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Probleme mit sich selbst
#1
Selam Geschwister, 

Ich habe folgendes Problem.Ich bin 19 Jahre alt und habe beschlossen den Islam jetzt mehr zu praktizieren und mein Herz für meine Religion zu öffnen. Das Problem welches ich habe sind zum einen meine Familie. Ich liebe sie über alles aber sie sind in der Religion eher locker und ich interessier mich viel mehr für alles und möchte gerne so viel wie möglich über meine Religion lernen. Manchmal denke ich einfach sie verstehen nicht dass mich das praktizieren glücklicher macht. Ich habe auch beschlossen nach dem Abitur, inshallah Islamwissenschaft oder generell Religionswissenschaft zu Studieren. Der nächste Problempunkt ist , dass ich eher ein labiler Mensch bin. Ich versuche meinen Iman immer weiter zu stärken und will inshallah auch das Gebet erlernen. Ich hab aber einfach nur Angst, dass ich so ein Mensch werde der jedem seine Religion aufdrängt oder der durchgehend darüber spricht.. Ich habe einen Cousin der permanent über den Islam spricht und seine Gebete laut Aufsagt und nicht weiß was er redet. Aber ich möchte jmd sein der ruhig ist und nur dann redet wenn er gefragt wird. Sozusagen hab ich Angst dass ich zu viel werde(Ich weiß hört sich absurd an) aber ich will einfach meinen Iman stärken und generell ruhiger und angstfreier werden..Hat jmd hier einen r
Rat für mich? Ich bedanke mich bei jedem und entschuldige mich bei jedem der mich nicht nachvollziehen kann für die Unannehmlichkeiten den ich Ihm oder Ihr mit dem Lesen des Textes bereit habe..
#2
Es reicht nicht sich einfach nur auf die Religion zu konzentrieren, der Islam entbindet dich nicht von deinem Umfeld und deiner Verantwortung gegenüber Familie/Freunde und Mitmenschen. Du musst auch lernen deinen Charakter weiterzubilden, dass du betest gibt dir keine Narrenfreiheit, du kannst nicht einfachso anderen Leuten etwas aufbinden. Ich habe dir auch in einem anderen Beitrag schon gesagt; "lockere Eltern" (in Bezug auf Religion) heißt nicht, dass du den Moralapostel zu Hause spielen musst. Es sind erwachsene Menschen die eben beschlossen haben die Religion auf eine andere Art auszuüben, niemandem würde das gefallen, wenn plötzlich der Sohn nach ein paar Gebetseinheiten anfängt mit gehobenem Zeigefinger die Menschen verbessern zu wollen. Warte einfach mal ab, tu dein Ding ohne deine Eltern dabei zu stören und wenn du irgendwann sicher im Leben stehst, kannst du mit deinen Eltern vernünftig über dieses Thema reden.

Zur Sache mit den Islamwissenschaften. Es ist schön, dass du dich so sehr dafür interessierst, aber ein Studium ist dann doch wieder etwas anderes. Viele fangen mit großen Erwartungen an, freuen sich, dass sie ihre Religion zum Beruf machen können, aber so simpel ist es leider nicht. Ein Studium ist sehr anstrengend und besonders zum Studium gehören auch lange, komplizierte Fachliteratur, die es zu lesen gilt. Wöchentliche Hausarbeiten, Referate, Klausur Vorbereitungen und sehr viel Theorie bei der man nicht weiß was es einem überhaupt bringen soll.
Sofern du nicht vor hast wissenschaftlich an der Uni zu arbeiten, würde ich dir von diesem Studium generell abraten. Du kannst dich im privaten weiterbilden, zu Hause vieles lernen, ES MUSS NICHT IMMER ein Studium sein. Setz dich einfach ein mal in eine Vorlesung und guck dir das ganze an.

Soviele Jugendliche wollen studieren, immer heißt es nur "Studium" nach dem Abitur, ich kenne sehr viele Kommilitonen die nach 3 Jahren das Studium abbrechen, keine Arbeit finden, oder sich das ganz anders vorgestellt haben und unglücklich sind. Um einen guten Lebensunterhalt zu verdienen muss man nicht mehr studieren, denn auch die Unternehmen haben keine Lust auf theoretisch veranlagte junge Menschen die sich praktisch nicht auskennen, nie in einem Unternehmen waren, die Arbeitswelt nicht kennen und auch mit Kunden nicht umgehen können. In Bewerbungsgesprächen ist immer die erste Frage ob man Berufserfahrung hat.

Alles hat sich privatisiert und in Sub-Sub-Sub-Unternehmen aufgeteilt. Auch in staatlichen Einrichtungen (Schulen, Bezirksämter, Bibliotheken) gibt es nur noch Zeitverträge und die meisten Mitarbeiter werden über Zeitarbeitsfirmen/Personaldienstleister eingestellt. 2 Jahre arbeiten, danach heißt es meist; neuen Job suchen. Nur noch die Baby-Boomer-Generation "sitzt" auf den sicheren Jobs, weil die Unternehmen nicht die Abfindung bezahlen können. Sonst kenne ich hier in Berlin niemanden der einen unbefristeten Arbeitsvertrag hat.

Es gibt keinen "Fachkräftemangel" das ist absoluter Humbug, der "Mangel" bedeutet einfach nur, dass sich auf eine ausgeschriebene Stelle statt 20 Leuten "nur noch" 17 Leute bewerben -> das bedeutet für Unternehmen weniger "Auswahl". In habe mich für eine Poststelle in der Verwaltung beworben, es war die niedrigste Gehaltsgruppe und trotzdem saß ich im Einstellungstest mit 200 anderen Bewerbern in einem Raum und das nur für EINE Stelle. Dank der Globalisierung, kann man sogenannte "Fachkräfte" aus dem Ausland günstig nach Deutschland importieren, die sind "pflegeleichter" und kosten dem Unternehmen auch weniger Geld -> was zusätzlich die Löhne nach unten drückt. Jetzt gibt es auch seit Jahren eine "Start-Up"-Welle, 9 von 10 neu gegründeten Unternehmen gehen nach einem Jahr wieder in Insolvenz.


Die beste Route derzeit ist eine Ausbildung bzw. evtl. ein Dual-Studium in einem Unternehmen zu machen und dann möglichst lange dort zu bleiben.

Es ist nicht böse gemeint, aber Islamwissenschaften bringt dir beruflich eher wenig. Du bist nicht der einzige der von seiner Religion überzeugt ist und sie studieren möchte, nur bei der ganzen Konkurrenz musst du dich irgendwo abgrenzen können und das wird schwer in diesem Fach, außer du hast eine bahnbrechende Geschäfts-Idee oder ein extrem gutes Netzwerk zu Leuten die dich in eine Uni/Institution einschleusen können. Du kannst ja auch erst ein mal eine Ausbildung machen, ein paar Jahre arbeiten und danach nebenberuflich studieren, wenn du das unbedingt möchtest.
#3
Danke für sehr für deine Antwort.. Nachdem ich deine Antwort gelesen habe, mach ich mir ernsthaft Gedanken über meine Zukunft. Vielleicht hast du Recht mit dem was du sagst und ich sollte mich im Bezug auf meine Religion Zuhause weiterbilden und Beruflich meinen Blick auf Bereiche lenken in denen ich wirklich was bewirken kann. Vielen vielen Dank dass du dir wieder die Zeit genommen hast mir zu helfen.
  


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