Rahel 14-03-2014, 03:13 PM
Guten Tag!
ich möchte hier als bisher stumme, 39jährige Mitleserin, einmal meine eigenen Erfahrung mitteilen.
Ich selber bin von meiner Herkunft her Jüdin und bei meiner Großmutter aufgewachsen, da meine Eltern aufgrund frühen Todes gestorben sind.
Meine Großmutter selber war sehr tolerant und hat als Grundlage ihres Handelns stets verlangt (und vorgelebt!) alle Religionen, so sie nicht verletzend und menschenunwürdigen - diskriminierend handeln, zu respektieren und am gemeinsamen Tisch willkommen zu heißen, da vor Gott, vor unserem Schöpfer oder auch vor Allah oder wie man ihn nun nennen mag, jeder für sein Handeln in der eigenen Verantwortung steht. Und unethisches Verhalten (Mord, Gewalt, Vergewaltigung, Lüge, Betrug etc...) ggü. seinesgleichen, d.h. seinen Mitmenschen, sollte und ist in keiner (der bei uns vertretenen Religion) gestattet (sein).
Die Schwester meines verstorbenen Vaters, selber Halbjüdin (Mutter Jüdin, Vater Katholik), hat einen Iraner geheiratet.
Diese Ehe wurde mit drei Kindern gesegnet, die im Kleinkindalter keiner Religion "zugeführt" wurden, d.h. sie wurden nicht getauft, gefirmt oder im rein muslimischen Glauben erzogen. Mohammed und seine Familie sind nach wie vor gern gesehene Gäste in unserem Haus, kommen auch zu uns und akzeptieren die Entscheidung der Eltern, ihren Kindern selber die Möglichkeit der Religionszugehörigkeit zu überlassen.
Auch wenn das, da sie sehr strenggläubig sind, sicher nicht bei allen Verständnis entgegen gebracht hat.
Was aber wichtig ist: christliche und muslimische, aber auch jüdische Grundwerte und Rituale haben sie dennoch aufgrund ihrer Familiensoziologie kennen und lieben gelernt.
Mit 14 Jahren konnten die Kinder dann selber entscheiden. Von den dreien, hat sich eine Schwester zum Islam bekannt, ihre Zwillingsschwester hat sich für die Taufe entschieden und der Sohn, mittlerweile 19, hat zu keiner Religion eine solch starke Beziehung aufgebaut, dass er das eine oder andere für sich erwählt hat.
Insgesamt führen meine Tante und ihr Mann eine sehr harmonische Ehe, beide arbeiten (als Ärzte im Krankenhaus) und ich kann nur sagen: Kinder - Erziehung im religiösen Bereich so: es geht! Sogar sehr gut!
Ich kenne wenige Kinder / Jugendliche, die so weltoffen und vorurteilsfrei fremde Religionen und Riten tolerieren und mittragen. Mein Wunsch wäre, das wir mehr versuchen Religionen zu verstehen, unehrenhaftes egal wo Handeln hinterfragen und insgesamt offener werden und uns respektvoll begegnen.
Wir leben nunmal in einer Welt, die nicht nur schwarz und weiß ist, das Leben ist bunt...
Einen guten Nachmittag wünsche ich allen!