, die er begeht. Doch am Ende wird es nichts anderes sein als das, was vor Ewigkeiten für ihn bestimmt wurde. Dies wird durch den folgenden Vers belegt (ungefähre Bedeutung): „Allāh löscht aus, was Er will, und lässt bestehen (was Er will); und bei Ihm ist der Kern des Buches (al-Lauh al-Mahfūz).“ (13:39).
Der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) ermahnte uns, solche gottesdienstlichen Handlungen vorzunehmen, die die Lebenszeit eines Menschen erhöhen, wie z. B. das Aufrechterhalten der Verwandtschaftsbande, und er sagte, dass das Du`ā’ die göttliche Bestimmung zurückdrängt. Das bedeutet, dass Allāh von Anfang an weiß, dass Sein Diener So-und-So diese gottesdienstliche Tat ausführen würde, und so bestimmte Er ihm ein langes Leben oder eine gesegnete Versorgung. Andersherum kann jemand eine Sünde begehen, wegen der ihm die Versorgung entzogen wird, und Allāh wusste das und bestimmte es vor Ewigkeiten für ihn und legte es entsprechend Seinem Wissen fest. Allāh zwingt niemanden, Ihm zu gehorchen oder ungehorsam zu sein.
Der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) fasste dies in einem Hadīth zusammen: Es wurde berichtet, dass Thaubān sagte: Der Gesandte Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Nichts verlängert die Lebenszeit außer Rechtschaffenheit und nichts ändert die göttliche Bestimmung außer Du`ā’ und ein Mann kann seiner Versorgung durch eine Sünde beraubt werden, die er begeht.“
Al-Busayri sagte in Misbāh al-Zujājah (#33): „Ich befragte unseren Scheikh Abu-l-Fadl a-`Irāqi (möge Allāh ihm barmherzig sein) über diesen Hadīth und er sagte: `Er ist hasan.`“
Er wurde auch von al-Albāni in Sahīh ibn Mājah als sahīh eingestuft.
Es wurde von Anas ibn Mālik berichtet, dass der Gesandte Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) sagte: „Wer seinen Rizq (Versorgung) erhöht und seine Lebensspanne verlängert haben möchte, der sollte die Verwandtschaftsbande aufrechterhalten.“ (al-Bukhāri #5640; Muslim #2557)
Al-Tabarāni berichtete mit einem Isnād von Abu `Uthmān al-Nahdi, dass `Umar ibn al-Khattāb beim Umkreisen der Ka`bah weinte und sagte: „Oh Allāh, wenn Du bestimmt hast, dass ich verloren sein oder eine Sünde begehen sollte, dann lösche es, denn Du löscht aus, was Du willst, und Du bestätigst (was Du willst) und bei Dir ist die Mutter des Buches, so lass es Glück und Vergebung sein.“
Der Tābi`i Abu Wā’il Schaqīq ibn Salamah pflegte oftmals mit diesen Worten Bittgebete zu verrichten: „Oh Allāh, wenn Du bestimmt hast, dass wir verloren sind, dann lösche es und bestimme, dass wir gesegnet sind. Wenn du bestimmt hast, dass wir gesegnet sind, dann bestätige dies für uns, denn Du löscht, was auch immer Du willst, und Du bestätigst (was auch immer Du willst) und bei Dir ist die Mutter des Buches.“ (Tafsīr al-Tabari, 7/398)
Siehe auch in der Antwort auf Frage #43021.
Viertens:
Deine Liebe für ein Mädchen mit gutem Charakter und Religiosität bedeutet, dass du dich davor hüten musst, etwas zu tun, das durch die Scharī`ah verboten ist, wie z. B. mit ihr zu korrespondieren, mit ihr zu reden oder allein zu sein. Wir raten dir nicht, zu Allāh zu beten, damit sie dich mag, sondern wir raten dir, Allāh zu bitten, dich mit einer rechtschaffenen Frau zu segnen. Wenn du eine Frau siehst, auf die die Beschreibung einer rechtschaffenen Frau zutrifft, dann mache ihr einen Heiratsantrag. Es muss keine bestimmte Frau festgelegt werden, die deine Liebe erwidern soll, und dann begeht ihr beide vielleicht etwas, was der Scharī`ah entgegensteht. Es könnte sein, dass es für euch nicht einfach wird zu heiraten. Bitte Allāh darum, dich eine rechtschaffene Frau finden zu lassen. Das ist unserer Meinung nach besser.
Um ehrlich zu sein, denken wir, dass es eine Art der Faulheit ist, wenn du dich nur an dieses Mädchen hängst. Damit meinen wir, dass du dich selber von wichtigen Dingen abhältst, sodass der Schaytān dein Herz mit Dingen füllen kann, die dir schaden und die dein religiöses Bemühen beeinflussen, oder mit Dingen, die deinem eigenen Besten entgegenstehen.
Ibn al-Jauzi berichtete, dass ibn `Ā’ischah sagte: „Ich sagte zu einem Arzt, der äußerst kompetent war: Was ist Liebe? Er antwortete: Die Besetzung eines freien Herzens.“ (Dhamm al-Hawa 290)
Doch sag mir, bei Allāh, schaust du zur Zeit wirklich nach einer passenden Frau?
Ist es dir ernst damit, würdest du tatsächlich jetzt heiraten?
Wenn es dir ernst mit einer Heirat zu diesem Zeitpunkt ist, sind deine Lebensumstände dem angemessen?
Es wurde berichtet, dass Muhammad ibn Maslamah sagte: „Ich machte einer Frau einen Heiratsantrag, dann versteckte ich mich und wartete, um sie zu sehen, bis ich sie zwischen einigen Dattelpalmen erblickten konnte, die ihr gehörten.“ Er wurde gefragt: „Hast du so etwas getan, als du ein Gefährte des Gesandten Allāhs (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) warst?“ Er antwortete: „Wenn Allāh einen Mann einer Frau einen Antrag machen lässt, dann ist nichts Falsches daran, wenn er sie ansieht.“ (ibn Mājah #1864; von al-Albāni als sahīh klassifiziert)
Schau, wie der Prophet (Allāhs Frieden und Segen seien auf ihm) die Erlaubnis zum Ansehen gab, abhängig von der Absicht zur Heirat.
Die Gelehrten sagten: „Dies ist eine Ausnahme von dem Verbot des Anschauens einer nicht-mahram Frau. Daher ist es lediglich in Fällen der Notwendigkeit gerechtfertigt, wenn die Hoffnung besteht, dass die Heirat stattfindet.“
Ibn al-Qattān (möge Allāh ihm barmherzig sein) sagte: „Wenn derjenige, der einer Frau den Heiratsantrag macht, weiß, dass sie ihn nicht heiraten wird und dass ihr Vormund nicht zustimmen wird, dann ist es ihm nicht gestattet, sie anzusehen, selbst wenn er ihre Familie bereits um ihre Hand gebeten hat. Denn das Ansehen ist nur erlaubt, damit die Heirat dadurch in die Wege geleitet werden kann. Wenn er sich sicher ist, dass das nicht der Fall ist, dann bleibt das Grundprinzip bestehen, dass das Ansehen nicht gestattet ist.“ (al-Nazr fi Ahkām al-Nazr, 391)
Es ist bekannt, dass der Wunsch zur Heirat von jemandem, der es sich nicht leisten kann, oder dessen Umstände es gegenwärtig nicht erlauben, eine Art des Herumspielens und der Zeitverschwendung ist, wodurch das Herz von nützlichen Dingen abgehalten wird und was sogar Schaden verursachen kann.
Wenn es dir ernst ist, dann suche die Hilfe bei Allāh und bitte Ihn um Rechtleitung. Wenn sie so bleibt wie sie ist und du bereits Istikhārah gebetet und deinen Herrn um Leitung gebeten hast, dann fahre fort und mache ihr einen Antrag. Ansonsten gibt es viele andere Frauen wie sie und du solltest nach einer suchen, die religiös bemüht ist, mögest du erfolgreich sein!
Wir bitten Allāh darum, uns zu dem zu leiten, was Ihn zufriedenstellt, und uns zu helfen, das zu tun, was Er liebt und was Ihm gefällt, und dich mit einer rechtschaffenen Ehefrau und guter Nachkommenschaft zu segnen.
Und Allāh weiß es am besten.
http://diewahrereligion.tv/fatwah/?p=944 (ISLAM Q&A)