Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, möchte ich kurz eine kleines Erlebnis aus der letzten Woche schildern. Ich war gerade im Supermarkt, als von hinten eine kleine süße Omi zu mir herkam und mich fragte, ob ich neu hier her gezogen sei, da sie solch eine exotische Gestalt (ich wegen meinem Hijab) hier noch nie gesehen habe. Ich bejahte dies und daraufhin fragte sie mich, ob ich Deutsche sei. Dies beneinte ich und wies auf meine türkische Herkunft. Ganz lieb wünschte sie mir dann noch einen schönen Tag und einen guten Start in der neuen Umgebung. Möge Allah ta'ala ihr Herz für die Wahrheit öffnen. Ich war so überrumpelt, dass ich in dem Moment gar nicht wirklich etwas sagen konnte, außer die Fragen zu beantworten.
Jedenfalls worauf ich hinaus will: Mir ist es aufgefallen, dass die Ausländer in Deutschland sich als Türke, Araber, Italiener, Grieche, etc. bezeichnen, obwohl sie vielleicht sogar schon die dritte oder vierte Generation darstellen.
In anderen Ländern, wie Australien, Frankreich, Großbritannien, USA kommt das eher selten vor. Sie sehen sich als Aussie, Franzose, Brite, Ami. Sagt ihr, wenn ihr gefragt werdet, dass ihr Deutsche seid (wenn eure Eltern aus nem anderen Land stammen) oder dass ihr Türke, Araber, etc. seid?
Woran liegt das, dass wir hier in Deutschland uns eher als Türke, Araber, etc. bezeichnen, ob das jetzt nun praktizierende Muslime, nicht praktizierende Muslime oder auch Kuffar sind und in anderen Länder sich die Menschen mit diesem Land identifizieren, zwar nicht mit den religiösen Normen und Werten, aber so als Bürger?
Will hier aber keine Nationalitäts- oder Nationalismusdiskussion breit treten. Nationalismus hat im Islam nichts zu suchen.
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interessante frage!
ich glaube, das die menschen in den genannten ländern keinen so starken bezug zur ihren herkunftsländern besitzen. bedeutet, die meisten haben das land, in dem ihre eltern geboren sind vielleicht grad einmal gesehen. in den ländern wiederum wo sie leben, sind die menschen dort stolz auf ihre herkunft. die amis sind stolz amis zu sein, die briten und franzosen ebenso. hier in deutschland ist dieses nationale gefühl aufgrund der vergangenheit unterdrückt wurden. vor vielleicht 20 jahren wurden hier deutsche als nazis beschimpft wenn sie sich eine deutsche flagge in den garten hingen.
euch ist bestimmt aufgefallen, das erst seit der wm in deutschland hier deutsche flaggen präsent waren wie noch nie. wo man hinschaute deutsche flaggen und deutsche trikots. sogar jungs und mädels mit ausländischem hintergrund hatten diese an oder hatten eine deutsche flagge am auto hängen. das gab es zuvor nie und war zuvor undenkbar gewesen.
das ist ein sozialproblem, die menschen hier können sich selber nicht leiden, wer will dann erst zu ihnen gehören.
das nazi-problem ist davon ausgenommen. das sind meist kids ohne perspektive, aber auch schlaue kids, dennen es aber nicht wirklich um die nazi-ideologie geht, sonder eher um macht und wirtschaftlichem erfolg. sie verpacken es nur in die ns-tüte, um soviele kids anzulocken wie möglich.
ich selber bin marokkaner, bin weder stolz auf mein land noch diesem abgeneigt. bin hier aufgewachsen (mit 3 jahren hierher) und besitze die deutsche staatsangehörigkeit. die wiederrum nur ein papier ist, da man dies tagtäglich zu spüren bekommt. ich wollte nie zu dieser gemeinschaft gehören und werde es auch nie. meine gemeinschaft (die ummah rasoulallahs) ist leider in sich selbst so zerstritten, das man permanent weinen könnte.
wenn man mich fragt was ich für ein landsmann bin, anworte ich natürlich mit marokkaner. und dies ist kein nationalismus, sondern eine wahrung der herkunft. man verleugnet nicht seine wurzeln.
gibt es nicht ein ahadith sogar dazu!?
aber im endeffekt wäre die richtige antwort:
"sind sie deutscher" - "nein, muslim" ;-)
Zitat:ich glaube, das die menschen in den genannten ländern keinen so starken bezug zur ihren herkunftsländern besitzen. bedeutet, die meisten haben das land, in dem ihre eltern geboren sind vielleicht grad einmal gesehen.
Also aus meiner Erfahrung mit Geschwistern aus diesen Ländern heraus kann ich das nicht wirklich bestätigen. Vielleicht kenne ich aber auch gerade die Minderheit und nicht die Mehrheit, vor allem auch im Vergleich zu mir. Ich war beispielsweise das letzte Mal vor 6 Jahren richtig in meiner Heimat, wobei ich selbst die Türkei nicht wirklich als meine Heimat empfinde, genauso wenig wie Deutschland. Jedoch kann ich den Menschen ja auch nichts sagen. Da entscheide ich mich dann für meine türkischen Wurzeln, da ich hier in Deutschland eh immer als DIE Türkin angesehen werde, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin und vielleicht sogar besser deutsch spreche als so manch Deutscher. Vielleicht würden sie mir das "Ich bin Deutsche"-Geschwätz abkaufen, wenn ich keinen Hijab tragen würde, aber gerade als Muslima akzeptiert das sowieso niemand.
Ich denke das ist auch einer der springenden Punkte. Was die USA, Kanada, Großbritannien, etc. betrifft. Muslime sind dort in den Gesellschaften eher akzeptiert und wurden auch eher willkommen geheißen als es hier in D der Fall war. Wenn ich schon allein die Geschichten meiner eigenen Eltern und vieler Bekannten höre, die damals ja nicht einmal praktizierende Muslime waren, dann ist es für mich nicht verwunderlich, dass die Kinder auch in der 3. oder 4. Generation sich immer noch als Türke, Araber, Italiener etc. bezeichnen.
Meine ehemalige Nachbarin war eine Deutsche, die mit einem Italiener verheiratet war und subhanAllah sogar sie selbst sagte, dass sie sich mit den Deutschen nicht identifizieren kann und sie sich selbst viel mehr als Italienerin fühlt. Man merkte das auch an ihrer Art.
Allahu a'lam. Ansonsten gebe ich dir auch Recht.
Zitat:anworte ich natürlich mit marokkaner. und dies ist kein nationalismus, sondern eine wahrung der herkunft. man verleugnet nicht seine wurzeln.
Da liegt wahrscheinlich ein Missverständnis hervor. Natürlich ist dies kein Nationalismus. Ich wollte nur schon von Anfang an die Tür zu diesem Teufelsweg schließen, indem ich solch eine Diskussion ausschloss.
Aber wie lange kann man denn noch von seinen, in meinem Fall, türkischen Wurzeln sprechen? Wenn wir es genau nehmen, dann stamme ich aus Mittelasien. Dies könnte man weiter zurückführen bis zu Adam alaihis salaam. Bei dir kann ich das noch nachvollziehen, da du ja in Marokko geboren und dann später erst hier her gekommen bist. Aber sind die Wurzeln von Kindern, die hier schon die 4. Generation ausmachen, immer noch das Herkunftsland ihrer Urgroßeltern? Wie lange ist das noch die Heimat oder wie lange kann man es noch zu den Wurzeln zählen?
Das ganze verläuft sich ja und im Grunde hat dann jeder mehrere Wurzeln bis wir am Ende nur noch eine Wurzel haben.
ich sage dass ich aus der Türkei komme wenn man mich fragt, die meisten sehen es ehh schon oder denken zumeist dass ich eben aus der Richtung komme...
Obwohl ich selber seit 15 jahren nur den deutschen pass besitze usw,,fühle ich mich mit diesem Land trotzdem nicht verborgen da es leider viele Menschen gibt die besonders gegen türken extreme Vorurteile haben..wenn man mir ohne Vorurteile kommt und neutral fragen stellt , so bin ich offen für alles ohne Beleidigungen aber eben mit -vorurteilen lässte es sich schwer reden..ich kann mich leider mit der art oder der kultur nicht identifizieren, dieses hat auch viel mit Erfahrungen zu tun die ich gemacht habe..man wendet sich eben von solchen menschen ab...es gibt aber auch welche die mir sehr nahe stehen, aber die kann ich echt mit meinem rechtem finger abzählen..
mir fehlt auch diese gastfreundlichkeit und vieles andere eben was es bei uns gibt....
wieso man sich nicht einintegriert, wie so manche deutsche fragen? naja , integration ist schonwichtig aber nicht so wie es sich so mancher deutsche vorstellt..da könnte man jetzt viel schreiben, aber dass war ja nicht deine Frage
wasalam
Diener des Allbarmherzigen
Gast
In manch anderen Ländern wird man eher selten gefragt, woher man kommt. Nur in den Ländern, wo der Nationalismus noch in den Adern fließt, ist das meistens der Fall. Man fragt dann nicht, weil man neugierig ist, sondern damit man gleich eine bestimmte Stellung einnimmt gegenüber demjenigen.
In anderen Ländern ist auch die Bevölkerung zu sehr gemischt und dann spielt es keine Rolle mehr.
Das alles hat sich auch in D gebessert.
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Eine andere Frage, falls man gefragt wird, woher man kommt, und man antwortet aus D, obwohl man z.B. aus der Türkei kommt, wird man da nicht kommisch angeguckt? Hinterher würde trotzdem die Frage nach dem Ursprung kommen. Meiner Meinung nach, egal woher man kommt, oder wie gut man Deutsch spricht, wird man in D immer Ausländer bleiben. Also werde ich von Anfang an auf diese Frage antworten, dass ich ursprünglich aus Russland komme.:)
Selam aleykum
Ah In deutschland ist man ausländer und in sein eigenes land theoretisch auch ( wenn man in deutschland geboren ist)
aber hauptsache sind wir alhamdulillah alle muslime insallah
wa selam aleykum
Zitat:Eine andere Frage, falls man gefragt wird, woher man kommt, und man antwortet aus D, obwohl man z.B. aus der Türkei kommt, wird man da nicht kommisch angeguckt?
Wird man. Ich teste das manchmal. Wenn ich sage, dass ich Deutsche bin, dann lautet die nächste Frage: "Und ursprünglich?" Aber diese Frage wird erst seitdem ich Hijab trage gestellt. Davor wäre ich als Deutsche durchgegangen, rein von der Optik. Es spielt also mitunter auch eine Rolle, dass man von Frauen mit Hijab davon ausgeht, dass sie alles andere als deutsch sind, wobei die Omi aus meinem ersten Post ja dachte, ich sei Deutsche.
Über diese Tatsache, die in Deutschland nun mal eine Tatsache ist, bin ich mir bewusst. Für mich stellte bzw. stellt sich die Frage, warum das hier in D so ist, aber in anderen Ländern nicht.
Wenn meine Schwester in Großbritannien sagt, dass sie Britin ist, dann kommt niemand auf die Idee, sie zu fragen, woher sie ursprünglich stammt, weil es für sie unerheblich ist.
Und was Bruder Abddul_Maliq sagte, kann ich aus meiner Erfahrung heraus auch bestätigen: Dafür gibts im türkischen auch nen schönen Spruch (für alle, die türkisch verstehen: Burda yabanci, türkiyede almanci).
BarakAllahu fiikum für die Antworten.
Salam alikom,
ich könnte und würde mich niemals ais deutsche bezeichnen, ich bin nunmal keine deutsche..nicht weil das schlecht ist, aber ich würde etwas behaupten was ich nicht bin, für mich wär das wie eine Lüge oder eine Täuschung. ALLAhu a3lam...
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