Sehr geehrte liebe Schreiber,
es freut mich, dass meine Diskussion doch nicht direkt geblockt wurde und mir sich nun (wie es scheint) sehr qualifizierte Schreiber zuwenden....Ihr habt sehr viel geschrieben, ich muss es mir in einer ruhigen Minute noch einmal genau und langsam durchlesen,in den Erklärungen steckt auch für mich sehr viel! Dennoch möchte ich mich bereits zu einigen Punkten äussern:
Lieber Abdu rRahman, doch ich habe Kath. Theologie studiert und bin mir der Kath.-kirchlichen Trinitätslehre, in der der Begriff "Personen" verwendet wird auch im Klaren. Gerne möchte ich jedoch einen kurzen Absatz aus dem Konzil von Florenz anfügen, die sich u.a. mit diesem Thema damals theologisch beschäftigt haben:
"Die lateinische Tradition des Credo bekennt, daß der Geist ,,aus dem Vater und dem Sohn [filioque] hervorgeht". Das Konzil von Florenz erklärt 1438, ,,daß der Heilige Geist ... sein Wesen und sein in sich ständiges Sein zugleich aus dem Vater und dem Sohne hat und aus beiden von Ewigkeit her als aus einem Prinzip und durch eine einzige Hauchung hervorgeht ... Und weil der Vater selbst alles, was des Vaters ist, seinem einziggeborenen Sohn gab, außer dem Vatersein, hat der Sohn selbst eben dieses, daß der Heilige Geist aus dem Sohn hervorgeht, von Ewigkeit her vom Vater, von dem er auch von Ewigkeit her gezeugt ist"
Ich denke, dass dieser Abschnitt es ganz gut zusammenfasst. Gott ist letztlich einer und er offenbart sich uns eben in 3 "Personen" oder erscheint in 3 Formen, wie ich es im oberen Beitrag erklärt hatte.
Du hast dich sehr an diesen 2 Wortbegriffen aufgehängt, dazu ein Zitat aus:
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1E.HTM
"Die Kirche verwendet den Begriff ,,Substanz" (zuweilen auch mit ,,Wesen" oder ,,Natur" wiedergegeben), um das göttliche Wesen in seiner Einheit zu bezeichnen; den Begriff ,,Person" oder ,,Hypostase", um den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist in ihrer realen Verschiedenheit voneinander zu bezeichnen; den Begriff ,,Beziehung", um zu sagen, daß ihre Verschiedenheit in ihren gegenseitigen Beziehungen liegt."
Als "Personen" wird demnach die Verschiedenheit bezeichnet, in denen sich uns Gott offenbart hat. Trotzdem (wie man hier auch erkennen kann) haben die Personen den EINEN göttlichen Ursprung, stehen in klarer Beziehung.
Deshalb finde ich es auch immer wieder verletzend und auch unberechtigt uns Christen "Vielgötterei" vorzuwerfen, die Definition von Vielgötterei ist zu lesen, hier:
http://basisreligion.reliprojekt.de/vielgoetterei.htm
Zur Entstehungsgeschichte der Bibel empfehle ich in Kurzform:
https://www.die-bibel.de/bibelwissen/ent...s-sie-ist/
Die lange Entstehungsgeschichte der Bibel und die verschiedenartigen Übersetzungen als kritischen Punkt zu sehen, ist nicht unberechtigt. Trotzdem wurde die Kanonisierung nicht "zufällig" erstellt, sondern aufgrund langer bibelexegtischer Quellenforschungen...deshalb konnten bestimmte Übersetzungen sowie apokryphische Texte wie das immer wieder gern benannte Thomas-Evangelium auch ausgeschlossen werden. Sie erwiesen zu wenig "Gehalt", die Quellen erschienen zweifelhaft.
Das der Koran auch keine reine Entstehungsgeschichte aufzuweisen hat, wird leider dabei immer nicht so gerne erwähnt:
Ursprünglich wurde der Koran nämlich ebenfalls hauptsächlich aus dem Gedächtnis wiedergegeben.
Mohammed diktierte seine Offenbarungen verschiedenen Schreibern, hauptsächlich seinem Adoptivsohn, dem ehemaligen Sklaven Zaid.
Diese Dikate Mohammeds wurden zu seinen Lebzeiten vielfach abgeschrieben.
Manche Genossen besaßen die Aussprüche Mohammeds teilweise oder vollständig auf dem ihnen zur Verfügung stehenden Material. Die Korantexte wurden schließlich durch die regelmäßige liturgische Rezitation einem großen Teil der Gemeinde wörtlich ins Gedächnis eingeprägt. Neben der schriftlichen Tradition bestand eine mündliche Überlieferung. So berichtet z.B. ein Hadit vom Tod etlicher Korankenner (es soll sich um 700 Gefährten Mohammeds gehandelt haben) in der Schlacht von Yamama, die 633 n.Chr. zu Ende ging:
"Viele Abschnitte des Korans, die offenbart worden waren, kannten jene, die an dem Tag von Yamama starben ... aber sie waren nicht denjenigen bekannt, die sie überlebten. Sie waren damals auch noch nicht niedergeschrieben worden. Weder Umar noch Abu Bakr noch Uthman hatten zum damaligen Zeitpunkt den Koran gesammelt, und die betreffenden Abschnitte waren nach ihrem Tod nicht im Besitz einer einzigen Person".
Erst nach dem Tod Mohammeds wurden seine Aussprüche gesammelt und zusammengetragen.
Der Kalif Othman (644 - 656 n.Chr.) kanonisierte den Koran und ließ alle anderen Versionen des Koran vernichten.
Deshalb: Die Behauptung, dass der Koran von Anfang an völlig unverändert weitergegeben worden sei, entspricht nicht den Tatsachen. Erst nachdem Othman die verschiedenen Koranversionen vernichtet hatte, gab es nur den einen allein gültigen Koran, der dann bis heute unverändert tradiert worden ist.
Außerdem wird auf islamischen Gebieten auch viel zu wenig (kritische) Koranexegese zugelassen.....schade! Denn das Wort Gottes sollte dem menschlichen Anzweifeln und Nachforschungen standhalten können.
Übrigens: Das Argument, dass unsere Trinität nicht stimmen kann, weil so schwer verständlich, finde ich auch nicht nachvollziehbar.
Gott ist größer als unser "Verständnis". Viele Geheimnisse werden wir vllt. auch erst später ganz erkennen können.
Aber natürlich: Die Einfachheit des Islam in seiner Theologie ist deswegen natürlich dementsprechend beeindruckend.
Trotzdem: ....finde ich die Ausführungen von Euch sehr klar und interessant....ich werde versuchen sie "ohne christliche Brille" nochmals genauer zu lesen..
Mit großem Respekt....
Amelia